Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Wie viel ist guter Service wert?
Nichts wirklich Überraschendes hat die Raiffeisenbank Biberach in Obersulmetingen verkündet: Die Schließung der Geschäftsstelle samt Abzug von Geldausgabeautomat und Kontoauszugsdrucker als Konsequenz aus dem wirtschaftlichen Druck hatte sich abgezeichnet. Blauäugig, wer glaubte, die Treueschwüre bei den vergangenen Mitgliederversammlungen seien mehr als nur Stimmenfang für die große Fusion gewesen. Obersulmetingen mit seinen 1300 Einwohnern gehört zu den schwächsten Gliedern im Zweigstellennetz der Raiba Biberach. Und Untersulmetingen, das als Außenstelle erhalten bleibt, liegt nur zwei Kilometer entfernt.
Aber müssen wirklich auch die Automaten verschwinden, damit die Bank zukunftsfähig bleibt? Die vorgelegten Zahlen zur Nutzung sind so schlecht nicht, und dass die Geräte erst bei einer jeweils sechsmal so starken Frequenz „wirtschaftlich rentabel“seien, ist nur schwer vermittelbar. Schließlich ist die Nutzung, zumindest für die eigenen Kunden, doch gebührenfrei – was spielt es da für eine Rolle, wie häufig man dort Geld abhebt?
Die entscheidende Frage ist vielmehr: Wie viel ist der Bank ein guter Kundenservice wert? Ist es in Ordnung, dass ausgerechnet die nicht mobile und nicht online-affine ältere Generation, die über Jahrzehnte mit das wichtigste Kapital der Bank war, nun in die Röhre schaut? Aber Moral ist in diesen Zeiten wohl nur was für Nostalgiker.
r.schick@schwaebische.de