Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Gefängnis statt Sauna-Puff nach Millionencoup an der A8
Landgericht Ulm verurteilt fünf Männer zu Haftstrafen von drei bis fünf Jahren – Sechster Beteiligter wird gesucht
ULM (dpa) - Wegen eines fingierten Überfalls auf einen Werttransporter an der A8 mit einer Millionenbeute hat das Landgericht fünf Angeklagte verurteilt. Die Männer im Alter zwischen 31 und 40 Jahren aus dem Raum Stuttgart und Berlin erhielten Haftstrafen von drei bis fünf Jahren. Die Richter sahen es als erwiesen an, dass sie bei dem Mitte Januar in Szene gesetzten Coup 728 Luxusuhren im Gesamtwert von rund fünf Millionen Euro erbeutet hatten.
Zu dem Quintett gehörten zwei Fahrer einer Werttransportfirma aus Esslingen. Sie ließen sich laut Gerichtsurteil am Parkplatz Drackensteiner Hang an der A8 zwischen München und Stuttgart von ihren Komplizen fesseln, ehe diese mit den Luxusuhren in zwei Autos nach Berlin verschwanden. Der Coup, den die Männer laut Anklage bei Treffen in einem Sauna-Bordell und bei Skatrunden ausheckten, erinnert an das Drehbuch eines Gangsterfilms. Am Sonntag, dem 15. Januar 2017, geht um 20.48 Uhr beim Lagezentrum des Polizeipräsidiums Ulm ein Notruf ein. Der Fahrer eines Werttransporters meldet, er und sein Kollege seien ausgeraubt worden. Maskierte hätten sie mit einer Pistole bedroht. Die Edeluhren waren zuvor auf einer Messe in München gezeigt worden und sollten nun in das Lager des Esslinger Werttransporters kommen.
An den Aussagen der Fahrer hat die Kripo jedoch von Anfang an Zweifel. Die Ermittlergruppe in Ulm stößt auf Ungereimtheiten. Bald erreichen sie Hinweise einer „Vertrauensperson“in der Berliner Unterwelt. Einige merkwürdige Uhren seien in der Hauptstadt Hehlern angeboten worden. Im März werden die Männer verhaftet. Doch einer fehlt auf der Anklagebank – ein ominöser „sechster Täter“. Von ihm soll ein gewichtiger Teil des Plans stammen.
Zu den Merkwürdigkeiten des Falls gehört, dass Säcke mit weniger wertvollen Inhalten vor der Umladung zur Seite gestellt worden waren. Sie kommen in einen Pkw. Die wirklich teuren Uhren hingegen kommen in den Transporter, mit dem der „sechste Mann“davonfährt. Hat er alle anderen geleimt? Statt der erhofften Millionenerlöse bekommen die fünf Mittäter nur jeweils mehrere Tausend Euro zugesteckt. 163 Luxusuhren kann die Polizei bei Hausdurchsuchungen sicherstellen, doch der Löwenanteil der Beute bleibt verschwunden – genau wie der „sechste Mann“. Er sei den Ermittlern inzwischen bekannt und werde mit internationalem Haftbefehl gesucht, teilte die Behörde mit.