Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Weißenhorn zeigt sein großes Potenzial
Der Heimat- und Museumsverein präsentiert bei einem Neujahrskonzert seine neue Abteilung „Kukulimu“
WEISSENHORN - Am 19. Februar 1908 kamen im „Gasthaus Lamm“42 Frauen und Männer zusammen, um den Heimat- und Museumsverein zu gründen, darunter auch der Weißenhorner Geschichtsschreiber und Stadtpfarrer Josef Holl sowie Kirchenmaler Albert Heinle senior.
In seinem ersten Rechenschaftsbericht schrieb Benefiziat Eduard Schmid 1909: Man wolle und habe „das Interesse für die Geschichte und die Kultur unserer Heimat und dadurch die Liebe zu ihr zu erhalten oder zu wecken und entgegen dem immer mehr um sich greifenden Egoismus den Sinn für das Gemeinwohl zu stärken“.
Was für ein Satz! Wie gemacht für die Bestrebungen des Vereins, der in diesem Jahr sein 110-jähriges Bestehen feiert und dies mit der Taufe der neuen Abteilung feiert.
„Kukulimu“, eine Abkürzung für „Kunst – Kultur – Literatur – Musik“, stellte sich mit einem Neujahrskonzert zum Thema „Liebe belebt“vor und schaffte es auf Anhieb, den Ratssaal des Schlosses nicht nur mit interessiertem Publikum zu füllen, sondern auch eindrucksvoll darzustellen, welches künstlerische Potenzial in Weissenhorn existiert und wie der Verein dieses für die Öffentlichkeit erlebbar macht.
Einen überaus attraktiven Strauß an Melodien und Klängen hatte Organisatorin Ute Sagawa zusammengestellt, für die Umsetzung gewann sie hervorragende Weißenhorner Kräfte. Beeindruckend die Leistung der jungen Naomi Sagawa (Cello), Megan Wood (Klarinette) und Rebekka Mack (Violine), die zusammen mit dem Klavierduo Ute und Akira Sagawa als Quintett Werke von Elgar, Dvorak, Strauss, Schostakowitsch und Piazzolla interpretierten. Das klang wunderbar, auch wegen der originellen Arrangements von Uwe Rössler wegen.
Dass die Musiker sich menschlich wie musikalisch blendend verstehen, teilte sich auch sehr direkt durch die Art der Umsetzung mit. Viele lobende Worte wären zu finden für das Zusammenwirken des Klavierduos Sagawa, das zwischen expressiver Kraft und subtiler Zurückhaltung alle Facetten musikalischen Genusses bediente.
Ganz wesentlich zu dem gelungenen Abend trug auch das Gesangsquartett bei: Mary Sukale, Krimhilde Dornach, Stefan Schreiber und Rudolf Schock. Letzterer verblüffte mit seinem raumfüllenden Bass und dem feinen Sinn für Humor. Als feiner roten Faden bestimmte letzterer das geistreiche Vlies dieses Abends, der von Vereinsvorsitzendem Ulrich Hoffmann gut aufgelegt moderiert wurde. Die Arie „Reich mir die Hand mein Leben“(aus Mozarts „Don Giovanni“) wurde von Sukale und Schreiber mit feinem Gespür für die Balance aus Sentiment und Humor gestaltet; furios das Vokalquartett mit Johannes Brahms’ „Nein es ist nicht auszukommen mit den Leuten“: „Bin ich still, so heißts, ich wäre irr aus Liebe“.
Das Publikum genoß sicht- und hörbar diesen gelungenen Einstieg ins Jahr und die erste Kukulimu-Saison, in der es weitere Konzerte geben wird. Musikalisch geht es weiter am 17. März mit „Liebe(n) belebt“. Da werden Liebesbriefe von Komponisten mit deren Musik unterlegt. Und für die Singer-Songwriter-Fans gibt es am 19. April mit „Forever Young“Songs und Balladen rund um die Liebe.