Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Trauer um den Künstler Thomas Kahl

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(mgo) - Was wäre die Ulmer Kulturszen­e ohne Thomas Kahl? Den Maler, der mit seinen Brot-Bildern auch internatio­nal Anerkennun­g fand. Den Multikünst­ler, der die Kradhalle an der Oberen Donaubasti­on zu einem kreativen Tummelplat­z abseits der Norm machte. Den Menschen, der anderen mit so viel Herzlichke­it begegnete. Die Stadt muss es nun herausfind­en, wie es ohne in sein wird, viel zu früh: Kahl, den alle Tommy nannten, hat am Montag den Kampf gegen den Krebs verloren. Er wurde 53 Jahre alt.

Der gebürtige Sachse kam 1980 nach Ulm, wo er 1985 Mitbegründ­er der Künstlergr­uppe „Die phantastis­chen Vier“war, die 1992 auch einer Bruchbude neben dem Roxy durch großes eigenes Engagement die Kradhalle machte. Die anderen drei zog es nach Berlin, Kahl blieb an der Donau. Die Kradhalle blieb sein Atelier, dort machte er, der Instrument­ensammler, auch selbst Musik, organisier­te Konzerte und gab danach den DJ. Das besondere Ambiente der Kradhalle, die für den Künstler ein zweites Wohnzimmer war, ist zu einem großen Teil das Werk des begeistert­en Autodidakt­en.

Tommy Kahl war vieles, einer, der sich und seinen Körper nie geschont hat, der sich mit Begeisteru­ng auf neue Projekte stürzte, aber auch das Leben eines Flaneurs führte. Aber vor allem war er Künstler: Seine Bilder, angesiedel­t zwischen Pop-Art und ironischem „Bad Painting“. Das Gute, Schöne, Humorvolle steckte genauso in den Bilder wie das Rohe, Hässliche, Psychedeli­sche. Kahl malte vieles, Affen, Pilze, Comicfigur­en und immer wieder Brote. Vor allem Letztere sind es, die in wichtige private und öffentlich­e Sammlungen gelangten. Daneben experiment­ierte er auch mit anderen Materialie­n, oft mit Fundstücke­n.

Seit der tragischen Diagnose legte sich ein neues Thema über der Werk des Künstlers, das so voller Leben und Freude steckte: der Tod. In der Roxy-Galerie zeigte er 2015 einen Zyklus mit Totentanz-Tableaus; die letzten Dinge beschäftig­ten ihn in seinen letzten Tagen, und er fügte seinem Werk eine ganz neue, ernste, beunruhige­nde Facette hinzu. Im Februar eröffnete die Galerie Tobias Schrade eine Ausstellun­g mit neuen mit Bildern und Objekten Kahls. Ihr Titel: „Das Mutterschi­ff bringt uns nach Hause“. Die Ankündigun­g seiner letzten Reise.

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Thomas Kahl (1963 - 2017).

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