Schwäbische Zeitung (Laupheim)
„Wir stellen keine Pflegegrade fest“
Sozialdezernentin Petra Alger spricht über die Aufgaben des Pflegestützpunkts
BIBERACH - Im Landkreis Biberach soll Ende des Jahres ein Pflegestützpunkt eingerichtet werden. Das Landratsamt besetzt den Pflegestützpunkt, der im Landratsamt am Wielandpark seinen Sitz haben wird, mit zwei Stellen. Die Kassen finanzieren die Stellen zu zwei Dritteln. Den Rest der Kosten trägt der Kreis. 2018 wird dann entschieden, ob die Stellen ausreichend sind. Im Interview mit Redakteurin Tanja Bosch erklärt Sozialdezernentin Petra Alger was ein Pflegestützpunkt ist und wer das Angebot nutzen kann.
Frau Alger, was genau ist ein Pflegestützpunkt?
Petra Alger: Ein Pflegestützpunkt ist ein Beratungsangebot für hilfe- und pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörigen. Die Mitarbeiter des Pflegestützpunkts beraten in allen Fragen rund um das Thema Pflege, unabhängig und neutral.
Welche Hilfestellungen kann der Pflegestützpunkt geben?
Der Pflegestützpunkt gibt Antworten auf die Fragen, die sich Betroffene und Angehörige stellen, wenn sie eine Pflege brauchen. Oft muss es auch schnell gehen. Die Mitarbeiter informieren ausführlich über die Vielzahl von Hilfs- und Unterstützungsmöglichkeiten. Es werden beispielsweise individuelle Informationen zu allen wohnortnahen Hilfsund Pflegemöglichkeiten sowie Unterstützung bei der Organisation des richtigen Angebots gegeben. Die Mitarbeiter informieren über Pflegedienste für die Betreuung zu Hause, über Tages- und Kurzzeitpflegeplätze oder sind bei der Suche nach einem Heimplatz behilflich, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Auch Fragen rund um die Finanzierung solcher Leistungen oder Antragsmodalitäten werden beantwortet.
Was ist der Pflegestützpunkt auf keinen Fall?
Der Pflegestützpunkt ersetzt nicht die Beratungsangebote der verschiedenen Träger vor Ort und er ersetzt nicht die Pflegeberatung der Pflegekassen. Er trifft keine Leistungsentscheidungen oder stellt keine Pflegegrade fest.
Wie sieht die Arbeit der Mitarbeiter in der Praxis aus?
Jeder Pflegefall ist anders. Es braucht deshalb ganz einzelfallbezogene Beratungstätigkeiten von Betroffenen und Angehörigen. Das wird die Hauptarbeit sein und das zeigen auch die Erfahrungen aus anderen Pflegestützpunkten in Baden-Württemberg. Wir rechnen mit circa zehn bis 15 Beratungen täglich. Um eine gute und individuelle Beratung leisten zu können, werden die Mitarbeiter im regelmäßigen Austausch mit Anbietern von Pflegeleistungen und anderen Akteuren im Bereich der Pflege wie zum Beispiel ambulante Dienste, stationäre Einrichtungen oder auch ehrenamtliche Organisationen oder Nachbarschaftshilfen stehen.
Wer kann sich an den Pflegestützpunkt wenden? Braucht man einen Termin?
Jeder Bürger kann sich an den Pflegestützpunkt wenden. Es wird erwartet, dass sich vor allem Angehörige an den Pflegestützpunkt wenden, das kann aber auch der Freund oder der Nachbar sein. Grund ist häufig eine plötzliche oder akute Pflegesituation eines Angehörigen. Die Beratung erfolgt grundsätzlich nach Termin, so können sich die Mitarbeiter ausreichend Zeit nehmen. Kurze Fragen können aber auch telefonisch oder persönlich ohne Terminvereinbarung von den Mitarbeitern beantwortet werden.
Wie sieht die Kooperation mit bestehenden Einrichtungen, Initiativen und den Pflegeheimen aus?
Die Kooperation ist ganz wichtig. Nur durch Kooperationen mit allen Akteuren kann der Pflegestützpunkt erfolgreich arbeiten. Dazu wird eine Kooperationsvereinbarung mit den Trägern des Pflegestützpunkts, den Pflegekassen, abgeschlossen. Mit bestehenden Initiativen und Anbietern von Pflegeleistungen wird im Einzelfall zusammengearbeitet und es muss eine Vernetzung mit diesen stattfinden. Dazu arbeiten die Mitarbeiter des Pflegestützpunkts in den bestehenden Strukturen des Altenhilfenetzwerks im Landkreis mit, haben aber als Hauptauftrag die individuelle Beratung der Ratsuchenden. Wichtige Partner sind vor allem auch die kommunalen Anlaufstellen für Senioren bei den Rathäusern wie beispielsweise das Seniorenbüro der Stadt Biberach.
Wann soll der Pflegestützpunkt eingerichtet werden?
So schnell wie möglich. Ziel von Landrat Heiko Schmid und uns allen ist es deshalb, im Herbst mit dem Beratungsangebot zu starten. In den nächsten Wochen führen wir Bewerbungsgespräche für die Mitarbeiter des Pflegestützpunkts.