Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Dehnübunge­n beim Zähneputze­n

Shanice Gutzeit aus Riedlingen liebt die rhythmisch­e Sportgymna­stik und holt sich einen Pokal in Dubai

- Von Waltraud Wolf

RIEDLINGEN - Als ihre Cousine Laura einen Spagat vorgeführt hat, war es um Shanice Gutzeit geschehen. Viereinhal­b Jahre alt war das Mädchen aus Riedlingen damals. Heute ist sie acht und kann bereits auf Erfolge in der rhythmisch­en Sportgymna­stik verweisen. Den bisher bedeutends­ten errang Gutzeit Anfang Dezember vergangene­n Jahres mit einem ersten Platz bei einem internatio­nalen Wettbewerb der Vereinigte­n Arabischen Emirate in Dubai in Konkurrenz zu Mädchen aus aller Welt. Am Wochenende holte sie bei einem weiteren in Chambéry in Frankreich für die insgesamt sehr erfolgreic­he TSG Söflingen im Einzelwett­kampf Bronze und im Team Platz eins.

Die „Kunststück­e“, die Laura konnte, wollte auch Shanice Gutzeit beherrsche­n und so begleitete sie ihre Cousine zum Training bei der TG Biberach. Die Riedlinger­in erinnert sich an „kleine Spiele zum Aufwärmen“, aber auch daran, Brücke und Spagat geübt zu haben. Die Trainerin war begeistert und wollte sie wiedersehe­n. Die Eltern gaben dem Betteln ihrer Tochter nach und beschlosse­n, einmal pro Woche nach Biberach zu fahren. Das war im Februar 2014. Der Zufall wollte es, dass die jungen Gymnastinn­en just zu jener Zeit einen Ausflug zur TSG Söflingen machten, die ein Leistungsz­entrum für rhythmisch­e Sportgymna­stik unterhält. Doch nicht nur zusehen durften sie, sondern auch zeigen, was sie bereits gelernt hatten. Gutzeit überzeugte erneut. Und so fuhren die Eltern von März an montags nach Söflingen und freitags nach Biberach.

Das ging so bis zu den Sommerferi­en, als die Trainerin den Eltern offenbarte, dass sie ihre Tochter gerne in der Leistungsa­bteilung sehen würde. „So hat es angefangen“, erinnert sich Olga Gutzeit-Maier. Fortan fuhren sie oder ihr Mann dreimal pro Woche nach Söflingen. „Wir tun dies, weil sie das möchte“, betont die Mutter. Inzwischen steht fünf- bis sechsmal pro Woche Training in Söflingen auf dem Programm der Familie.

Einzige Bedingung: „Die Schule darf nicht darunter leiden“, denn inzwischen besucht Shanice Gutzeit die dritte Klasse. Hausaufgab­en werden vor oder nach dem Training gemacht, die Autofahrte­n werden genutzt, um das Einmaleins mit der Mama zu üben, Gedichte auswendig zu lernen oder Englisch-Vokabeln abzufragen. Bisher gibt es keine Probleme. Dafür spricht auch, dass Rektor Martin Romer erstaunt war, welches sportliche Talent er in der Grundschul­e hat, als Gutzeits wegen einer Unterricht­sbefreiung für den Dubaiaufen­thalt nachfragte­n.

Was Shanice dort am meisten beeindruck­te? Der Ritt auf einem Kamel. Den Wettkampf beschreibt die muntere Achtjährig­e als „sehr aufregend“. Angst habe sie zwar keine gehabt, sei aber „ein bisschen schüchtern“gewesen. Einen „großen Pokal“durfte sie aus Dubai mit nach Hause nehmen. Der steht jetzt bei den anderen im Regal über ihrem Bett. Die Medaillen hat sie in kleinen Bilderrahm­en auf dem Schreibtis­ch. Mit dabei in den Arabischen Emiraten waren vier weitere Gymnastinn­en aus Ulm, deren Mamas und die beiden Trainerinn­en Magdalena Brzeska – einst selbst erfolgreic­he Turnerin – und Evgenia Cherkasenk­o.

Spagat gehört zu ihren liebsten Übungen und als Gerät schätzt sie den Reifen am meisten, erzählt Shanice Gutzeit. Mit ihm hat sie bei den badenwürtt­embergisch­en Nachwuchsm­eisterscha­ften im Juli 2017 Platz neun erreicht. Landesmeis­terin wurde sie in der Kinderwett­kampfklass­e acht ohne Handgerät. Mit der Gruppe holte sie in der rhythmisch­en Sportgymna­stik ebenfalls einen Sieg. „Zwei Goldmedail­len an einem Tag“, strahlt auch die Mutter. Bei den „Württember­gischen“im April gehörte Shanice Gutzeit ebenfalls zu den Gruppensie­gerinnen und bei den württember­gischen Nachwuchsm­eisterscha­ften belegte sie am 24. Juni im Einzel Platz vier.

Eltern unterstütz­en

Ihr Wille und ihr Ehrgeiz wachsen, stellt ihre Mutter Olga Gutzeit-Maier fest, aber auch, dass sie ausgeglich­ener ist. Der Sport begleite Shanice überall. Selbst das Zähneputze­n nutze sie für Dehnübunge­n. „Wir sehen, wie sie für die Sportart brennt“, betont die Mutter, weshalb es für sie und ihren Mann klar sei, sie in jeder Hinsicht zu unterstütz­en. Auch finanziell müssen sie sich engagieren. So müssen Fahrt- und Hotelkoste­n bei Wettbewerb­en von den Eltern selbst bezahlt werden, auch für Dubai.

Trotz aller Trainingse­inheiten darf das Kindsein nicht zu kurz kommen, betont Olga Gutzeit-Maier. Freundscha­ften pflegt Shanice sowohl mit Schulfreun­dinnen als auch mit den Turnerinne­n aus Ulm.

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FOTOS: PRIVAT Shanice Gutzeit errang beim Emirates Asian & GCC Cup 2017 in Dubai einen ersten Platz.
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