Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Flugzeugdrama am Bodensee
Zwei Menschen sterben bei Absturz über dem Bodensee – Schwierige Suche nach der Unglücksursache
Nach dem Absturz eines Kleinflugzeuges am Dienstagmittag nahe der Insel Mainau besteht nach Polizeiangaben für die beiden Insassen keine Hoffnung mehr. Die Maschine war nach ersten Erkenntnissen auf ihrem Flug von Zürich nach Hamburg auf dem Bodensee vor Konstanz zerschellt. Bei dem Piloten der Unglücksmaschine handelt es sich laut Polizei um einen 74 Jahre alten Schweizer. Die Identität der zweiten Person an Bord ist bislang nicht bekannt, auch die Ursache des Absturzes ist ungeklärt. Zur Aufklärung soll das Wrack nun aus einer Tiefe von 50 Metern geborgen werden. (csh/Foto: dpa)
- Ruhig, fast schon idyllisch, zeigt sich der Bodensee an diesem wolkenverhangenen Tag. Enten stecken ihre Köpfe unter Wasser, Segelboote treiben über den See. Der Campingplatz Litzelstetten, der gleich nebenan liegt, ist bei Urlaubern beliebt. Auch eine Gruppe Kinder und Jugendlicher hatte hier ihre Zelte aufgeschlagen. Jetzt aber müssen sie von erfahrenen Psychologen betreut werden. Am Dienstagmittag wurden die Jugendlichen Zeugen eines folgenschweren Flugzeugunglücks auf dem Bodensee.
Nach ersten Erkenntnissen der Polizei war ein einmotoriges Geschäftsreiseflugzeug vom Typ Piper Malibu gegen 12 Uhr mittags unweit der Westseite der Insel Mainau in den See gestürzt. Für die beiden Insassen – den 74 Jahre alten Piloten aus der Schweiz und einen Passagier – besteht keine Hoffnung mehr. Neben Trümmern wurden an der Absturzstelle auch Leichenteile gefun- den. „Es war relativ schnell klar, das nichts mehr zu retten ist“, berichtet Clemens Menge. Der Vorsitzende der DLRG Konstanz war mit einem Team aus 30 Helfern an den Unglücksort gekommen, darunter zwei Rettungstauchern. Am späten Nachmittag müssen die Retter aber ihre Ausrüstung zusammenpacken, für sie gibt es nichts mehr zu tun.
Bilder aus der Tiefe
Dagegen beginnt für die Unfallermittler nun erst die Arbeit. Wenn die Überreste der sechssitzigen Maschine aus rund 50 Metern Tiefe geborgen sind, werde sich Stück für Stück ein Bild ergeben, hoffen die Experten von der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BfU) in Braunschweig. Ein Tauchroboter, der Bilder an die Oberfläche sendet, soll die Ermittler dabei unterstützen. Auch unter den Spaziergängern, die sich am Ufer des Bodensees neugierig versammelt haben, macht man sich Gedanken: „Es ist mir ein Rätsel, wie es zu dem Unglück kommen konnte“, sagt ein älterer Herr, der als erfahrener Pilot schon unzählige Male in die Luft gegangen ist. „Normalerweise erreicht man den Flugplatz in Konstanz von hier im Notfall sogar ohne Motorisierung“, meint er. Auch am Wetter kann es seiner Meinung nach nicht gelegen haben. Am Mittag gab es über dem See nur ein paar harmlose Wolken. Das bestätigt später auch Polizeisprecher Bernd Schmidt.
Nebenan haben Kriminaltechniker ihre Ausrüstung aufgebaut. Akribisch sammeln sie alles, was für die Aufklärung des Unglücks wichtig sein könnte. Wichtige Hinweise für die Ermittler dürfte auch Augenzeuge Thomas Perzl liefern, der zum Zeitpunkt des Unglücks mit seinem Segelboot auf dem See unterwegs war. „Es ging alles rasend schnell“, berichtete er der „Schwäbischen Zeitung“. „Mein Sohn sagte noch, das Flugzeug wolle einen Looping fliegen. Kurz darauf habe ich gesehen, wie die Maschine ins Trudeln geriet“, schildert Perzl den Absturz aus seiner Sicht. Ein Teil der Tragfläche habe sich gelöst, bevor die Piper schließlich qualmend auf dem See aufgeschlagen und in der Tiefe verschwunden sei. „Ich schätze, dass das Flugzeug ungefähr 200 Stundenkilometer drauf hatte“, diktiert er einem Polizisten und den anwesenden Journalisten in den Block.
Am frühen Abend müssen die Einsatzkräfte ihre Arbeit unterbrechen. Dunkle Wolken sind aufgezogen, Wind und Regen machen es unmöglich, die schweren Wrackteile aus dem See zu holen. Polizeiboote wachen über Nacht am Absturzort.
Eine Bildergalerie zum Unglück finden Sie unter www.schwäbische.de/ flugzeugabsturz- kn