Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Ausbildung zum Fleischer ruht erst einmal
Blockunterricht findet in Biberach statt – Wohnheim bezahlt Land
SIGMARINGEN - Drei Anmeldungen zur Ausbildung als Fleischer oder Fleischereifachverkäufer gibt es fürs kommende Schuljahr an der BerthaBenz-Schule in Sigmaringen. Für die Bildung einer Klasse ist dies zu wenig, die Mindestklassengröße liegt bei 16. Das bedeutet, dass der Ausbildungsgang wohl endgültig ruht, wenn die Anmeldezahlen in den Folgejahren nicht sprunghaft wachsen.
„Den drei Jugendlichen, die Interesse anmeldeten, wurde empfohlen, nach Biberach oder Tübingen an die Berufsschule zu gehen“, sagt Stefan Meißner, Sprecher des Regierungspräsidiums Tübingen. Im vergangenen Jahr stellte das Betroffene vor ein Problem: 2016 wurde beschlossen, den Ausbildungsgang Fleischer auszusetzen und abzuwarten, ob es in diesem Jahr genügend Anmeldungen geben würde. 2016 gab es ebenfalls nur drei Interessenten, die letztlich ihre Fleischerausbildung abgebrochen hatten, was vor allem mit dem Pendeln zusammenhing.
Ab dem neuen Schuljahr soll es aber Blockunterricht in Biberach mit Übernachtungsmöglichkeit geben, wie der Obermeister der Fleischerinnung, Karl Frick, berichtet – so falle das Pendelproblem weg. „Die Lehrlinge sind dann einige Wochen am Stück in Biberach und anschließend sechs Wochen im Betrieb.“Das Landratsamt spricht von vier bis sechs Wochen Berufsschule in der Blockphase. Während der Unterrichtswochen könnten die Lehrlinge dann kostenfrei in einem Lehrlingswohnheim in Biberach übernachten, so Frick.
Ulrich Klostermann, Hauptgeschäftsführer des Landesinnungsverbands für Fleischerhandwerk in Baden-Württemberg, bestätigt dies: „Das Land trägt maximal 37 Euro pro Tag und Nacht für einen Lehrling.“Damit würden die Übernachtungskosten abgedeckt. Die Verpflegungskosten in Höhe von acht Euro müssten die Auszubildenden jedoch selbst tragen, die Verpflegung sei aber optional. Die Betriebe müssten nichts zuschießen. Grund für die Kostenübernahme durch das Land sei ein Verwaltungsgerichtsurteil aus dem Jahr 2016 aus Bayern und damit eine Gesetzesänderung. „Die Argumentation war, dass Schüler nichts dafür können, wenn sie keinen Schulstandort in der Nähe haben“, sagt Klostermann. „Für uns ist das natürlich die Traumlösung – auch wenn andere die Vorarbeit geleistet haben“, so Klostermann.
Laut dem Landratsamt in Sigmaringen müssen künftig aber auch Azubis der Bertha-Benz-Schule im nunmehr dritten Lehrjahr die Berufsschule wechseln, die den schulischen Teil ihrer Ausbildung bislang in Sigmaringen absolvieren konnten. „Sie wechseln nun entweder nach Tübingen oder Biberach an die Berufsschule. Nach Gesprächen mit der Innung, den Ausbildungsbetrieben und den Schülern wurde gemeinsam dieser Weg entwickelt. Auslöser der Überlegungen waren Veränderungen bei der Lehrerversorgung“, sagt der Pressesprecher des Landratsamtes, Tobias Kolbeck. Von den derzeit sieben Auszubildenden hätten sich zwei für Biberach und fünf für Tübingen entschieden, dort findet die Beschulung regulär an ein- bis zwei Wochentagen mit täglicher Anreise statt.
Für die Betriebe sei der Blockunterricht eine adäquate Lösung. „Wer ein duales Studium macht, muss den Standortwechsel auch in Kauf nehmen“, sagt Karl Frick. „Wer älter als 18 ist und pendeln will, kann das dann tun und bekommt dann womöglich einen Fahrtkostenzuschuss.“Bundesweit hätten sich Fleischerinnungen als Reaktion auf den Lehrlingsmangel auf Blockunterricht geeinigt. Zudem werbe der deutsche Fleischerverband vermehrt, um Bewerber zu finden. „Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, ich würde mir um Nachwuchs keine Sorgen machen“, sagt Frick in Bezug auf die Ausbildungssituation. Die Situation in der Fleischerbranche sei zudem dadurch verschärft, dass jedes Jahr etwa ein bis zwei Metzgereibetriebe in der Region altersbedingt schließen würden und keinen Nachfolger fänden. Aber er sei optimistisch.