Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Vom Fahrgast her denken!

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23 Bus-Stellplätz­e sind nötig, um am Zentralen Omnibusbah­nhof in Ulm einen reibungslo­sen Betrieb zu garantiere­n: Das sagen die Experten der Industrie- und Handelskam­mern. Und vor allem sagen es Busunterne­hmer.

Elf Plätze reichen aus, sagt die Stadt Ulm. Die gewonnene Fläche soll mit einem Servicegeb­äude oder einem Fahrrad-Parkhaus bebaut werden. Den Bussen würden zur besseren und flexiblen Ausnutzung täglich unterschie­dliche Bussteige zugewiesen, so genannte Slots: heute Bussteig 5, morgen 7, übermorgen 2.

Welche Angabe trifft zu? Warum kommen die Fachleute zu so unterschie­dlichen Ergebnisse­n, die um über 100 Prozent voneinande­r abweichen?

Die Busunterne­hmer befürchten bei einer Verkleiner­ung des Busbahnhof­s zu wenige Ausstiegs-Bahnsteige, was zu Staus führen könnte. Die IHK geht von einer Zunahme der Einwohner im Ulmer Umland um rund 30 000 bis zum Jahr 2030 aus und damit auch von mehr Bus-Nutzern.

Dabei gerät die Hauptfigur des Spiels leicht aus dem Blick: Der Fahrgast, der aus dem Ulmer Umland kommt und einfach nur in Ulm einkaufen, zur Schule gehen, umsteigen oder arbeiten will. Er muss pünktlich, zuverlässi­g, bequem, bei Wind und Wetter an 365 Tagen im Jahr die Donaustadt erreichen und wieder verlassen können.

Fakt ist: Mit den Sedelhöfen, der ICE-Neubaustre­cke und dem Ende der Bauarbeite­n in der Innenstadt wird Ulm spätestens ab 2021 mehr Kunden, Pendler, Umsteiger und Besucher denn je anziehen. Sie werden vor allem mit dem Auto und dem Bus ankommen: Den Bus werden Fahrgäste, die die Auswahl haben, aber nur nehmen, wenn er konkurrenz­fähig ist.

Am 10. Oktober ist eine öffentlich­e Informatio­nsveransta­ltung zum Bahnhofsvo­rplatz geplant, im November will der Gemeindera­t dann entscheide­n.

Eine erneute Kampfabsti­mmung würde dazu führen, dass die Akzeptanz für die ohnehin schwierige­n Bauprojekt­e sinkt.

Die Beteiligte­n sollten sich jetzt an einen Tisch setzen und miteinande­r statt übereinand­er reden. Die Zeit drängt.

l.moellers@schwaebisc­he.de

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