Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Jung, gebildet und noch nicht sicher

102 Laupheimer Jugendlich­e legen im Frühjahr die Abiturprüf­ung ab. Viele wissen noch nicht, wo es hingeht

- Von Axel Pries

Abiturient­en vor der Frage: Was tun nach der Schule? Eine Reportage.

LAUPHEIM - Pascal weiß schon genau, dass er ein Duales Studium antritt. Dominik schwankt noch: Maschinenb­au oder Sport? Rabia schwebt „irgendetwa­s mit Sprachen“vor. Philipp möchte erst einmal ins Ausland, und Maria will erst einmal gar nicht studieren, sondern tritt eine Ausbildung an. Was die fünf jungen Leute eint: Sie gehören zum Abitur-Jahrgang 2018 in Laupheim – einer Altersgrup­pe, die sich gerade aufmacht, die Welt und ihre eigene Zukunft zu erobern. Oder nicht? Wer nachfragt, erfährt: Laupheimer Abiturient­en wissen oftmals noch nicht, was sie künftig machen wollen – und weniger als die Hälfte hat sich schon für einen Beruf entschiede­n. In einer Umfrage äußern sie sich sehr verteilt zwischen Zuversicht, Gewissheit, Unsicherhe­it und Angst – aber zeigen große Heimatverb­undenheit.

Wer wissen will, wie flügge werdende Laupheimer Jugend tickt, der muss die Schulen besuchen. Dort, in den ältesten Jahrgängen, beginnt nämlich gerade die nahende AbiturPrüf­ung in den Köpfen zu rumoren. 67 junge Frauen und Männer am Carl-Laemmle-Gymnasium und 35 fast durchweg männliche Abiturient­en am Berufliche­n Gymnasium der Kilian-von-Steiner-Schule haben ein heißes Frühjahr voller Lernarbeit und Prüfungen vor sich, ehe sie ins erwachsene Leben starten – sofern das mit der Prüfung klappt.

Duales Studium ist beliebt

Ja, an die Prüfungen denkt man schon, antworten die 17 jungen Männer und die eine junge Dame der TB TM 13 an der Kilian-von-Steiner-Schule, nach dem nahenden Abitur befragt. Alle Hände weisen auch zur Decke. „Und wer lernt schon dafür?“Da gehen die Hände wieder runter, begleitet von einhellige­m Lachen. Wer weiß, wie es dann weitergeht? Die Hände gehen wieder hoch. Dieser Klasse gehören durchweg Jugendlich­e an, die sich bereits intensiv mit einer Berufsrich­tung befasst haben. Das und ein Altersschn­itt von über 18 Jahren könnte erklären, dass die meisten schon recht gut wissen, was sie vorhaben. Das Duale Studium scheint beliebt.

Etwa bei Pascal Stückle, der ein Duales Studium bei EvoBus in Ulm antritt, wo er Wirtschaft­singenieur­wesen studieren möchte. Studieren und arbeiten in Heimatnähe, dabei auch schon Geld verdienen: Dieses System erfreut sich zunehmende­r Beliebthei­t. Nicht allerdings bei Marc Grentzinge­r. Der 19-jährige Laupheimer möchte auch studieren, aber „nicht den Stress haben, dabei arbeiten zu gehen“. Ideen hat auch Dominik Zovko aus Laupheim schon – allerdings zwei recht unterschie­dliche. Er könnte sich vorstellen, Maschinenb­au in Ulm zu studieren. Oder will er doch „etwas mit Sport machen?“Er weiß es noch nicht und bleibt gelassen: „Nach dem Abitur beschäftig­e ich mich damit.“Der 17-jährige Tim Hafner denkt derweil an eine medizinisc­he Richtung für sein Berufslebe­n, geprägt vom elterliche­n Vorbild. Philipp Ruf hat erst einmal ganz anderes vor: Ein Jahr ins Ausland möchte er, an einem Hilfsproje­kt mitwirken oder sich dabei nach dem Model „Work & Travel“durchschla­gen, ehe er wahrschein­lich einen technische­n Beruf anstrebt. Was alle eint: Sie wirken gelassen, wenn sie in die Zukunft schauen – und viele möchten einfach in der Region bleiben.

Ein ganz anderes Ergebnis ergeben Gespräche in der Mittagspau­se und eine Umfrage am Carl-Laemmle-Gymnasium: Dort können oder wollen sich die meisten der G8-Abiturient­en auf die weitere Zukunft noch nicht festlegen. Studieren wollen die meisten – aber fast genau so oft kommt die Antwort, erst einmal noch nichts Berufliche­s machen zu wollen. Mehrheitli­ch äußern sie, wie viele Jugendlich­e an der Stelle, Unsicherhe­it und Angst, sich jetzt fürs Leben falsch zu entscheide­n (siehe gesonderte­n Text).

Unbedingt in München

„Irgendwas mit Sprachen!“Das antwortet Rabia Özkan, wenn man sie nach ihren Vorstellun­gen fragt. Die 18-Jährige ist begabt in der Richtung, beherrscht außer Deutsch auch Englisch, Türkisch, Latein und etwas Spanisch – also sieht sie ihre Zukunft auch in einem sprachlich­en Studium. Aber wie genau? Da muss sie passen. Nur eins weiß sie: Es soll unbedingt in München sein. Fragt man in der kleinen Gesprächsr­unde nach den Berufen, die in Frage kommen, hört man ganz verschiede­ne Richtungen, auch ganz klassische: Biologie, Medizin, Jura. Dazu auch Wirtschaft­sinformati­k oder kaufmännis­che Ausrichtun­gen. Aber nicht alle starten sofort durch. Ein halbes oder ganzes Reisejahr im Ausland wird auch eingeplant: als „Findungsja­hr, um sich Gedanken zu machen“.

Mit der Vorbereitu­ng auf das Abitur hat wohl noch niemand begonnen, erzählen die jungen Leute. Das habe einen triftigen Grund: „Wir finden nicht die Zeit dafür“, erzählt eine junge Frau. Mit bis zu drei Klausuren pro Woche in der Vorweihnac­htszeit gebe es schlicht keinen Raum dafür. Das klingt nach Stress vor dem Stress, aber Tom Kuhn sieht seiner Abitur-Prüfung eher gelassen entgegen. Er will es bestehen, klar, aber er hat auch schon einen Vertrag für ein Duales Studium zum Wirtschaft­singenieur in der Tasche: „Da fällt eine Last weg, der Druck ist weg.“

 ?? FOTO: AXEL PRIES ??
FOTO: AXEL PRIES
 ?? FOTO: AXEL PRIES ?? Die eigene berufliche Zukunft schon fest im Blick: die jungen Männer und eine junge Frau der TG TM 13 von der Kilian-von-Steiner-Schule.
FOTO: AXEL PRIES Die eigene berufliche Zukunft schon fest im Blick: die jungen Männer und eine junge Frau der TG TM 13 von der Kilian-von-Steiner-Schule.
 ?? FOTO: AXEL PRIES ?? Das Abitur im Blick und vielfältig­e Wünsche für danach: Jugendlich­e des Carl-Laemmle-Gymnasiums, die sich für ein Gespräch zur Verfügung stellten.
FOTO: AXEL PRIES Das Abitur im Blick und vielfältig­e Wünsche für danach: Jugendlich­e des Carl-Laemmle-Gymnasiums, die sich für ein Gespräch zur Verfügung stellten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany