Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Merkel greift an
Angela Merkel kritisiert die Autobosse massiv. Ihre Äußerungen beim Kampagnenstart in Dortmund sind auch als Reaktion auf jüngste Umfragen zu sehen, die ihr sinkende Beliebtheitswerte attestieren. In der Sache hat Merkel kaum etwas anderes gesagt als das, was im Fünf-Punkte-Plan ihres Herausforderers Martin Schulz zu lesen war. Allein beim Thema E-AutoQuote grenzt sie sich von ihm ab.
Vorhang auf für die heiße Phase des Wahlkampfes. Es ist fraglich, ob es der SPD gelingt, die Stimmung bis zum 24. September zu drehen. Doch das Beispiel Abgas-Skandal zeigt, dass es sich für die Kanzlerin rächen kann, Themen auf die leichte Schulter zu nehmen. Ihre 2009 und 2013 erfolgreiche Wahlkampf-Strategie, auf Zuspitzung zu verzichten und es damit den Sozialdemokraten schwer zu machen, ihre eigenen Leute zu mobilisieren, birgt Risiken. Die SPD ist besser aufgestellt als vor den vergangenen Bundestagswahlen.
Am Wochenende hat Merkel gezeigt, dass sie ihren Gegner nicht unterschätzt. Geschickt hat sie ihre Kritik an den Autobossen inszeniert, auch wenn offen bleibt, welche Taten ihren Worten folgen sollen. Zudem besetzt Merkel sozialpolitische Themen, von denen sich die SPD viel verspricht. Gegen die Kanzlerin zu punkten, fällt schwer. Schulz hat das richtige Rezept bisher nicht gefunden.
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