Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Nah dran am Rekord
Mischkonzern Liebherr legt gute Zahlen vor – erreicht aber nicht den Vorjahresumsatz
- Die Messlatte lag so hoch wie nie zuvor: In den vergangenen zwölf Monaten musste sich Liebherr am Rekordumsatz des Vorjahrs messen lassen: 9,237 Milliarden Euro setzte der oberschwäbische Mischkonzern 2015 um – und verfehlte ein Jahr später dieses Spitzenergebnis knapp. 2016 kam der Hersteller von Baggern und Kranen, von Betonmischern und Minenfahrzeugen, von Gefriertruhen und Kühlschränken auf einen Gesamtumsatz von 9,009 Milliarden Euro. Es fehlten damit 228 Millionen Euro oder 2,5 Prozent zu einem neuen Rekord, wie Liebherr am Mittwoch mitteilte.
Willi Liebherr, der Sohn des Unternehmensgründers, der als Präsident des Verwaltungsrates der Liebherr-International AG gemeinsam mit seiner Schwester Isolde das Unternehmen führt, ist trotz des Umsatzrückgangs zufrieden. „Wir beobachten derzeit eine Seitwärtsbewegung, die aus verschiedenen Einflüssen resultiert. In manchen Sparten konnten wir Zuwächse verbuchen, während bei anderen, etwa im Bereich Mining, die Erlöse weiter zurückgegangen sind“, sagte Liebherr nach Konzernangaben. Ein Grund für die Zufriedenheit ist die Tatsache, dass der Konzern stabil dasteht und nach wie vor profitabel ist. Der Nettogewinn stieg um vier Millionen Euro auf 298 Millionen Euro, die Zahl der Mitarbeiter um 1,8 Prozent auf weltweit 42 308.
Sorgen bereiten Willi Liebherr allerdings die Bestrebungen, den Freihandel überall auf der Welt einzuschränken. „Der freie Handel ist für uns eminent wichtig, doch wir müssen uns auch den aktuellen Gegebenheiten anpassen, denn die Trends können wir nicht aufhalten“, erklärt Liebherr. „Da wir uns in unseren Hauptmärkten als langfristiger verlässlicher Partner vor Ort positioniert haben, können wir mit einer protektionistischeren Wirtschaftspolitik ein Stück weit leben.“Sprich: Zur Geschäftspolitik des Unternehmens gehört es, in strategisch wichtigen Märkten als heimischer Hersteller aufzutreten.
In den Vereinigten Staaten von Amerika, hier ging der Umsatz leicht zurück, müsste Liebherr im Fall des von US-Präsident Donald Trump angekündigten Strafzolls auf Importe aufbauen. Denn nur ein Achtel des Umsatzes, den Liebherr dort macht, stammt aus US-Produktion.
Wichtigste Absatzregion für Liebherr ist Westeuropa, dort stieg der Umsatz – vor allem in Deutschland, dem größten Markt des Konzerns. Positiv entwickelte sich auch der Erlös in Russland und Polen. Im Nahen und Mittleren Osten lag der Umsatz auf Vorjahresniveau.
Für 2017 erwartet Liebherr steigende Umsätze – sowohl bei Baumaschinen und Minenfahrzeugen, dem wichtigsten Geschäftsbereich, der zuletzt Umsatzrückgänge zu verzeichnen hatte, als auch in anderen Produktbereichen.
Gegründet hat Hans Liebherr den Konzern 1949 in Kirchdorf an der Iller. In den Tochtergesellschaften in Oberschwaben und im Allgäu beschäftigte Liebherr 2016 rund 16 300 Mitarbeiter. Dies sind mehr als 300 Beschäftigte mehr als im Jahr zuvor.