Schwäbische Zeitung (Laupheim)
„Die Heilige Familie“kehrt nach Burgrieden zurück
Josef Beck hat das Bild 1938 nach der Vorlage von Joseph Esperlin geschaffen – Historischer Verein bekommt es als Dauerleihgabe
- Immer wieder kommt der Historische Verein Burgrieden in den Besitz von Schenkungen oder Dauerleihgaben, die nicht selten auf Umwegen ihren Weg in das Heimatmuseum in Burgrieden finden. Jüngstes Beispiel ist ein vom einheimischen Kunst- und Kirchenmaler Josef Beck höchstwahrscheinlich im Jahr 1938 gefertigtes Ölgemälde im Format 52 mal 86 Zentimeter, das „Die Heilige Familie“darstellt.
Für sein Werk hat sich Beck die Darstellung von Joseph Esperlin zum Vorbild genommen; das Original ziert den linken Seitenaltar der Pfarrkirche Sankt Alban. Von dem 1707 in Degernau im Landkreis Biberach geborenen Künstler, der als ein Meister des Spätbarocks gilt, stammen auch die Darstellung der „Immaculata“(Hochaltar) und das Ölbild am rechten Seitenaltar, das den Heiligen Bernhard von Clairvaux vor dem Gekreuzigten zeigt. Die Arbeiten für das Burgrieder Gotteshaus wurden damals von Äbtissin Maria Caecilia Schmid vom Kloster Heggbach in Auftrag gegeben. Bereicherung für das Museum Dass lange nach dem Tod von Joseph Esperlin (1775) mit Josef Beck sich ein einheimischer Kunst- und Kirchenmaler „Die Heilige Familie“als Vorlage für eine detailgetreue Nachbildung ausgewählt hat, war den Heimatforschern des Historischen Vereins bislang nicht bekannt. Umso größer war ihre Freude, als ihnen vor Kurzem diese verkleinerte Wiedergabe von einem Gönner als Dauerleihgabe überlassen wurde. „Das ist eine echte Bereicherung für unser kleines Dorfmuseum. Wir haben uns ja vornehmlich das Sammeln und Bewahren von Relikten, die in Bezug zur Ortsgeschichte stehen, zum Ziel gesetzt“, sagte die Vorsitzende Maria Dietrich bei der Übergabe des Kunstwerks durch den Leihgeber Ulrich Kochlöffel aus Ulm. Das bestens erhaltene Bild soll einen exponierten Platz in dem Ausstellungsraum finden, in dem hauptsächlich Gegenstände und Zeitzeugnisse zu Schule und Kirche präsentiert werden. Das Bombardement überstanden Ulrich Kochlöffel hat früh seinen Vater im Krieg in Südrussland verloren. Die Mutter musste Offizieren der Reichswehr Quartier in ihrem Haus geben, das allerdings im Dezember 1944 dem Bombenangriff auf Ulm zum Opfer fiel. Neben dem persönlichen Hab und Gut der Offiziere konnte auch das gesamte Mobiliar zunächst auf die Straße gerettet werden. Darunter befand sich auch das Ölgemälde von Josef Beck aus Burgrieden. Ulrich Kochlöffel ist sich nicht ganz sicher, auf welchem Weg seine Mutter in den Besitz des „Schlafzimmerbildes“kam, doch vermutet er, „dass es der Künstler zur Hochzeit meiner Mutter gemalt hat, mit der er gut bekannt gewesen ist“.
Wegen der Kriegswirren übergab Kochlöffels Mutter das Gemälde zur sicheren Aufbewahrung den Großeltern. Sie waren zeitweise bei der Verwandtschaft in Burgrieden evakuiert und kehrten erst in den späten 40erJahren wieder nach Ulm zurück – und mit ihnen das Bild. Noch ein paar Mal ging „Die Heilige Familie“auf Reisen, bis das Ölbild jetzt auf Umwegen wieder in Burgrieden und beim Historischen Verein als Dauerleihgabe landete. Übrigens hat Josef Beck seiner Heimatgemeinde weitere Kunstschätze hinterlassen. So auch die schöne Madonna, die im Chorraum steht und demnächst wieder den Maialtar schmücken wird.
Karl Herzog (91), unmittelbarer Nachbar der Pfarrkirche Sankt Alban, erinnert sich noch gut an eine Arbeit von Kunst- und Kirchenmaler Josef Beck: „Er hat der Deckenstuckatur in der Kirche 1932 zu neuem Glanz verholfen, des war scho ein g’scheider Ma.“
Josef Beck fiel am 31. Dezember 1944 im Krieg. Sein Name findet sich eingemeißelt neben zahlreichen anderen gefallenen Söhnen der Gemeinde Burgrieden auf der Ehrentafel des Kriegerdenkmals.