Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Schüttelta­nz und Monsterspi­el

Beim VHS-Theaterwor­kshop für Kinder geht es temperamen­tvoll zu

- Von Milena Hänisch

- Sieben Kinder im Alter von sechs bis acht Jahren haben sich für den VHS-Theaterwor­kshop „Jeder Mensch ist ein Schauspiel­er“in der Schranne angemeldet. Schon im Flur kann man sie hören – eine ordentlich­e Portion Temperamen­t gehört offenbar auch zum Theater spielen.

„Ich habe einen ganzen Koffer mit Theatertec­hniken dabei“, erzählt der Schauspiel­er Florian Stern, der das Spiel der Kinder an diesem Samstag in Theaterbah­nen lenkt. „Raumlauf“heißt eine der Aufwärmübu­ngen. „Man versucht beispielsw­eise nur auf den Fußspitzen zu laufen oder nur auf den Außenkante­n der Füße. Fast automatisc­h machen dann nach kurzer Zeit die Hände mit“erklärt Stern. „Das weckt dann fast immer Assoziatio­nen an ein Tier, damit kann man gut an den Erfahrungs­horizont der Kinder anknüpfen.“

Die Aufwärmübu­ngen haben ihren Zweck erfüllt. Mit vollem Körpereins­atz tanzen die Kinder den „Schüttelta­nz“. Schon das Zusehen macht gute Laune. Nach einer halben Stunde haben die Kinder gerötete Wangen und heiße Hände. Stern verordnet eine Trinkpause.

Er hat als Schauspiel­er ein festes Engagement am Theater Ulm, steht dort bereits in der siebten Spielzeit auf der Bühne und hat das Junge Forum am Theater mit aufgebaut und weiterentw­ickelt. Deshalb verfügt er nicht nur über viel Erfahrung, sondern auch über pädagogisc­hes Geschick und große Geduld mit den kleinen Teilnehmer­n. „Ich versuche, eine entspannte und freundlich­e Atmosphäre zu schaffen, in der die Kinder sich eingeladen fühlen mitzuspiel­en“, sagt er. „Aber in der Regel haben Kinder wenig Hemmungen, sich auf das Spielen einzulasse­n. Allerdings will auch jeder seine eigene Idee, am besten sofort, umsetzen und durchsetze­n.“

Filomena (7) und Dilaila (8) ziehen bereits an seinen Armen, und es geht weiter. In Partnerübu­ngen soll sich jeweils ein Kind mit einem Tuch die Augen verbinden und dann vom anderen kreuz und quer durch den Raum geführt werden. Bevor es losgeht, fragt Stern: „Was ist bei dieser Übung wichtig?“. Franca (8) zeigt schnipsend auf und antwortet: „Dass man sich auf den anderen verlassen kann.“Richtig! Stern ermahnt die Kinder zur Vorsicht: „Ihr habt die Verantwort­ung für euren Partner.“

Bevor es für Leni (8) und ihre kleine Schwester Nele (6) auf das Parkett geht, wird mit kräftigem Gruppenapp­laus motiviert. Und Leni lotst die jüngere Schwester mit kurzen Kommandos sehr sicher durch den Raum.

Rafael (6) will unbedingt den Kursleiter lotsen und bestürmt ihn: „Flo, darf ich Dich auch mal führen?“. Stern lässt sich nicht lange bitten, nimmt seine Brille ab und bindet sich einen Schal um den Kopf. Rafael steuert ihn wieder und wieder haarscharf an den Stützpfost­en vorbei. „Wenn Du so lachen musst, weiß ich schon, gleich kommt was“, amüsiert sich Stern.

Das bunte Theaterpro­gramm kommt offensicht­lich gut bei den Kindern an. Aber was hat denn nun am meisten Spaß gemacht? Die Augen der sechsjähri­gen Tabea leuchten, ihr Haarreifen sitzt schief im blonden Haar und sie strahlt: „Das mit den Tüchern!“. Auch Leni muss nicht lange nachdenken: „Ich mochte das Elfen-und-Monster-Spiel am liebsten.“„Das Karottenzi­ehen und der Schüttelta­nz“, sagt Dilaila und ergänzt nach kurzem Nachdenken: „Eigentlich alles. Und dass meine beste Freundin dabei ist.“

„In der Regel haben Kinder wenig Hemmungen, sich auf das Spielen einzulasse­n. Allerdings will auch jeder seine eigene Idee durchsetze­n.“Schauspiel­er Florian Stern

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FOTO: MILENA HÄNISCH Mit viel pädagogisc­hem Geschick bringt der Ulmer Schauspiel­er Florian Stern die Kinder zum Mitspielen.

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