Schwäbische Zeitung (Laupheim)
„Die Zahl der Terrorverdächtigen ist auf einem Höchststand“
- Anschläge wie jener in London seien nur schwer zu verhindern. Das sagt Peter Neumann (Foto: dpa), Terrorismusexperte und Direktor des „International Center for the Study of Radicalisation“am Londoner King‘s College, im Gespräch mit Andreas Herholz. Gerade das Londoner Regierungsund Parlamentsviertel gilt als einer der sichersten und besonders geschützten Orte in Europa. Zeigt der Anschlag dort, dass solche Attentate nie ganz zu verhindern sind? Die britischen Behörden sind im Kampf gegen den Terrorismus sehr gut aufgestellt. Die Briten verfügen auch über die besten Geheimdienste in Europa, haben sich diese Fähigkeiten spätestens nach den Anschlägen von 2005 systematisch aufgebaut. Seither sind in Großbritannien 13 geplante große Anschläge vereitelt worden. Die Art des jüngsten Anschlages von London ist nur äußerst schwer zu verhindern. Ziel ist es, Angst und Unsicherheit zu schüren, den Menschen das Gefühl zu geben, dass es jeden jederzeit überall treffen kann. Das Einzige, was hilft, ist konsequente Überwachung und die Täter hinter Schloss und Riegel zu bringen. Je mehr Gefährder es gibt, desto schwieriger wird es allerdings, sie im Auge zu behalten. Die Zahl der Terrorverdächtigen in Europa ist auf einem historischen Höchststand. Da wird es natürlich immer schwieriger mit der Überwachung, und es werden Fehler gemacht. Die Ressourcen der Sicherheitsbehörden sind begrenzt. Fehlt es im Kampf gegen den Terror vor allem an Personal? Es gibt eine Diskrepanz zwischen den Kapazitäten beim Personal von Polizei und Geheimdiensten und der steigenden Zahl an Gefährdern. Die Kapazität muss erhöht werden. Das geht nicht so schnell. Die Prävention muss besser werden, damit sich nicht immer mehr radikalisieren und in die Netzwerke geraten. Man muss aber auch ehrlich sein und der Bevölkerung klarmachen, dass diese Art des Terrorismus nicht jeden Tag passieren wird, aber sich in einer freien Gesellschaft nie ganz verhindern lässt. Das heißt nicht, sich daran zu gewöhnen, aber der Realität ins Auge zu sehen. Die Briten und die Menschen in London reagieren jetzt genau richtig mit Besonnenheit und Entschlossenheit.