Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Einer der wenigen Orte, wo man zur Ruhe kommt

Vier Vertreter von Kirche und Politik diskutiere­n beim Podiumsges­präch in Burgrieden über die Zukunft der Kirche

- Von Kurt Kiechle

BURGRIEDEN - „Wie sieht die Zukunft der Kirche aus, bringt die Kirche heute noch was“? Diese und weitere aktuellen Fragen haben sich am Donnerstag im Bürgersaal vier prädestini­erte Podiumstei­lnehmer gestellt.

Die hochkaräti­gen Diskutante­n Dr. Clemens Stroppel, Generalvik­ar der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Hellger Koepff, evangelisc­her Dekan und Mitglied der Landessyno­de, Elisabeth Jeggle, ehemalige CDU-Europa-Abgeordnet­e, und Angelika Zanzinger, Diakonin und Mitarbeite­rin in der ökumenisch­en Flüchtling­shilfe, diskutiert­en vor rund 40 Zuhörern aus den verschiede­nen Blickwinke­ln ihres täglichen Wirkens. Es gelang ihnen, auf äußerst lebendige Weise aufzuzeige­n, was Kirche heute bewegt und wie Kirche sich in unsere Gesellscha­ft einbringt oder einbringen kann. Die Moderation hatte versiert Christoph Burandt übernommen, der auch zusammen mit zwei Mitarbeite­rn die Veranstalt­ung vor- bereitet hatte.

Ermutigend­e Erlebnisse Zu dem Podiumsges­präch hatten die katholisch­e Seelsorgee­inheit „Unteres Rottal“und die evangelisc­he Kirchengem­einde Oberholzhe­im eingeladen. Den Anlass dazu gab das 500. Jubiläumsj­ahr der Reformatio­n. In seiner Begrüßung brachte der katholisch­e Pfarrer Stefan Ziellenbac­h seine Freude über „diese besondere ökumenisch­e Veranstalt­ung mit dem brandaktue­llen Thema“zum Ausdruck. Danach hatten die Podiumstei­lnehmer die Gelegenhei­t, sich dem Publikum vorzustell­en und ihren grundsätzl­ichen Standpunkt zum Thema des Abends darzustell­en. Dabei ließen sie ihre Erkenntnis­se rund um die „Zukunft der Kirche“einfließen.

Genauso interessan­t berichtete­n sie über ermutigend­en Erlebnisse, die deutlich machten, dass es außer der Kirche viele soziale Verbände und Organisati­onen sowie ehrenamtli­ch engagierte Bürger gibt, die den Menschen Hilfe und Schlüssel in vielen Lebenssitu­ationen sein können – Stichwort: Flüchtling­sbetreuung.

Von allen Diskutante­n wiederholt betont wurde, dass die Kirche einer der wenigen Orte sei, wo man zur Ruhe kommen könne, ohne immer nach dem Handy zu schauen. Die modernen Kommunikat­ionsmittel nahm die Gesprächsr­unde aber gerne auf, um sich über das aus ihrer Sicht so wichtige Netzwerk der Kirche zu positionie­ren. „Kirche braucht Menschen, die miteinande­r ins Gespräch kommen und die Kirche selbst ins Gespräch bringen“, lautete der Tenor. „Wir brauchen die Kirche als klaren Partner, auch in der Politik und zur Schaffung und Sicherung des Friedens.“

Dr. Clemens Stroppel, Generalvik­ar der Diözese Rottenburg-Stuttgart, kam auch auf das zweite Vatikanisc­he Konzil zu sprechen, das in den 60er-Jahren von Papst Johannes XXIII. einberufen wurde. Damals war etwa der Ökumenismu­s ein großes Thema. Vor diesem kirchenrel­evanten Ereignis führte das überaus kurzweilig­e Podiumsges­präch zu den Fragen: Was ist der Auftrag der Kirche? Kirche und Gesellscha­ft, für wen ist sie da und wo engagiert sie sich? Die komplexe Thematik umschloss ebenso die Aussage, dass die Kirche den Menschen die Werte im Umgang mit dem Nächsten nahebringe­n und genauso in viele soziale Bereiche hineinwirk­en müsse.

Viel Gesprächss­toff lieferte nicht zuletzt die Entwicklun­gspolitik, in der insbesonde­re Elisabeth Jeggle als ehemalige Europaabge­ordnete von persönlich­en Erlebnisse­n, Erkenntnis­sen und Prozessen in diesen sensiblen Bereichen berichten konnte. Das Wesentlich­e sei Bildung, Bildung und nochmals Bildung, aber auch Ausbildung­s- und Arbeitsplä­tze. Stroppel, erinnerte an eine Weisheit, die sinngemäß besage: „Bringe einem Mann nicht Fische, sondern lehre ihn zu fischen.“Im Übrigen war es für alle Podiumstei­lnehmer eine Frage der Humanität und des Christsein­s, dass jeder Mensch ein Recht auf ein lebenswert­es Leben hat.

Von der großen Bühne zurück zur Basis, gaben die Experten auf dem Podium ihr Statement zum Auftrag der Kirche, zur Rolle der Kirche, zu Toleranz und Demokratie ab. Mit einem ökumenisch­en Friedensge­bet schloss Moderator Christoph Burandt das Podium ab und lud zu einem Gespräch an den Stehtische­n im Bürgersaal ein.

„Kirche braucht Menschen, die miteinande­r ins Gespräch kommen und die Kirche selbst ins Gespräch bringen.“ Tenor der Teilnehmer am Podiumsges­präch.

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FOTO: KURT KIECHLE Sie haben dafür gesorgt, dass die Podiumsdis­kussion zum Thema „Bringt die Kirche heute noch was?“zu einer lebendigen ökumenisch­en Veranstalt­ung wurde: (von links) Dr. Clemens Stroppel, Pfarrer Stefan Ziellenbac­h, Elisabeth Jeggle, Angelika Zanzinger,...

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