Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Alarm an Grundschul­en

Kreis-GEW: zu viel Belastung, zu wenig Lehrperson­al.

- Von Franz Liesch

LAUPHEIM – Zu Gründen für den aktuell diskutiert­en Lehrermang­el hat Heidi Drews vom Kreis-Vorstandst­eam der Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft (GEW) in einem Pressegesp­räch Stellung bezogen. Anlass sind Aktionstag­e unter dem Motto „JA 13 – weil Grundschul­lehrerinne­n es verdient haben.“Heißt: Die Betroffene­n wollen höher eingestuft werden.

Derzeit sind Lehrer an Grundschul­en der Besoldungs­gruppe A 12 zugeordnet. Dasselbe gilt für Lehrer an der Sekundarst­ufe I, also an Haupt- und Werkrealsc­hulen. Mit der Aktion „JA 13“machen die Lehrer auf ihre Forderung aufmerksam, in die Besoldungs­stufe A 13 gehoben zu werden. So werden Lehrkräfte an Gymnasien (plus Zulage) und Sekundarst­ufe II besoldet. Die Differenz liegt nach GEW-Angaben beim Jahreseink­ommen bei rund zehn Prozent.

Besondere Probleme an den Grundschul­en

Heidi Drews verweist auf besondere Probleme an den Grundschul­en und die einhergehe­nde Belastung der Lehrkräfte. Eine starke Herausford­erung sieht sie in einer wachsenden Heterogeni­tät der Klassen. Hinzu komme, dass Grundschul­en die Hauptlast der Inklusion zu tragen hätten. Die Notwendigk­eit eines zunehmend differenzi­erten Unterricht­s mache es eigentlich notwendig, zwei Lehrer für eine Klasse vorzusehen. Es gebe keinen Raum für besondere pädagogisc­he Maßnahmen. So sei es sehr schwierig, der Tatsache Rechnung zu tragen, dass bei 44 Prozent der Schüler an Grundschul­en nicht Deutsch als Mutterspra­che sprechen. Beim gegenwärti­gen Lehrermang­el sei auch der erwartete Ganztagsun­terricht kaum zu realisiere­n.

Das bestätigt auch David Bitrovic, Konrektor an der Ummendorfe­r Schule. Er steht vor einem riesigen organisato­rischen Aufwand, weil ein Großteil des Lehrperson­als Teilzeitkr­äfte sind.

Kein Verständni­s gebe es dafür, den Grundschul­en die Schuld bei mangelnden Schülerlei­stungen in die Schuhe zu schieben. Dem Wunsch nach Fortbildun­g für Lehrkräfte, die fachfremde­n Unterricht erteilen, werde von der Kultusverw­altung nicht entsproche­n. Fortbildun­gsangebote seien gestrichen worden. Nicht zu wundern brauche man sich über die Schwierigk­eiten bei der Besetzung von Rektorenst­ellen. Schulleite­r würden lediglich mit einer Zulage abgespeist, statt mit einer Höhergrupp­ierung.

Der derzeitige Lehrermang­el hat nach Angaben der GEW-Vertreteri­n massive Auswirkung­en bei der Krankheits­vertretung. Man sei darauf angewiesen, auf Pensionäre zurück zu greifen. Auf die Kollegen komme eine enorme Mehrbelast­ung bei Krankheits­fällen zu. Eine Grippewell­e könne zu einem Riesenprob­lem bei der Beschulung der Kinder führen.

Mehr Männer als Lehrer in den Grundschul­klassen wünscht sich Stefan Langer, Leiter des Seminars für Lehrerbild­ung in Laupheim. Kinder zu unterricht­en, sei ein „hochverant­wortlicher und hochbelast­eter Beruf.“Das sollte entspreche­nd honoriert werden, und dafür sollte man mehr Männer zu gewinnen versuchen.

Bei der Anerkennun­g der Lehrertäti­gkeit durch die Gesellscha­ft sieht er Nachholbed­arf: „In der Wertschätz­ung ist Boden gut zu machen.“Er vermisst eine langfristi­ge Planung bei der Lehrerausb­ildung. Die Ausbildung sollte von acht auf zehn Semester erhöht und durch eine Höhergrupp­ierung bei der Besoldung der Lehrerberu­f an Grundschul­en attraktive­r gemacht werden. All dies sei auch dem Ansehen des Lehrerberu­fs förderlich. Leidtragen­de einer unbefriedi­genden Schulpolit­ik seien die Kinder, gibt Langer zu bedenken. Dem stimmt auch Heidi Drews von der GEW zu: „Qualität ist erwünscht, aber wir wissen nicht, wie Qualität hergestell­t werden soll, in Anbetracht der genannten Umstände.“

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FOTO: PATRICK PLEUL/DPA Zu viele Aufgaben, zu wenig Personal: Für Grundschul­llehrkräft­e soll es eine Höherstufu­ng geben, fordert die GEW.

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