Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Anklage: Neu-Ulmer missbraucht Neunjährige ein Jahr lang
Dem 38-Jährigen wird vorgeworfen, die Tochter seiner Ex-Freundin vergewaltigt zu haben - Angeklagt ist er auch wegen pornografischer Bilder und Betrugs
- Es müssen schreckliche Erlebnisse gewesen sein, die das Mädchen wohl niemals wieder vergessen wird. Die damals Neunjährige wurde nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft mehrfach vom ehemaligen Lebensgefährten der Mutter missbraucht. Über Monate hinweg musste das Mädchen demnach Vergewaltigungen, Misshandlungen und Schläge ertragen.
Der 38-jährige Angeklagte muss sich seit gestern wegen schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern und vorsätzlicher Körperverletzung in mehreren Fällen vor dem Landgericht in Memmingen verantworten. In der Auftaktverhandlung verlas Staatsanwalt Sebastian Stenger die mehrseitige Anklage. Der Mann aus Neu-Ulm wird beschuldigt, das Kind über ein Jahr hinweg mehrfach missbraucht zu haben. Der jeweilige Zeitpunkt sei nicht mehr genau feststellbar, die Fälle hätten sich jedoch zwischen September 2015 bis September 2016 abgespielt. Die Tochter der ehemaligen Lebensgefährtin ist im Jahr 2006 geboren.
Die Staatsanwaltschaft Memmingen wirft dem Mann vor, in Anwesenheit des Kindes zunächst Pornos angeschaut und ihm dabei sexuelle Komplimente gemacht zu haben. Dann soll er weitergegangen sein und das Kind gezwungen haben, ihn zu befriedigen. Zudem steht in der Anklageschrift, dass der 38-Jährige mehrmals mit dem neunjährigen Mädchen Geschlechtsverkehr gehabt haben soll – in allen Varianten. Das Kind versuchte mehrfach, sich den Taten des Mannes zu entziehen. Es habe sich geweigert, sich auszuziehen, und den Angeklagten gebeten, damit aufzuhören. Als das Mädchen wegen seiner Schmerzen weglaufen wollte, soll der Mann die Neunjährige jedoch mit Drohungen und Schlägen daran gehindert haben. All dies sei in der Wohnung der damaligen Lebensgefährtin geschehen.
Während der Staatsanwalt die Anklageschrift vorliest, hört der 38-Jährige die meiste Zeit regungslos zu. Manchmal rutscht er ein wenig auf seinem Sitz herum und schaut etwas verkniffen.
Geäußert hat er sich vor Gericht jedoch bislang nicht zu den Vorwürfen gegen ihn, und hat das wohl auch nicht vor. Sein Pflichtverteidiger Uwe Böhm zumindest will auf Nachfrage keinen Kommentar zum Fall abgeben. Zwei Laptops und Mobiltelefone sichergestellt Dem Angeklagten wird zudem vorgeworfen, von dem nackten Mädchen detaillierte Bilder gemacht zu haben. Bei ihm wurden laut Staatsanwaltschaft zwei Laptops und Mobiltelefone sichergestellt, auf denen pornografische Filme und Bilder von Kindern unter 14 Jahren gespeichert waren. Auch das Alter der Tochter seiner ehemaligen Lebensgefährtin habe der Mann in allen Fällen gewusst.
Vorsitzender Richter Jürgen Hasler gab zum Auftakt bekannt, dass die Verhandlung am 14. August fortgesetzt wird. An diesem Tag geht es jedoch erst einmal um einen anderen Fall: Der 38-Jährige soll im Internet eine Sonnenbrille und einen Laptop verkauft, die Waren jedoch nie verschickt haben. Die Anklage lautet auf Betrug.
Im Anschluss an dieses Verfahren kommt der sexuelle Kindesmissbrauch zur Verhandlung. Erst die Aufarbeitung der Dateien auf dem Laptop des Angeklagten, dann werden mehrere Zeugen gehört. Ab dem 14. September sind laut Richter Jürgen Hasler alle Gutachter im Sitzungssaal anwesend. Sie haben unter anderem das neunjährige Mädchen befragt, um sicherzustellen, dass der 38-Jährige zu Recht auf der Anklagebank sitzt.