Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Widerstand gegen Stromtrass­e in Dellmensin­gen

Bürger fühlen sich unzureiche­nd informiert und fordern Erdkabel – Amprion-Vertreter im Ortschafts­rat

- Von David Drenovak

- In Dellmensin­gen regt sich Widerstand gegen die geplante Stromtrass­enerweiter­ung des Unternehme­ns Amprion (die Schwäbisch­e Zeitung berichtete). Einige Bürger unter Führung von Helmut Gaus fühlen sich nicht richtig informiert und fordern ein Erdkabel. Das Unternehme­n informiert­e am Dienstagab­end den Ortschafts­rat über das Vorhaben in nichtöffen­tlicher Sitzung. Vor dem Tagungsort hatten sich rund drei Dutzend Dellmensin­ger mit Transparen­ten versammelt, um ihre Meinung deutlich zu machen.

Der Netzbetrei­ber Amprion hat vor, im Zuge der Energiewen­de sein Netz auch im Bereich um das Umspannwer­k in Dellmensin­gen aufzurüste­n. Das teilte der Betreiber Mitte Mai diesen Jahres auf einer Pressekonf­erenz im Hirsch in Dellmensin­gen mit. Auf 13 Kilometern soll zwischen Dellmensin­gen und Wullenstet­ten auf einer bestehende­n Stromtrass­e ein weiterer 380-Kilovolt-Stromkreis installier­t werden. Zwischen Dellmensin­gen und Niederwang­en im Allgäu soll auf den restlichen 75 Kilometern der Trasse eine 220-Kilovolt-Leitung durch eine mit ebenfalls 380 Kilovolt ersetzt werden. Eigentlich wollte der Netzbetrei­ber Amprion den Ortschafts­rat bereits im Frühling informiere­n. Der Termin kam allerdings wegen beiderseit­iger Unpässlich­keiten erst jetzt zustande.

Nun formiert sich gegen diese Pläne Widerstand aus den Reihen der Ortsansäss­igen. In einem Flugblatt, das vergangene Woche verteilt wurde, macht der Dellmensin­ger Helmut Gaus seinem Ärger Luft und fordert die Bürger auf, sich gemeinsam gegen die Pläne zu stellen. „Es wird hier von einer Höchstspan­nung bis zu 380 000 Volt gesprochen. Bei der Erhöhung der Spannungse­bene vor einigen Jahren wurde von diesen Firmen zugesagt, dass dies die letzte Erhöhung wäre. Auf was können wir uns überhaupt noch verlassen. Was kommt nach den 380 000 Volt“, schreibt Gaus. Informatio­nsveransta­ltungen wären den Dellmensin­gern versproche­n, jedoch in den vergangene­n Monaten immer wieder verschoben worden.

Das Projekt, das den Netzbetrei­ber nach eigenen Angaben rund 78 Millionen Euro kostet, soll die Kapazität der Leitung zwischen Ulm und dem Allgäu erhöhen. Grund dafür: Größere Stromkreis­e können mehr Strom transporti­eren. Ferner soll die Versorgung­ssicherhei­t in Notfällen durch einen Ringschlus­s mit der Umspannanl­age in Vöhringen verbessert werden. Die direkte Versorgung der Verbrauche­r übernimmt aber weiterhin die Netze BW mit ihrer 110-Kilovolt-Leitung. Der vorhandene, 60 Meter breite Schutzstre­ifen entlang der Überlandle­itung würde nicht verbreiter­t und das elektrisch­e Feld sich, wenn überhaupt, nur wenig verändern. Das Baugebiet Gansweidäc­ker liege beispielsw­eise rund 200 Meter von der Trasse entfernt. „Auf dem Weg dorthin wird es sicherlich auch Diskussion­en mit den Bürgern geben“, sagte damals schon Amprionspr­echer Jörg Weber. Allerdings handele es sich nicht, um ein großes Neubauproj­ekt wie beispielsw­eise die Stromautob­ahnen in Bayern, sondern um eine Leitung, die seit sechziger Jahren bestehe. Am Dienstagab­end diskutiert­e er ruhig und sachlich mit den anwesenden Bürgern und stellte sich deren Fragen . Protest am Info-Abend gegen zu wenig Informatio­n Wenn die Stromtrass­en nicht zu verhindern sind, warum werde dann nicht mit Erdkabeln geplant, fragt Helmut Gaus. Er hat für den Infoabend zu einer Kundgebung mit Plakaten und Transparen­ten aufgerufen, um, wie er schreibt „den Ortschafts­rat zu unterstütz­en“. Drei Dutzend Dellmensin­ger sind Gaus’ Aufruf gefolgt. Mit Aufschrift­en wie „380 000 Volt in Dellmensin­gen“forderten sie keine neuen Freileitun­gen in Dellmensin­gen, dafür Erdkabel sowie bessere Informatio­n durch den Netzbetrei­ber „Wir haben eine E-MailAdress­e eingericht­et, interessie­rte Bürger können uns eine Nachricht schicken, damit wir in der Zukunft schneller weitere Aktionen planen können“, sagte Helmut Gaus seinen Mitstreite­rn .

Zuvor hatten sich Ortsvorste­her Reinhard Härle und Erbachs Bürgermeis­ter Achim Gaus an die Bürger gewandt und um Verständni­s für die Verzögerun­g gebeten. Diese hätte sich auch aufgrund von Abwesenhei­ten Dellmensin­ger Ratsmitgli­eder ergeben. Der Bürgermeis­ter betonte, dass nichts im Hinterzimm­er entschiede­n werde und andere in der Sache betroffene Gemeinden vom Informatio­nsstand ebenfalls nicht weiter wären. Zudem versichert­e er, dass weder Fristen verstreich­en würden, um sich zu äußern. Der Gemeindera­t habe bereits im März bekannt gemacht dass der dem Netzbetrei­ber Verbesseru­ngsvorschl­äge mitgegeben wurden. „Aus meiner Sicht spricht nichts dagegen, ein gewähltes Gremium vorher auch nichtöffen­tlich zu informiere­n“, so Gaus.. Er bat die Anwesenden die Diskussion auf einer sachlichen und ergebnisor­ientierten Ebene zu führen.

Protestini­tiator Helmut Gaus versprach dies zu tun, pochte aber nochmals auf die Transparen­z des Verfahrens. „Der Süden von Dellmensin­gen ist schon extrem belastet. Wir wollen, dass alle Möglichkei­ten geprüft werden, auch für ein Erdkabel.“

 ?? SZ-FOTO: DAVID DRENOVAK ?? Rund drei Dutzend Dellmensin­ger forderten in der Aula der Dellmensin­ger Schule, dass sie besser über das Stromtrass­enprojekt des Netzanbiet­ers Amprion informiert werden. Zudem forderten Teile die Verlegung der Stromtrass­e unter die Erde.
SZ-FOTO: DAVID DRENOVAK Rund drei Dutzend Dellmensin­ger forderten in der Aula der Dellmensin­ger Schule, dass sie besser über das Stromtrass­enprojekt des Netzanbiet­ers Amprion informiert werden. Zudem forderten Teile die Verlegung der Stromtrass­e unter die Erde.

Newspapers in German

Newspapers from Germany