Schwäbische Zeitung (Laupheim)
„Wir sind eine tolle Stadt – doch mir stinkt so einiges...“
Wir sind Große Kreisstadt, wir sind Boom-Stadt, wir sind Carl-LaemmleStadt; die Steuerquellen spudeln geradezu. Wir sind eine tolle Stadt! Doch mir stinkt so einiges; nur ein paar Beispiele:
Mir stinkt’s, dass ich in der Zeitung die Erfolgsmeldung von Ulm lesen muss, dass die Laupheimer Firma Cellca in Ulm einen Bauplatz gekauft hat und dort einen Betrieb für 80 Mitarbeiter baut. Es ist traurig, dass man Betriebe nicht in Laupheim halten kann; ganz zu schweigen von Neuansiedlungen in den letzten acht Jahren – trotz hauptamtlichem Wirtschaftsförderer gleich Null. Und heimische Betriebe warten schon über drei Jahre auf einen Bauplatz und überlegen schon, auswärts zu bauen.
Mir stinkt’s, dass die Bodenpolitik in der Stadt fast nur Bauträger machen. Die einheimische Baugenossenschaft hat man derart brüskiert, dass diese auswärts haufenweise Wohnungen baut, in Laupheim aber nicht eine. Und dann jammert man über das Fehlen bezahlbarer Wohnungen. Innenstadt-Bebauungspläne: Nur Wettbewerbskosten, dann – Fehlanzeige.
Mir stinkt’s, dass es keine vorausschauende Siedlungspolitik gibt; statt einer Stadterweiterung in Richtung Bronnen, worüber es Verträge gibt, propagiert man einen Sprung über die B 30. Bis dort das wertvolle Kies entnommen ist, dauert es Jahre. Bis dahin sind die vielen Bauplatzinteressenten auf den ellenlangen Wartelisten schon längst abgewandert oder gestorben. Von der Osttangente – das ist eine Straße von der Bühler Straße zur Nordtangente nach Bronnen – hört man nichts mehr, obwohl gerade diese die Innenstadt wesentlich entlasten würde.
Mir stinkt’s, dass man über 35 Millionen Euro auf der hohen Kante anhäuft – beim Nullzins. Aber gleichzeitig: Schul-WCs, Schaffung von Parkmöglichkeiten, Lösung von Verkehrsproblemen – alles eine Katastrophe; Straßen miserabel, städtische Gebäude verkommen, usw., usw. Ja, man kann es kaum glauben; es ist eine wahre Schande.
Ich bin mit dem Jetztzustand total unzufrieden. Mit dem neuen OB muss endlich eine euphorische Aufbruchstimmung in Laupheim einkehren. Laupheim hätte dies wahrlich verdient. Rolf Müller, Laupheim