Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Hello again, Howie!
Es ist leicht, sich über gealterte Schlagerstars lustig zu machen: diese seltsam glatte Stirn, diese hochgeföhnten blonden Strähnchen, diese vergebliche Mühe um den jugendfrischen Auftritt! Das Showgeschäft kennt keine Gnade. Umso beachtlicher, wenn sich einer 50 Jahre lang dem Rampenlicht stellt. Howard Carpendale zum Beispiel. Mit 71 Jahren präsentiert er jetzt sein 35. Studioalbum. „Wenn nicht wir“, heißt die Abfolge von Songs, die durchaus schmissig klingen und den treuen Fans ein gehobenes Lebensgefühl schenken. Denn: „Gemeinsam sind wir stark“, und „zusammen machen wir die Nacht zu Gold“.
Wieso Gold? Egal, alles ist gut. „Jeder Moment ist ein Geschenk, das ewig bleibt“, singt Howie. Optimistische Botschaften und eingängige Melodien sind die Treibmittel des deutschen Schlagers. Und sie treiben auch den Sänger an. Geboren in Südafrika, tingelte er in den 1960er-Jahren als Beatsänger und Elvis-Imitator durch europäische Tanzlokale und schaffte einen ersten Hit mit einer deutschen Version des Beatles-Partykrachers „Obladi Oblada“. 1970 siegte Carpendale im Deutschen Schlager-Wettbewerb mit „Das schöne Mädchen von Seite 1“(„das will ich lieben und weiter keins“). Die Nummer hat sich festgehakt im kollektiven Gedächtnis.
Von nun an ging’s bergauf für „Howie“– mit zahlreichen deutschen Coverversionen internationaler Hits wie „Ti amo“oder „Tür an Tür mit Alice“(„Living Next Door to Alice“). Und keiner soll behaupten, er kenne den Ohrwurm von 1984 nicht: „Hello again“. Der Gruß passt zu Howard Carpendale, der immer wiederkam – auch nachdem er sich 2003 in der Köln-Arena offiziell vom Singen verabschiedet hatte. Fünf Jahre später war er zurück. Und auch jetzt geht er tapfer auf Tour, und die Fans können schon mal üben: „Uhuhuh uhuh, ich sag nur hello again“. Birgit Kölgen