Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Egal ob der oder die Molle – diese Inbrunst beeindruckt
Ein Glück, jetzt geht es endlich los. Seit einem Monat arbeite ich nun in der Redaktion der Schwäbischen Zeitung, und seither lautet die Antwort auf alle Fragen nach dem „typischen Laupheimer“: „Warte aufs Heimatfest! Da geht es ab...!“Jetzt geht es los, und ich bin mittendrin, will über die kleinen und großen Ereignisse berichten. Das ist für einen Laupheimund erst recht HeimatfestFrischling wie mich eine Aufgabe mit Anspruch. Ein Beispiel nur der letzten Tage: Heißt das nun „der Molle“oder „die Molle“, was da mit Kindern trötend durch die Stadt fährt?
Dabei bin ich gar nicht mehr so frisch: im Leben wie im Beruf. Mit 54 Lebensjahren bringe ich es auf fast 30 Jahre als Redakteur und Fotograf bei verschiedenen Zeitungen. Werde ich nach der Herkunft gefragt, antworte ich meist mit: „Das ist gar nicht so einfach...“Hier einmal in aller Kürze, dann muss ich das vielleicht nicht so oft erzählen. Also: Der Neue in der SZ-Redaktion kommt aktuell aus Friedrichshafen, hat davor 20 Jahre in Alsfeld/Hessen gelebt und ist noch ein paar Stationen davor auf der Ostseeinsel Fehmarn geboren und aufgewachsen. Heimatfeste habe ich also mit den vielfältigsten Trachten erlebt - und unterschiedlichen Dialekten.
Aber ich gestehe: Mir ist noch kein Völkchen untergekommen, das sein Kinder- und Heimatfest mit solcher Inbrunst und Verbundenheit zelebriert wie das Laupheimer. Jedenfalls der Papierform nach, die ich bisher kenne. Alleine, dass Tausende Einwohner mit der Gestaltung der Umzüge beschäftigt sind und daran teilnehmen, ist ungewöhnlich und beeindruckend. Und egal wen man derzeit um einen Termin fragt, die Antwort lautet regelmäßig: „nach dem Heimatfest“. Dann der riesige Rummel – größer als bei einer 22 000Seelen-Stadt vermutet. Ob die Realität mit dem eigenen Anspruch mithält?
Das schaue ich mir in den nächsten Tagen an. Mit einem ernsten und einem zwinkernden Auge verfolge ich, wie Laupheim sein Fest der Feste feiert, und erzähle an dieser Stelle, was mir als Frischling aufgefallen ist. „Mach mal, du hast doch noch den Blick von außen!“So lockten mich die Kollegen zu der Aufgabe. Wer mich also in den nächsten Tage mit staunendem Blick irgendwo am Rande einer Veranstaltung stehen sieht – nicht wundern, zum Bier einladen. Herzlich, Ihr Axel Pries