Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Eine bunte „Bagasch“und ein Halleluja
Die Theatergruppe der Kolpingfamilie Mietingen würzt das Thema Lebensmittel mit viel Humor
MIETINGEN - Ein dickes Paket Gesellschaftskritik, dargereicht in kleinen Häppchen, gewürzt mit viel Witz und Humor, hat die Kolpingfamilie Mietingen den Besuchern des traditionellen Erntedanktheaters überreicht. Das Theaterensemble lag mit einem solchen Stoff voll im Trend. Der Hinterhof eines Supermarktes mit einem Müllcontainer dient als Szenerie für das Schauspiel. „Ab in den Container“ist denn auch der Titel jener Komödie von Jutta Golitsch. Sie kam in den letzten Jahren schon des Öfteren auf verschiedene Bühnen.
Was landet da nicht alles im Abfallcontainer? Vom welken Salat über Lachs bis hin zur Schokolade. Kein Wunder, dass ein halbes Dutzend Menschen angelockt wird, um sich davon zu ernähren. „Ich kann es nicht verantworten, dass Lebensmittel entsorgt werden und meine Mädla hungern“, sagt die Ordensschwester Colette. Sie zählt zu der bunten Gruppe, die sich aus dem Container bedient. Warum gehen wir so verschwenderisch mit Lebensmitteln um? Das Stück gibt selbst eine Antwort: „Die Gier ist es, sie ist das Verderben der Menschheit.“Der Verbraucher fordere eine riesige Auswahl, rechtfertigt der Marktleiter den Müllberg, den er regelmäßig produziert, das führe dazu, dass vieles Das allzu leichtfertige Entsorgen von Lebensmitteln ist das Thema bei der Komödie „Ab in den Container“, das die Kolpingfamilie Mietingen aufgeführt hat.
verderbe.
Dieser Konsumwahn wird im Dreiakter ausgedehnt auf Auto und Schlepper, die von Luxus strotzen und in erster Linie das Ansehen des Besitzers mehren sollen. Darin erschöpft sich die Gesellschaftskritik nicht. Auch die Sucht nach Kommunikation mittels Handy wird den Besuchern
vor Augen geführt. Und die Angst vor Beziehungen wird thematisiert sowie der Umgang mit verwirrten Senioren. Es wird aufgezeigt, wie schnell man am Rande der Gesellschaft landen kann.
Die Komödie bekommt ihren Reiz durch die bunte Zusammensetzung derer, die „containern.“Da ist der
verlumpte und heruntergekommene Obdachlose, der verarmte Adelige, der immer noch Haltung bewahrt, die kecke Ordensschwester mit ihren frechen Schützlingen. Sie alle, einmal als „Bagasch“bezeichnet, bringen so richtig Leben in das Theaterstück. Vor allem die fromme Ordensschwester Colette in Gestalt von
Adelheid Epple sorgt für Heiterkeit. Begeisterungsstürme löst sie aus, wenn sie im Container mit einem „Halleluja“eine Vesper vorgibt zu feiern, nicht zu verwechseln mit „einem Vesper“. Lachsalven lösen auch der „Zündelsong“und das „DankeLied“aus. Auch die Schützlinge der Ordensschwester, Chantal (Corinna Wenger) und Felicitas (Isabell Drewes), erhöhen mit ihrem kecken Auftreten den Unterhaltungswert des Abends. Richtig lustig wird es, wenn der Container als Bühne für die Proben eines Kasperltheaters herhalten muss.
Etwas Spannung fehlt
Mit einem perfekt eingeübten Dreiakter präsentierte sich auch heuer wieder der Schauspieler-Trupp der Mietinger Kolpingfamilie. Das Theaterstück von Jutta Golitsch leidet aber daran, dass es sich beim „Ab in den Container“und „Raus aus dem Container“ohne große Spannung dahin schleppt. Dass die Tontechnik noch verbesserungsfähig ist, räumten zum Schluss die Verantwortlichen selbst ein.
Wie ernst es die Kolpingfamilie mit dem sorgfältigen Umgang mit Lebensmitteln meint, das machte der Regieassistent Matthias Hoffmann deutlich. Er sprach die Empfehlung aus, sich bei der Initiative „Zu gut für die Tonne“des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft zu informieren und eine App mit Tipps auf das Handy zu laden.
Mit starkem Applaus brachten in der voll besetzten Mietinger Mehrzweckhalle die Besucher ihre Begeisterung über die schauspielerische Leistung des Erntedanktheaters unter der Regie von Hubert Birk zum Ausdruck.