Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Wenn die Wilhelmsburg über dem Wasser schwebt
Eine Videoshow auf der Donau bringt das gewaltige Festungswerk für einen Abend in die Innenstadt
- Einmal im Jahr ist richtig Leben in der Wilhelmsburg: Nämlich dann, wenn das Theater Ulm dort seine Freilicht-Aufführungen zeigt. Etwa 20 000 Besucher kamen heuer zum Theater-Sommer, um die VerdiOper „Aida“im Innenhof der Burg zu genießen. Jetzt steht das gewaltige Festungswerk wieder weitgehend leer. Auf Dauer soll das anders werden. Die Stadt hat Großes vor mit der Wilhelmsburg. Erste Umbauten für eine künftige Nutzung sind schon gelaufen. So wurden das Flankentor verbreitert, eine neue Brücke errichtet und eine Zufahrtsstraße gebaut. Die Stadt will aber auch stärker für die Burg auf dem Michelsberg werben und deutlich machen, was für ein besonderes Bauwerk Ulm da hat – nicht nur der schieren Größe wegen. Ein Baustein dieser Kampagne ist die Videoshow „Wilhelmsburg auf der Donau“. Diese hätte eigentlich am vergangenen Samstag stattfinden sollen. Wegen des derzeit hohen Wasserpegels wurde die Show jedoch um eine Woche verschoben, und geht nun am morgigen Samstag, 5. August, ab etwa 21 Uhr über die Bühne. Die Veranstalter rechnen mit 1500 bis 2000 Besuchern. Der Eintritt ist frei.
Mit Donauwasser wird für die Show eine Sprühnebelwand, ein sogenannter Hydroschild, erzeugt. Dazu werden Sprühvorrichtungen am Flussufer angebracht. Nach Einsetzen der Dämmerung wird auf die Wasserwand mit lichtstarken Beamern die Wilhelmsburg projiziert. Nach etwa einer halben Stunde wird dann ein Film über das Festungswerk unter der Leitung von Andreas Hauslaib gezeigt. Dazu passend gibt es einen kräftigen Surround-Sound. Die Veranstalter versprechen Einblicke auf und in die Wilhelmsburg, in die weitläufigen Gänge und die gewaltigen Gewölbe sowie durch die Schießscharten aufs Dach.
Nach etwa 20 bis 30 Minuten entfernt sich die Kamera von der Burg und schwebt den Festungsgraben entlang. Am Ende erscheint wieder die mächtige Burg auf der Wasserwand. Umgesetzt wird das Projekt von der Neu-Ulmer Eventagentur Livekonzepte. Finanziert wird es von der Stadt Ulm und durch Fördermittel aus dem Programm „Nationale Projekte des Städtebaus“. Kulturprojekte sollen Anlage bekannter machen „Wilhelmsburg auf der Donau“ist eines von fünf Kulturprojekten, die dieses Jahr unter dem Titel „Project Space“laufen und die die Wilhelmsburg bekannter machen sollen. Dazu zählt auch die Installation „Songs For The City“von Janina Schmid und Frederik Kochbeck. Dabei wird ein Mund auf den Kehlturm der Wilhelmsburg projiziert. Der gibt dann Hits aus vielen Jahrzehnten zum Besten. Zu hören und zu sehen ist dies heute, Freitag, sowie am Samstag und Sonntag und von 4. bis 6. August jeweils von 22 bis 24 Uhr. Kaufpreis 1986: 1 Mark Insgesamt stehen in der Wilhelmsburg auf 200 mal 130 Metern 28 000 Quadratmeter Nutzfläche zur Verfügung. Als Teil der Bundesfestung gehört sie zu einer größten erhaltenen Festungsanlagen Europas. 1986 hatte die Stadt Ulm die Burg von der Bundesrepublik zum symbolischen Preis von einer D-Mark gekauft. In den nächsten Jahren soll das Bauwerk für kreative Nutzungen hergerichtet werden - als Kultur-, Wissens- oder Friedensburg. Der Bund bezuschusst die Arbeiten mit 4,3 Millionen Euro. Die Stadt zahlt einen Eigenanteil von etwa 2,7 Millionen Euro. Welcher Schwerpunkt in der Wilhelmsburg künftig gesetzt wird, steht noch nicht fest. In einer Online-Befragung im Frühjahr dieses Jahres sprach sich eine Mehrheit der Bürger für eine Nutzung als Kulturburg aus. Die CDUFraktion im Ulmer Gemeinderat könnte sich vorstellen, in den historischen Gemäuern ein Einstein-Museum unterzubringen.