Schwäbische Zeitung (Laupheim)
„Persönliche Eitelkeit ist unprofessionell“
Schauspielerin Christiane Hörbiger hat keine Scheu, auch gebrochene Figuren zu mimen
HAMBURG/BERLIN (dpa) - Christiane Hörbiger ist im Fernsehen seit Jahrzehnten die Dame vom Dienst. Älteren Zuschauern unvergessen ist die Wienerin etwa als Gräfin in der ZDF-Erfolgsserie „Das Erbe der Guldenburgs“(1987-1990). Seit einigen Jahren spielt die 78-Jährige auch alte, vom Leben gebeutelte Frauen. Wie am 2. Oktober (ARD, 20.15 Uhr) in Florian Baxmeyers Film „Die letzte Reise“zum Thema Sterbehilfe. Im Gespräch mit Ulrike Cordes bleibt Hörbiger beim Thema Alter und Tod allerdings ein wenig einsilbig.
Frau Hörbiger, ganz direkt gefragt: Ist Sterbehilfe etwas, was für Sie unter Umständen eines Tages infrage kommen könnte?
Nein, für mich käme Sterbehilfe nicht infrage. Meine Gründe: Ich bin katholisch und bin gläubig. Ich meine nicht, dass man dem lieben Gott da ins Handwerk pfuschen sollte.
Halten Sie das Fernsehen für eine gute Plattform, um so ein ernstes Thema darzulegen?
Ja, wo sollte man das sonst machen? Glauben Sie, dass es im Kino oder auf der Bühne passender wäre? Ach Gott, es gibt doch ganz ernste Themen, die das Fernsehen darbietet. Der Film ist kein Lustspiel, sondern wirft eine Frage auf, die sehr aktuell ist. Zum Beispiel wurde es gerade auch im Bundestag besprochen.
Wie stehen Sie zum Älterwerden an sich und der Tatsache, dass wir alle eines Tages sterben müssen?
Es bleibt mir nichts anderes übrig, als es anzunehmen und das Beste daraus zu machen (lacht). Und ich habe keine Angst vorm Altwerden – nein, ich bin schon alt. Bis zu einem gewissen Grad gehört für mich auch Arbeit zu diesem Prozess. Arbeit hilft über alles hinweg. Es ist eine ganz, ganz wunderbare Sache.
Künstler genießen das Privileg, sehr lange arbeiten zu können.
Solange man noch gesund ist und sich den Text merkt und es Leute gibt, Gott sei Dank auch in der ARD, die weiter mit mir arbeiten wollen, ist das okay. Aber das Publikum kann mich in Pension schicken.
Sie haben zeitlebens sehr schöne, damenhafte Frauen gespielt. Doch schon seit längerer Zeit scheinen Sie keine Probleme damit zu haben, der Kamera auch sozusagen nackte, nicht ganz so schöne Altersgesichter zu zeigen. Zum Beispiel auch 2015 als Obdachlose in Florian Baxmeyers Fernsehfilm „Auf der Straße“.
Damit habe ich tatsächlich nicht das geringste Problem. Schon von der Bühne her – ich habe schon die Marthe Schwerdtlein gespielt, da war ich 30. Eine richtige Schauspielerin muss auch alt werden können. Persönliche Eitelkeit ist unprofessionell.
Bekommt man als Schauspielerin nach so einem traurigen Film vielleicht Lust auf etwas ganz Lustiges?
Ganz richtig – unbedingt! Den Wunsch hatte ich auch bei der ARD deponiert. Und nun haben die ARD und mein wunderbarer Produzent Markus Trebitsch mir ein wunderbares Buch angeboten – etwas Lustiges. Die Dreharbeiten beginnen so Februar/März nächsten Jahres, aber Konkretes darf ich natürlich nicht verraten.
Letztlich geht es in „Die letzte Reise“ja auch um Lebensfreude. So lernt die alte Dame von ihrem Schweizer Arzt gutes Essen und Trinken schätzen – und lässt sich dann ein tolles Gericht samt Wein ins Haus liefern. Was sind Ihre persönlichen Mittelchen, um die Lebensfreude zu pflegen?
Meine zwei kleinen Möpse. Sie sind meine ganze Wonne. Und so zauberhaft, dass ich mich zum Beispiel geweigert habe, über Nacht hier in Hamburg zu bleiben, weil ich wieder zu denen zurückmuss. Der eine heißt Loriot und der andere Vicco von Bülow. Wird aber nur Vicco genannt und ist wahnsinnig schlimm.
Es sind doch nicht etwa Abkömmlinge der Möpse des unvergessenen menschlichen Loriot?
Nein, sind sie nicht!
Sind es aber auch Komödianten, Ihre Möpse?
Sie sind einfach entzückend! In meinem Haus in Baden bei Wien sind sie draußen im Garten. Aber wenn ich in meiner Wohnung in Wien bin, gehe ich dreimal täglich mit ihnen spazieren.
Damit ist das Thema Sport ja auch schon für Sie erledigt?
Nicht ganz. 30 Kniebeugen am Morgen, das ist das Unangenehmste. Und dann dreimal täglich mit den Hunden eine halbe Stunde. All das sorgt für Lebensfreude.