Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Ein neuer Actionheld erobert die Leinwand
Nichts für schwache Nerven: „American Assassin“mutet dem Zuschauer einiges an Brutalität zu
Terror. Ein Wort, das immer wieder durch die Schlagzeilen geistert und manchen auch abstumpfen lässt. Nur wer den Schrecken am eigenen Leib erlebt, weiß um die Bedeutung von Terror und wie er sich anfühlt. Eine eindrucksvolle Vorstellung dieser Erfahrungen liefert der Actionthriller „American Assassin“.
Ein Tag am Strand verändert das Leben des Studenten Mitch Rapp, gespielt von Dylan O’Brien. Wenige Minuten nachdem er seiner Freundin Katerina einen Heiratsantrag gemacht hat, tauchen zwischen Cocktails und Palmen islamistische Terroristen auf und schießen um sich. Regisseur Michael Cuesta („Homeland“) mutet dem Zuschauer gleich zu Beginn des Films die schonungslose Inszenierung des Anschlags zu. Nahaufnahmen holen ins Geschehen, lassen den Kugelhagel unvermittelt miterleben. Es sind Szenen wie diese, die für die hohe Altersfreigabe von 18 Jahren verantwortlich sind.
Während Rapp das blutige Attentat schwer verletzt überlebt, fällt seine Verlobte den Islamisten zum Opfer. Von Rache getrieben, infiltriert er Monate später auf eigene Faust eine Terrorzelle. Die CIA wird auf den unerfahrenen, aber talentierten Hitzkopf aufmerksam und bildet ihn zum AntiTerror-Agenten aus. Sein Trainer im Camp ist CIA-Urgestein Stan Hurley. Oscar-Preisträger Michael Keaton überzeugt in der Rolle des berüchtigten Kriegsveteranen mit harten, zum Schluss aber auch mit weichen Seiten.
Gemeinsam gehen Hurley und Rapp mit der Spezialeinheit Orion auf die Jagd nach Terror-Drahtziehern. Den Wandel vom harmlosen Studenten zur geölten Tötungsmaschine nimmt man dem Nachwuchstalent O’Brien („Maze Runner“) problemlos ab. Dazu trägt auch seine junge und ungezwungene Art bei, die er als Rapp bei Alleingängen an den Tag legt. Obwohl er sich hart und stur gibt, entspricht O’Briens Darstellung eines Geheimagenten nicht unbedingt dem Klischee. Sie ist weicher, subtiler und dadurch auch mehrdimensionaler. Die Folter- und Kampfszenen allerdings sind nichts für schwache Nerven. Und am Ende schweift Regisseur Cuesta auch etwas ab und verlässt sich zu sehr auf banale Action und einen wenig überzeugenden Bösewicht.
„American Assassin“basiert auf den gleichnamigen Agentenromanen des amerikanischen Schriftstellers Vince Flynn, von denen weltweit mehr als 25 Millionen Exemplare verkauft wurden. Genug Stoff für weitere Filme würden die Bücher um Rapp demnach liefern – Fortsetzung also nicht ausgeschlossen. (dpa)