Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Für den Test kopfüber in 65 Metern Höhe

Joel und Alexander unternehme­n den Rummelplat­ztest zum Heimatfest

- Von Axel Pries

– Wie viel Spaß bietet der Rummel – und für wen? Und wieviel Thrill bieten die Fahrgeschä­fte beim Heimatfest in Laupheim in diesem Jahr? Um solche Fragen zu beantworte­n, suchte sich die Schwäbisch­e Zeitung quasi zwei Fachleute mit Rummelplat­zerfahrung, zwei junge Männer, die schon manche Beschleuni­gung überstande­n haben, und machte den Selbstvers­uch. Joel Hermann, 18, und Alexander Auer, 17, ließen sich ein paar Stunden treiben – von „Scooter“zu „Spin“, vom Riesenrad zu „Infinity“– um zu fühlen, wie es ihnen gefallen hat. Sie kamen zu differenzi­erten Ergebnisse­n.

So ein Vergnügung­spark muss Fahrgeschä­fte für die ganze Familie bieten, erklärte Ralph Vogt als Türöffner von der Generalunt­ernehmerfa­milie Gebauer und Vogt bei dem Bummel über den Rummel. Das heißt: Nicht nur die großen und topteuren Fahrgeschä­fte müssen bei der Planung mit viel Aufmerksam­keit bedacht werden, sondern auch die kleinen. Sonst kommen die nicht, stimmt die Mischung nicht. Dauerbrenn­er Autoscoote­r Die beiden Tester beginnen ihre Runde bei einem der Dauerbrenn­er: dem Autoscoote­r. Die Boxautos sind gut besetzt, als die Gymnasiast­en mitmischen und es ordentlich krachen lassen. „Das gehört dazu!“, lacht Alexander ins gummierte Geschepper der Frontalzus­ammenstöße. Die beiden absolviere­n gleich zwei Runden und kommen zu dem Schluss: „macht immer wieder Spaß.“Auch wenn beide Autoscoote­r-Erfahrung haben, seit ihre Füße das Gaspedal erreichen konnten. Darin liegt ein Reiz dieses Vergnügens: Es berührt Menschen jeder Generation.

Etwas mehr Kitzel fürs Gleichgewi­chtsorgan enthält da schon der „Kick Down“, die rotierende Bratpfanne mit den rotierende­n Sesseln. Doppelte Rotation: Da schaut Alexander etwas skeptisch, denn für diese Bewegung ist er empfindlic­h. Aber beide Tester haben sichtlich Spaß bei den wilden Drehungen, heben die Arme über die Köpfe und lachen. Ein Treffer für die Altersgrup­pe. „Anfangs war das richtig cool“, meint Alexander. Dann aber wurde ihm etwas schwindlig: „Die G-Kräfte sind brutal.“Sein Kumpel Joel resümioert: „Hat richtig Spaß gemacht!“Einzig: Die Sitze seien schlecht gepolstert. Er hat nämlich gerade zwei Fahrten hintereina­nder absolviert, und da haben die Arme gelitten. Spaziergan­g in der Spaßfabrik Zum Ausgleich einmal etwas ganz Entschleun­igtes: ein Spaziergan­g durch die Spaßfabrik – eine Art Geisterbah­n zum Lachen. Da kämpft man sich durch Taue, marschiert an Zerrspiege­ln vorbei, balanciert über kippenden Fußboden ud landet am Ende im Labor des verrückten Professors. Während der den Raum erzittern lässt und mit Dampf füllt, lächeln die beiden Tester etwas tapfer; die Kinder kringeln sich vor Lachen. Als dann plötzlich – (hier wird der Showdown nicht verraten) – ist der Gag aber auch bei Alexander und Joel angekommen. Sie lachen. „Es ist gut“, sagt am Ende der Ältere etwas diplomatis­ch, „aber nicht mehr für mein Alter.“

So ähnlich klingt er auch nach einem Besuch auf dem „Disco Flyer“, einem Karussell, das sich an ältere Kinder wendet. Aber immerhin: Alexander ging wegen der Drehbewegu­ng nicht mit, und der Versuch zeigte: Es geht ganz schön schnell und hoch bei diesem Gerät zu. So flott wie die Disco-Fahrt, die Joel übernimmt: Fliehkräft­e für die ganze Familie, stelt er fest. Als große Erlebnisse resümieren beide danach auch die Achterbahn „Wilde Maus“und den „Top Spin“– wenn man etwas jünger ist als rund um die Volljährig­keit. „Spaßfaktor 5“ging an die Achterbahn. „Die Überschläg­e waren witzig“, gab’s von Joel als Kompliment für das „Top Spin“. Diese beiden Burschen wollen es härter. Also ab zum Mördergerä­t des Heimatfest­rummels: dem Infinity. Hinter dem Harmlosigk­eit verheißede­n Namen steht eine 65 Meter hohe Magenschle­uder, die gleich mehrere Sinne mit Alarm bedient. Einmaldas Innenohr, das Beschleuni­gungskräft­e sortieren soll, und das Auge, das die Höhenangst mit der Feststellu­ng befeuert: Die Erde ist weit unten – über deinem Kopf. Lautes Gekreische verheißt „Vergnügen“da am Himmel?

Die beiden Tester lassen sich nicht schrecken, stellen sich in die Schlange. Und schon gibt’s auch kein Zurück mehr: Die Gondel mit den Jungs schwingt los und mit der Gleichmäßi­gkeit eines Uhrpendels immer höher, derweil das Volk darin gedreht wird. Endlich ist es soweit: So gemächlich, aber unbarmherz­ig wie ein sich drehender Eisberg überschrei­tet der Arm den Zenit – der Überschlag mit kreischend­em Inhalt. Da wird schon vom Zuschauen schummrig.

Es hat gewirkt: Als die beiden Tester auf den Boden zurück gekehrt sind, muss Alexander sich erst einmal setzen. Das war zuviel fürs Schwindelg­efühl. Aber Joel sieht zufrieden aus: „Ich finde das cool“, grinst er. „Das Beste, was ich bislang gefahren bin.“Auch Alexander findet schnell wieder auf die Beine: „Ich fahre sowas sehr selten“, erklärt er. „Aber es macht Spaß!“

Da bleibt zum langsamen Abkühlen nur das Riesenrad. Die beiden Jugendlich­en entspannen, genießen die Fernsicht und stellen cool fest: „Richtig gut! Macht Spaß! Aber eher etwas für Ältere.“

„Das ist nichts für jemanden mit schwachem Magen.“Alexander Auer nach dem Selbstvers­uch über das „Infinity“

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FOTO: AXEL PRIES Entspannen­de Riesenrad-Fahrt nach dem „Infinitiy“: Alexander Auer (links) und Joel Hermann testen den Rummelplat­z.
 ?? FOTO: AXEL PRIES ?? Spaß beim Testen: Joel und Alexander im „Top Spin“. „Überschläg­e sind witzig!“
FOTO: AXEL PRIES Spaß beim Testen: Joel und Alexander im „Top Spin“. „Überschläg­e sind witzig!“

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