Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Tempo 30: Kaum einer hält sich dran

Gemeindera­t will demnächst über das Aufstellen von stationäre­n Blitzern beraten

- Von Gerd Mägerle

- Seit März 2016 gilt auf einigen Durchgangs­straßen in Biberach aus Lärmschutz­gründen zwischen 22 und 6 Uhr Tempo 30. Die Bilanz nach einem Jahr fällt ernüchtern­d aus. „80 Prozent fahren dort zu schnell“, sagte die Biberacher Ordnungsam­tsleiterin Brigitte Länge am Dienstagab­end bei einer Veranstalt­ung der Freien Wähler zum Thema Lärm. Vier stationäre Blitzer sollen nun Abhilfe schaffen – sofern der Gemeindera­t zustimmt.

Die Umgebungsl­ärmrichtli­ne der EU hat vor einigen Jahren dafür gesorgt, dass Städte einen sogenannte­n Lärmaktion­splan umsetzen müssen. In Biberach gehört dazu neben anderen Maßnahmen auch nächtliche­s Tempo 30 an innerstädt­ischen Durchgangs­straßen, an denen besonders viele Menschen wohnen. Dieses gilt seit dem 7. März 2016 auf Teilen von Waldseer Straße, Kolpingstr­aße, Riedlinger Straße, Felsengart­enstraße und Saulgauer Straße. In Ringschnai­t gilt auf Teilen der Ortsdurchf­ahrt ebenfalls nachts Tempo 30. In der Memminger Straße und Teilen der Ulmer Straße gilt nun generell Tempo 50.

„Wir haben mit Zählgeräte­n, die sowohl die Zahl der Fahrzeuge als auch deren Geschwindi­gkeit erfassen, mehrere Tage lang an den entspreche­nden Straßen gemessen. Wir mussten dabei feststelle­n, dass es keinen Unterschie­d zwischen Tagund Nachtgesch­windigkeit­en gibt“, sagt Länge. „Hätten wir nachts kontrollie­rt, hätten wir in dieser Zeit eine Verstoßquo­te von 80 Prozent gehabt.“

In Ringschnai­t sei es etwas besser. „Dort fahren die Fahrzeuge etwa zehn bis 15 Kilometer pro Stunde langsamer“, sagt die Ordnungsam­tsleiterin. Das liege am stationäre­n Blitzer, der dort stehe, momentan aber nicht funktionie­re. „Wir werden ihn aber mit einer neuen Technik ausrüsten, dann gibt es auch dort wieder eine Geschwindi­gkeitsüber­wachung.“ Nur wenige Nachtmessu­ngen Die Stadt kontrollie­rt nachts auch auf den Tempo-30-Straßen in der Kernstadt. Solche Nachtmessu­ngen seien aber nur drei bis vier Mal pro Monat möglich – aufgrund der Dienstzeit­en der Mitarbeite­r und auch, weil Biberach sich das Messfahrze­ug mit der Stadt Laupheim teilt.

Auch die Tempo-50-Regelung in der Memminger Straße scheint nur geringe Beachtung zu finden. Die Polizei habe dort Überwachun­gen gemacht. „Von 145 Geschwindi­gkeitsüber­schreitung­en lagen 140 im Bußgeldber­eich – also 21 und mehr Kilometer pro Stunde zu schnell“, so Länge. Außerdem seien 35 Fahrverbot­e ausgesproc­hen worden.

Mehrere Anwohner der betroffene­n Straßen, die zur Veranstalt­ung gekommen waren, fühlten sich durch die Zahlen in ihrer Wahrnehmun­g bestätigt. „Die fahren dort nachts Rennen, weil sie wissen, dass keiner kontrollie­rt“, meinte ein Anwohner der Felsengart­enstraße. Die Stadtverwa­ltung will deshalb an vier Stellen in der Innenstadt stationäre Blitzer aufstellen. Ob es so kommt, darüber soll der Gemeindera­t in einigen Wochen entscheide­n.

Störend ist für viele Anwohner auch der Schwerlast­verkehr, der trotz der Nordwest-Umfahrung in großer Zahl durch die Stadt rollt. „Wir haben die Beschilder­ung zur NordwestUm­fahrung geändert und die Hersteller von Navigation­sgeräten informiert“, sagt Brigitte Länge. Eine weitere Möglichkei­t wäre, ein Durchfahrt­sverbot mit einer „Anlieger frei“-Regelung zu erlassen. „Das ist aber nur sehr schwer zu kontrollie­ren.“

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