Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Hoeneß erklärt Titelkampf für beendet
Bayerns Präsident spricht in Friedrichshafen gut gelaunt über den Mittelstand
- Für Bayern Münchens Präsident Uli Hoeneß war der Auftritt beim Mittelstandsforum in der Messe Friedrichshafen am Mittwochabend ein Heimspiel, das er schon vor seinem ersten Satz gewonnen hatte. Nicht, weil Hoeneß gebürtiger Schwabe ist, der Bodensee ist von München weiter weg als seine Geburtsstadt Ulm, zudem haben 47 Jahre Oberbayern fast jede schwäbische Färbung rausgewaschen aus seiner Sprache. Doch die Herzen der rund 900 Zuhörer hatte Hoeneß auf Anhieb gewonnen.
Mittelstand, damit kennt er sich aus, der Metzgerssohn und mittlerweile auch ehemalige Wurstfabrikant. Die Nürnberger Rostbratwurstfirma hat er längst an die Kinder überschrieben, schon seit 2001 leitet Sohn Florian die Geschäfte, doch das Familienoberhaupt ist natürlich noch immer involviert (und größter Fan des Produkts). 1985 gründete der damals junge Manager des FC Bayern München mit seinem Freund Werner Weiß die Firma. Noch ehe die erste gemeinsame Wurst produziert war, hatten die Geschäftspartner schon einen Vertrag mit Aldi in der Tasche. „Ich habe den Werner damals gefragt, wie viele Würste er am Tag produziere. Er meinte: ,50 Kilo.’ Ich sagte: ,Pah, 50 Kilo. Werner, wir brauchen Tonnen!’“
Wo Hoeneß ist, da muss Erfolg sein (und ist es meistens ja auch). Die Wurstfabrik produziert heute bis zu vier Millionen Nürnberger am Tag, der FC Bayern, der zu Hoeneß’ Anfangszeiten zwölf Millionen Mark umsetzte, bewegt mittlerweile mehr als 650 Millionen Euro pro Jahr. Die Zahlen und Anekdoten sprudeln nur so aus ihm heraus, er hält solche Vorträge öfter, die Honorare spendet er. Auch schon vor seiner „schwierigen Zeit“, wie er seinen Gefängnisaufenthalt selbst nennt. Seit er wieder in Freiheit ist, gehören auch KnastAnekdoten zum Programm.
Die 22 Monate in Haft sind eben auch Hoeneß. Genauso wie seine Aversion gegen Handys. Die seien der „totale Scheiß“. Auch Computer mag Hoeneß nicht, das Gerät zu Hause „bedient meine Frau“. Was ebenso für Lacher sorgt wie Erzählungen von Oktoberfestbesuchen der Bayernmannschaft in den 1970ern. Als der verurteilte Steuerhinterzieher betont, dass man bei der Diskussion um Manager- und Fußballergehälter nicht vergessen dürfe, dass „da noch 50 Prozent Steuern abgezogen werden“müssten und der „FC Bayern jeden Monat Lohnsteuer abführt, da gibt es keine Schlupflöcher“, bleibt das Publikum eher leise. Um dann richtig zu klatschen, als er den Meisterschaftskampf in der Bundesliga, der ohnehin seit Wochen keiner mehr ist, für beendet erklärt. „Ja, seit Samstag.“Er nehme die Gratulation an. Jetzt würden die Leute zwar wieder sagen, „der Hoeneß ist arrogant. Aber ich bin überhaupt nicht arrogant. Wir müssten fünfmal verlieren und die anderen fünfmal gewinnen, um uns einzuholen. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass das auf dieser Welt noch einmal passieren kann.“