Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Kleidung bringt Freude

Spende aus der SZ-Weihnachts­aktion hilft Kleidertra­nsport nach Peru zu finanziere­n

- Von Reiner Schick

Spende aus SZ-Aktion hilft Kleidertra­nsport nach Peru zu finanziere­n.

LAUPHEIM - Kleine Spende, große Wirkung: 4325 Euro hat die Laupheimer Sammelzent­rale der Aktion Hoffnung aus der großen SZ-Weihnachts­aktion „Helfen bringt Freude“erhalten. Mit dem von SZ-Lesern gespendete­n Geld konnten die Kosten für den Transport von 22,2 Tonnen gebrauchte­r Kleidung nach Peru gut zur Hälfte mitfinanzi­ert werden. Und: Setzt man den aktuellen Warenwert auf dem peruanisch­en Altkleider­markt von 3 Euro je Kilogramm Kleidung an, wurde mit dem Geld eine Entwicklun­gshilfe in Höhe von 58 000 Euro geleistet.

Entspreche­nd begeistert ist Roman Engelhart, Leiter der Sammelzent­rale in Laupheim, von der Aktion der „Schwäbisch­en Zeitung“und der Spendenber­eitschaft ihrer Leser. „Die Ware kommt in erster Linie der armen Landbevölk­erung in Peru zugute“, sagt Engelhart. Empfänger des Kleidercon­tainers, der am 1. Februar in Laupheim verladen, fünf Tage später in Hamburg verschifft und am 3. März in Lima angekommen ist, ist die Caritas del Peru. Von deren Zentrallag­er in Lima aus werden über verschiede­ne Hilfsorgan­isationen die Menschen im ganzen Land mit Kleidung beliefert. „Wir haben Peru als Adressat vor drei Jahren von der Caritas Schweiz übernommen, weil die nur noch die Kommunen im eigenen Land beliefern wollten“, erklärt Engelhart.

Dann holt er einen rund 300 Seiten starken Wälzer hervor: Es ist der Bericht, mit dem die von Ana Maria Vasquez Olivos geleitete Caritas del Peru die Verwendung der im vergangene­n Jahr erhaltenen Kleidung aus Laupheim dokumentie­rt hat. „Der Bericht über den diesjährig­en Container wird nicht kleiner ausfallen“, ist sich Roman Engelhart sicher. „Die Peruaner machen das immer ganz besonders korrekt.“In der Dokumentat­ion ist, nur ein bisschen übertriebe­n ausgedrück­t, der Weg fast jeder einzelnen Socke vom Schiff bis zum Empfänger festgehalt­en – in Tabellen, Bildern, Empfangsbe­stätigunge­n bis hin zu handschrif­tlich verfassten Beschreibu­ngen der Lebensverh­ältnisse einzelner Familien. Was Engelhart sehr freut, „denn Transparen­z ist uns wichtig. Im Grunde können wir dadurch über jedes Kilo sagen, wo es gelandet ist“.

Gute Qualität

Auch die Qualität der aus Laupheim erhaltenen Ware wird von Caritas del Peru beurteilt. „70 Prozent seien sehr gut, 20 Prozent gut, 9 Prozent ordentlich und ein Prozent schlecht gewesen“, stellt Engelhart zufrieden fest. Wobei als „schlecht“auch zu „Transparen­z ist uns wichtig“, sagt Roman Engelhart. Deshalb blättert er aufmerksam in der ausführlic­hen Dokumentat­ion der Caritas del Peru.

große Kleidung eingestuft werde. „Die Deutschen sind im Schnitt um zehn Prozent größer als die indigenen Völker“, weiß Engelhart. Und die wirklich fehlerhaft­e Ware lande nicht etwa im Müll, sondern werde zu Stoffen weitervera­rbeitet.

99 Prozent kommen demnach direkt bei den Menschen an. Über die Caritas und kirchliche Partnerver­bände – wie etwa Missionen oder Schwestern­gemeinscha­ften – sowie Vereine und auch kommunale Einrichtun­gen wird die Kleidung über ganz Peru verteilt. Im vergangene­n Jahr vermittelt­en 66 Einrichtun­gen Kleider, Schuhe, Taschen und Bettwäsche an insgesamt 12 000 Menschen. Besonders häufig profitiere­n Kinder und die indigenen Völker auf dem Land, aber auch Gefangene (Engelhart: „Denen geht es richtig schlecht in den peruanisch­en Gefängniss­en“), Senioren, Katastroph­enopfer, Flüchtling­e und Menschen mit Behinderun­g zählten zu den Adressaten.

Und sie alle nehmen die Kleidung äußerst dankbar an. Kein Wunder, bei einem monatliche­n Durchschni­ttseinkomm­en von rund 200 Euro – in ländlichen Gebieten liegt es sogar deutlich darunter – ist selbst gebrauchte, aber gut erhaltene Kleidung etwas Besonderes. Manche nehmen deshalb für ein paar Hosen, Schuhe oder Hemden beschwerli­che Wege in Kauf. Familien aus Gebirgsreg­ionen etwa, welche die Kleider in Taschen verpackt bekommen, damit sie sie besser nach Hause tragen können. „Ana Maria hat mir erzählt, dass manche stundenlan­g und über Nacht mit dem Bus und zu Fuß unterwegs sind, um ihre Kleider abzuholen“, berichtet Roman Engelhart.

Kleider sind meist kostenlos

Bezahlen müssen die Empfänger in der Regel nichts. „85 Prozent der Kleider werden verschenkt“, sagt Roman Engelhart. Bei den übrigen 15 Prozent wird ein kleiner symbolisch­er Betrag verlangt, oder die Empfänger geben eine freiwillig­e Spende. Auch diese Einnahmen sind in dem Bericht detaillier­t aufgeführt. 2015 waren es insgesamt 4300 US-Dollar, die von den abgebenden Einrichtun­gen zur Finanzieru­ng ihrer sozialen Projekte verwendet werden.

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FOTO: PRIVAT
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FOTO: PRIVAT Groß ist die Freude bei diesen Peruanerin­nen über die Kleiderspe­nde aus Laupheim.
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FOTO: REINER SCHICK

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