Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Die Indianer rocken die Bühne
Grachmusikoff zeigen sich bei ihrer Abschiedstour im Schlosshof kein bisschen müde
- Auf ihrer Abschiedstournee haben die Musiker von Grachmusikoff in Laupheim beim Summernight-Festival vorbeigeschaut und zeigten sich kein bisschen müde. Ihren Auftritt würzten sie mit Witzen und lockeren Sprüchen, aber auch mit Gesellschaftkritischem.
Diese Kritik findet sich auch in ihren neuen Liedern wieder, die auf ihrem letzten Album „Im Hause Sonnenschein“zu finden sind: Mit „Hallo i ben dr Fred“, „Party im Hause Sonnenschein“und „Peschel Adam“schauen sie zurück und auch in die Zukunft. Ihr Traum ist ein Haus, in dem Alte mit denjenigen zusammenwohnen, die etwas außerhalb der Gesellschaft leben. Die haben die Auflage, die Alten zu pflegen, bis sie sterben. Unterstützt werden sie dabei von einem Schwung Pflegekräfte.
Doch so alt, dass sie schon Asyl im Altersheim suchen müssten, sind die Musiker um Hansi Fink und die Köberlein-Brüder noch lange nicht. Mit einer guten Mischung aus neueren und älteren Songs und natürlich auch den Hits von Schwoißfuaß, der Band, die sich aus Grachmusikoff entwickelt hatte, heizen die Schwabenrocker den Fans im Schlosshof kräftig ein.
Und die rocken kräftig mit, haben die Texte zum Teil sicher auf den Lippen und klatschen bei den Solos begeistert Beifall. Die Musik aus der Jugendzeit sitze tiefer, meint ein Fan. Die Lieder von Schwoißfuaß und Grachmusikoff hätten ihn die ganzen Jahre begleitet und er sei auf fast jedem Konzert gewesen. Klar, dass er auch im Abschiedsjahr kein Konzert auslässt und begeistert mitgröhlt. „Die rocken die Bühne“Positiv überrascht ist ein Gast, der wohl fast alle Platten der schwäbischen Kultrockband hat, aber noch nie live bei einem Konzert dabei war. Seine siebenjährige Tochter wollte unbedingt zum Konzert, drum war die ganze Familie am Start. „Als die Fünf auf die Bühne kamen, dachte ich schon, das wird jetzt nichts Besonderes, aber die rocken die Bühne“, sagt er begeistert, und auch der Tochter gefällt‘s.
Als „Gutenachtlied mit der Flöte“bezeichnet Alex Köberle den größten Hit von Schwoißfuaß: „Oinr Isch Emmr Dr Arsch“(„Einer ist immer der Arsch“). Er soll das Konzert beenden, aber die Fans lassen Grachmusikoff noch nicht ziehen. Mit den finalen Zugaben „Rastaman“und „Indianer“erfüllen Hansi Fink, Alexander Köberlein, Georg Köberlein, Martin Mohr und Paul Harriman den Fans noch ihre Wünsche. Leisere Töne mit Sarah Lesch Sarah Lesch, die das Open-Air-Konzert eröffnet hat, spielt ein ganz anderes Genre. „Mut heißt nicht, keine Angst zu haben“, und „Ich weiß nur, dass man die Angst vergisst, wenn man singt“, sagt sie. Die SingerSongwriterin aus Leipzig, die in Tübingen aufgewachsen ist, hat verdientermaßen schon jede Menge Preise eingeheimst, den TroubadourChansonpreis, den Udo-LindenbergHermann-Hesse-Panikpreis 2016 und erst in diesem Jahr den Förderpreis des Kleinkunstpreises Baden-Württemberg.
Mit „Da Draussen“hat sie mittlerweile das dritte Album herausgebracht. Ihre Lieder erzählen leise Geschichten, hintersinnig kritisiert sie das Übliche, das Normale, fordert auf, neue Wege zu gehen. Ihre Stimme hat Kraft und Ausdruck. Auf der großen Open-Air-Bühne geht sie jedoch fast ein wenig verloren.
Mit fast 600 Gästen war das ein gelungener Auftakt, sagt Organisator Moritz Bayer vom Jugendkulturverein Laupheim und freut sich auf die weiteren Konzerttage.