Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Langenauer Geburtshilfe muss schließen
Ministerium entscheidet - Gleichzeitig hohe Investitionen -
(mö/sz) - Die Abteilung Gynäkologie und Geburtshilfe im Gesundheitszentrum Langenau wird am 30. Juni geschlossen. Ab Anfang Juli ist es nicht mehr möglich, am Standort Langenau stationäre Geburten oder stationäre Behandlungen bei gynäkologischen Erkrankungen durchzuführen. Mit dieser Entscheidung, die der Geschäftsführer des Alb-Donau Klinikums (ADK), Wolfgang Schneider, am Dienstag bekannt gegeben hat, verändert sich die Krankenhauslandschaft in der Region Ulm/NeuUlm erneut. Erst vor wenigen Monaten war entschieden worden, die Geburtsstation in Illertissen (Landkreis Neu-Ulm) zu schließen.
Die ambulante Behandlung von Frauen über das Medizinische Versorgungszentrum Langenau im Gesundheitszentrum Langenau ist von der Entscheidung unberührt. Die Praxis werde mit den gewohnten Sprechzeiten unverändert weitergeführt, sagte Schneider.
Trotz des Wegfalls der Abteilung Gynäkologie und Geburtshilfe in Langenau ist die medizinische Versorgung von Schwangeren und Frauen mit gynäkologischen Beschwerden gesichert. Für Geburten und gynäkologische Operationen stehen im Umkreis von 17 bis 25 Kilometern rund um Langenau Geburtskliniken und gynäkologische Abteilungen in Ulm, Neu-Ulm, Heidenheim und Günzburg zur Auswahl. Schneider sagte: „Dadurch ist die geburtshilfliche und gynäkologische Versorgung zwar örtlich weiter entfernt, aber fachlich und im näheren Umfeld sichergestellt.“ Ausbau des Leistungsspektrums Gleichzeitig investiert der Alb-Donau-Kreis erheblich am Standort Langenau: Für 7,6 Millionen Euro werden eine interdisziplinäre Ambulanz mit Notaufnahme, eine Abteilung für Intensivpatienten und eine ausgebaute Rheumatologie entstehen. Ein Computertomograf wird angeschafft. „Damit verbessern wir das medizinische Leistungsspektrum für die Bevölkerung am Standort Langenau spürbar und nachhaltig“, kommentierte der Krankenhaus-Geschäftsführer die Ausbauvorhaben.
Seit dem Jahr 2012 wird das Krankenhaus in Langenau als Teil des einheitlichen Krankenhauses „Alb-Donau Klinikum“geführt. Neben Langenau gehören die beiden Krankenhausstandorte Blaubeuren und Ehingen zum Verbund. Das Sozialministerium und das Regierungspräsidium Tübingen hatten im Dezember 2011 festgelegt, dass die Geburtshilfe am Standort Langenau nur noch bis zu Ende 2016 betrieben werden durfte. In Verhandlungen und nach Prüfung der damaligen Entscheidung habe das Regierungspräsidium nun neuerlich einen Bescheid erlassen. ADK-Geschäftsführer Schneider: „Durch intensive Gespräche und Verhandlungen wurde dieser Termin um sechs Monate verschoben, um einen geordneten Übergang zu ermöglichen. Die endgültige Schließung der Abteilung erfolgt daher am 30. Juni 2017.“Er bedauere die Entscheidung: „Das tut uns weh. Aber wir hatten auch keine Möglichkeit mehr, das zu ändern.“Sowohl der Alb-Donau-Kreis als Krankenhausträger wie auch die Geschäftsführung hätten die Geburtenstation, in der im vergangenen Jahr 274 Kinder zur Welt kamen, gerne weitergeführt, betonte Schneider.
Mit Langenau schließt innerhalb eines Jahres die zweite Geburtsstation in der Region. Vor einem Jahr war , die Geburtshilfestation im Illertisser Krankenhaus geschlossen worden. Die Hebammen hatten fristlos ihre Beleg-Verträge mit der Kreisspitalstiftung gekündigt. Ein Bürgerentscheid war mit einem klaren Votum für eine Wiedereröffnung der Station ausgegangen. Prüfung des Bürgerentscheids Unklar ist, ob dieser Entscheid Bestand hat: Experten der Regierung von Schwaben seien noch mit der Prüfung beschäftigt, hieß es in der vergangenen Woche. Es geht darum, ob sich die Sachlage durch das zwischenzeitlich entdeckte Defizit der Kliniken im Landkreis Neu-Ulm seit der Abstimmung im Oktober wesentlich geändert hat. Man sei einerseits an einem baldigen Ergebnis interessiert, sagte der Neu-Ulmer Landrat Thorsten Freudenberger. Andererseits müsse das Urteil der Regierung „gerichtsfest“und deshalb sorgsam geprüft sein. Die Illertisser Geburtshilfe einfach wieder aufsperren, sei eine „naive Vorstellung“, sagte Freudenberger und sprach von einem „riesigen strukturellen Problem“. Um richtlinienkonform zu arbeiten, seien Umbauten nötig, fügte Ernst-Peter Keller von der Klinikstiftung hinzu. So müssten Operationssaal und Geburtsräume wegen etwaiger Notfallsituationen nebeneinander liegen – in Illertissen befänden sich diese jedoch in unterschiedlichen Geschossen. Eine Umgestaltung werde einige Millionen Euro kosten. Das Alb-Donau Klinikum lädt Mütter, Väter, Kinder, Verwandte und Freunde ein, ihre positiven Erfahrungen und Erlebnisse im Zusammenhang mit der Geburt in Langenau mit anderen zu teilen. Bis zum 15. Juni 2017 können Geschichten, Bilder oder einfach nur einzelne Sätze an das AlbDonau Klinikum geschickt werden: geboren-in-langenau@adkgmbh.de. Das Alb-Donau Klinikum wird die Einsendungen sammeln, sichten und in einem eigenen Bereich auf der Homepage des Klinikums veröffentlichen.