Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Kinder chatten und lesen
Trotz Smartphone sind auch Bücher weiterhin gefragt
(dpa/sz) - Kinder lesen nach wie vor gerne Bücher und Zeitschriften und spielen mit Gleichaltrigen. Das geht jedenfalls aus einer neuen Umfrage hervor. Diese entstand im Auftrag von sechs Verlagen, die Zeitschriften und Magazine für Kinder und Jugendliche veröffentlichen. Fast drei Viertel (72 Prozent) der Kinder im Alter von vier bis 13 Jahren gaben an, mehrmals pro Woche zu Buch oder Zeitschrift zu greifen. Jedoch lieben sie es auch, digital zu spielen oder mit Freunden zu chatten. Mit Spielkonsole oder Tablet spielen 57 Prozent mehrmals pro Woche. In der Gruppe der Sechs- bis 13-Jährigen liege das Lesen aber weit vor digitalen Angeboten.
Unlängst hatte die Drogenbeauftragte des Bundes, Marlene Mortler (CSU), vor der täglichen Smartphone-Nutzung durch Kinder gewarnt: Konzentrationsschwäche, Sprachstörungen oder Hyperaktivität könnten die Folge sein.
- Kinder, die das Smartphone nicht aus der Hand legen wollen oder stundenlang auf dem Tablet oder mit der Konsole spielen – so lautet das Klischee. Es falle vielen Kindern und Jugendlichen schwer, den digitalen Reizen zu widerstehen, hatte kürzlich die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler (CSU), Alarm geschlagen. Doch eine neue Kinder-Medien-Studie im Auftrag von sechs Verlagen gibt jetzt zumindest zum Teil Entwarnung.
Kinder greifen noch immer gern zum Buch. 72 Prozent lesen Gedrucktes auf Papier, Zeitschriften, Comics oder eben klassische Bücher und das trotz Smartphone.
Wer gedacht hatte, Bücherwürmer und Leseratten seien vom Aussterben bedroht, Pippi Langstrumpf und Tom Sawyer seien abgemeldet und hätten gegenüber Super Mario und Pokemon Go das Nachsehen, sieht sich jetzt getäuscht.
Befragt wurden 2000 Kinder
Glaubt man den Ergebnissen der Studie unter dem Titel „Young Digital Natives – wie digital sind sie wirklich?“, die am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde, zieht der Nachwuchs die gute alte Lektüre von Büchern und Zeitschriften sogar YouTubeFilmen und den Spielen auf Konsolen vor. Der digitale Wahnsinn im Kinderzimmer hält sich offenbar in Grenzen. Gerade bei Jüngeren stehen Micky Maus und Winnie Puuh auf Papier gedruckt noch höher im Kurs als das Surfen im Netz.
Befragt wurden 2000 Kinder im Alter von vier bis 13 Jahren nach ihrem Medienkonsum, außerdem mehr als 300 Eltern. Und siehe da: Drei von vier greifen noch im digitalen Zeitalter zum Gedruckten. Allerdings ändert sich das Verhalten, je älter der Nachwuchs wird. Schon die Zehn- bis 13-Jährigen schalten lieber Spiele-Computer an, lassen Buch und Zeitschrift eher liegen, sind lieber online statt offline – so lautet ein Ergebnis der Studie.
Zur Überraschung der Experten liegen „mit Freunden zusammen sein“und „im Freien spielen“ganz oben, wenn es nach der bevorzugten Freizeitgestaltung geht. Das gelte für Jungen wie für Mädchen gleichermaßen. Fast 90 Prozent machen dies „mehrmals pro Woche“. Je älter die Befragten, desto häufiger kam jedoch die Antwort „Ausruhen/nichts tun, Chillen“, wenn es nach der Lieblingsbeschäftigung geht. 57 Prozent der Befragten geben an, mehrmals die Woche mit Tablet, Handy, Gameboy oder Konsole zu spielen. Laut Auftraggeber der Studie seien Kinder zu Multitasking in der Lage, könnten parallel multimedial verschiedene Inhalte nutzen.
Jungs erhalten mehr Taschengeld
So besitzen bereits 37 Prozent der Sechs- bis Neunjährigen ein eigenes Handy, oft ein Smartphone. Bei den Zehn- bis 13-Jährigen sind es schon 84 Prozent. Das soziale Netzwerk Facebook wird bei Kindern und Jugendlichen nur von einer Minderheit von 29 Prozent genutzt. Die große Mehrheit kommuniziert per SMS und WhatsApp.
Andere Studien in der Vergangenheit lieferten allerdings weniger po- sitive Ergebnisse. Unklar bleibt auch, wie realistisch und wahrheitsgetreu die Antworten der Befragten wirklich waren.
Nicht nur der Medienkonsum, auch das reale Konsumverhalten war Gegenstand der Verlagsstudie. Die mehr als 600 Euro pro Jahr an Taschengeld und Geldgeschenken die etwa Zehn- bis 13-Jährige im Schnitt erhalten, geben sie überwiegend für Süßigkeiten, aber auch für Zeitschriften, Comics und Eiscreme aus, heißt es.
Und schon von Kindesbeinen an gibt es offenbar ein Gefälle zwischen Jungen und Mädchen. Während Mädchen im Vorschulalter durchschnittlich nur 17 Euro Taschengeld pro Monat kassieren, sind es bei den Jungs gut 20 Euro. Bei den 10- bis 13Jährigen sind es 41 und 44 Euro.