Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Roth wünscht sich neue Wetterstationen
Wetterexperte plädiert für fünf Messstationen im gesamten Stadtgebiet
BIBERACH - Um Wetterdaten, unter anderem auch von Unwetterereignissen, für Biberach künftig exakter dokumentieren zu können, plädiert Roland Roth, Leiter der Wetterwarte Süd in Bad Schussenried, für das Aufstellen von fünf oder sechs professionellen Wetterstationen im Stadtgebiet. Die Kosten von insgesamt rund 15 000 Euro könnten entweder von der Stadt oder von Firmen übernommen werden.
Roth nimmt die derzeit im Museum Biberach laufende Sonderausstellung „Wasser“(siehe Kasten) zum Anlass, auf das Thema aufmerksam zu machen. „Wenn wir derzeit übers Wetter in Biberach reden, dann tun wir das zum Großteil auf Basis von Daten, die vom Computer errechnet werden“, sagt der Wetterexperte. Echtzeitdaten aus dem Stadtgebiet liefere bislang nur eine Station auf dem Gelände der Firma Boehringer Ingelheim.
Das Biberacher Stadtgebiet eigne sich aufgrund seiner Topografie aber für fünf bis sechs weitere Stationen. „So wäre es interessant, Messstellen in der Altstadt, im Riß- und Wolfental, aber auch auf den Höhen bei Ringschnait oder Mettenberg zu haben, um ein umfassendes Bild an Wetterdaten zu bekommen“, sagt er.
Ein weiterer Aspekt spricht mit Blick auf die Unwetterereignisse im vorigen Jahr aus Roths Sicht für zusätzliche Wetterstationen. „Ich weiß, dass manche Versicherungen Unwetterschäden nur dann erstatten, wenn überprüfbare Wetterdaten für den betreffenden Zeitraum vorliegen.“Unter anderem aus diesem Grund hätten sich jüngst auch die Gemeinden Maselheim und Mietingen dazu entschieden, solche Stationen aufzustellen und mit dem Rechner der Wetterwarte Süd zu verbinden.
Eine solche Station besteht aus einem langen Metallrohr, an dessen Spitze in zehn Metern Höhe ein Windmesser montiert ist. In zwei Metern Höhe befindet sich ein Temperaturfühler, hinzu kommen ein Niederschlagsbehälter, ein Solarmodul zum Messen der Sonnenscheindauer sowie weitere Messinstrumente für Luftfeuchtigkeit und Luftdruck. Im Idealfall besitzt die Station auch noch eine Webcam, die LiveWetterbilder überträgt. Eine Sendeeinheit übermittelt alle Daten an einen PC, der sie wiederum an die Wetterwarte Süd überträgt. „Wenn die Stadt die Wetterstationen betreibt, kann sie die Daten natürlich auch auf der eigenen Internetseite anzeigen lassen“, so Roth.
Wichtig auch für die Stadtplanung
Mehrere Kommunen, darunter kleine Gemeinden, aber auch Städte wie Laupheim oder Ravensburg, hätten in den vergangenen Jahren auf eigene Kosten solche Messstationen eingerichtet. Nicht nur wegen der zunehmenden Wetterextreme. „Auch für die Stadtplanung werden solche Daten immer wichtiger, wenn es zum Beispiel um die Belüftung der Innenstädte geht.“Roth ist überzeugt, dass sich neue Stationen auch in Biberach einrichten lassen. „Möglich wäre dies auch im Bereich von Schulen, die die Daten dann auch in den Unterricht einbeziehen können. Aber vielleicht gibt es auch Firmen, die Interesse an einer Wetterstation haben.“Fachlich und bei der Umsetzung könne die Wetterwarte Süd behilflich sein.
Natürlich können auch Privatleute eine solche Wetterstation bei sich aufstellen. Sie müssten allerdings die Kosten dafür aufbringen. Günstiger ist das Einrichten einer Niederschlagsstation. Hier gibt es in Biberach bereits einige. „Das Netz kann aber noch dichter werden“, so Roth. Derzeit bezieht die Wetterwarte Süd Daten von 63 Wetter- und 150 Niederschlagsstationen zwischen Stuttgart und dem Montafon.