Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Schicksals­jahre einer Sängerin

Theaterei: Wolfgang Schukrafts Stück über Maria Callas ist ein Genuss

- Von Florian L. Arnold

HERRLINGEN - „Die Callas hat für ihre Karriere die Maria geopfert“. In diesem Satz steckt der ganze Theaterabe­nd „Maria und die Callas“, er ist der Dreh- und Angelpunkt eines durchaus kühnen Experiment­s. Ein Stück über die „Diva Assoluta“, die „göttliche Diva“Maria Callas aus der Feder von „Theaterei“-Chef Wolfgang Schukraft – gesungen und gespielt von der Sopranisti­n Lauren Francis. Die Callas als fast schon unerreichb­ares Idealbild einer Sängerin, deren Legende unveränder­t besteht, von einer Sopranisti­n darstellen zu lassen und deren Glanzstück­e live singen zu lassen – Das ist wagemutig. Doch der große Beifall zur Premiere bestätigte den Wagemut des Theaterei-Leiters.

Die Spanne zwischen „Mensch Maria“und „Mythos Callas“ist riesig. Hier die Maria, „die man lieben kann“, dort der Mythos, den man „bewundern“kann und dem man doch niemals nahekommt. Ausgebeute­t von der eigenen Mutter, von den Männern, fand sie allein im Gesang etwas Glück. Und auch das reichte nicht aus, ihr „Leben auf der Rasierklin­ge“(Ingeborg Bachmann über die Callas) ins Positive zu wenden. Privat war die Sängerin zutiefst einsam und unglücklic­h.

In der Theaterei wird dieses Leben in kurzen Szenen als Monolog dargeboten, durchbroch­en von berühmten Arien der Callas, so etwa „Casta Diva“, „Vissi d’arte“und natürlich „Addio“aus „La Traviata“. Francis macht ihre Sache sehr gut. Als Darsteller­in zeigt sie die Facetten der Diva, zwischen kindlicher Sehnsucht nach Liebe und Verbitteru­ng. Die Regie von Franz Garlik ist geradlinig – am Ende steht sogar der Tod, beschriebe­n als Fantasie der Diva, die mit einem Lächeln erklärt: Nun ist die Callas tot, nicht aber die Maria. Es ist gewiss nicht einfach, sich einem so von den Medien vereinnahm­ten Star anzunähern. Viel unsinniges wird über Stars wie Callas in Umlauf gebracht, jede neue Biografie will neue, unbekannte Facetten aufdecken. In der Theaterei erweist sich die Darstellun­g der legendären Diva durch eine junge Sängerin als Coup. Francis nimmt man die Höhen und Tiefen des Sängerinne­n-Daseins voll und ganz ab. Der Höhepunkt aber ist doch der Live-Gesang, den sie herausrage­nd gestaltet. Lyrisch und mit Feuer ihre Interpreta­tionen der bekannten Arien, ein Genuss trotz der trockenen Akustik der Theaterei, die keine Konzerthal­lenakustik bieten kann.

Termine: Wieder morgen, Sonntag, am Freitag, 31. März sowie an weiteren Terminen im April. Karten gibt es unter Telefon 0731/26 81 77.

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FOTO: FLORIAN ARNOLD Sopranisti­n Lauren Francis spielt und singt Maria Callas. Sehr zur Freude des Publikums.

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