Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Natur und Kultur im Museum
Neue Ausstellung im Museum der Villa Rot in Burgrieden
ROT - „Formen der Natur: Pure Nature Art“: Das ist der Titel einer neuen Ausstellung im Museum der Villa Rot in Burgrieden sowie in der angrenzenden Kunsthalle.
„Im Herbst nutzen viele Familien den Park der Villa Rot zum Sammeln von Kastanien. Zuhause entstehen daraus fantastische Tiere, skurrile Figuren oder schnelle Autos“, erklärte der Kurator Marco Hompes und führte vorab durch zwei Ausstellungen. in das Thema der Ausstellung in den Räumen der Villa Rot. Naturmaterialien seien schnell verfügbar, leicht zu bearbeiten und deshalb beliebte Werkstoffe für die künstlerische Gestaltung.
Während Kinder ganz unbefangen mit den Naturmaterialien umgingen, seien die Begriffe Natur und Kultur eigentlich gegensätzlich: zwischen dem Begriff der Natur als wildem, unabhängigem und nicht planbarem Wachstum im Gegensatz zur Kultur als das Ergebnis menschlicher Anstrengungen sei. Erst in den 1960ern sei eine Neuinterpretation gewagt worden. „Mit der Ausstellung wirft das Museum Villa Rot einen Blick auf ein hochaktuelles Thema: Denn der Umgang mit Natur in all ihren Erscheinungen ist nicht nur ein interessantes Feld auch eines, das wissenschaftlich und ethisch derzeit stark debattiert wird.“
Im Erdgeschoss der Villa werden Werke zu sehen seien, bei denen reine Naturmaterialien als Basis für die Kunstobjekte dienen. Im ersten Obererschoss hingegen geht es um Positionen, die den Strukturen der Natur nachspüren oder eine symbolische Bedeutung zu Grunde legen.
„Gleich im ersten Raum erwartet die Museumsbesucher mit dem Werk „Complex System 123 & 124“von Alastair Mackie ein Beispiel für die Verwendung scheinbar wertloser Gegenstände. Angespülten Sepiaschulpen entlockt Mackie eine ästhetische Ordnung, indem er sie mit einer Schleifmaschine bearbeitet“, führte der Museumsleiter aus.
Mit Hilfe einer Laupheimer Gärtnerei hat Drenkwitz das Werk „Nationalblumen“, das alle Nationalblumen der Länder Europas in einen Topf setzt verwirklichen können. Persönlicher Lieblingsraum von Marco Hompes ist der letzte des Ausstellungsrundgangs. Julia Schmölzers ausgestellte Gebilde seien Neuschöpfungen, die die Vorstellungskraft beflügeln würden.
Die Ausstellung „VIEH“des Augsburger Künstlers Maximilian Prüfer beschäftige sich mit der „Fragilität ausbalancierter Ökosysteme“, führte der Kurator anschließend in die ausgestellten Werke der Kunsthalle ein. Gezeigt wird unter anderem eine Arbeit aus Knochen eines Mammuts. Ebenfalls zu den vom Aussterben bedrohten Arten gehöre der Schmetterling, dem sich Prüfer in den gezeigten „Schmetterlingsdrucken“widme. Der Effekt der Interferenzfarben stehe hier im Vordergrund. „Hinter den hochästhetischen Bildwerken verstecken sich philosophische Fragestellungen zum Verhältnis Mensch und Natur“, fügte Hompes erklärend hinzu.
Elf Künstlerinnen und Künstler sind in der Villa Rot zu sehen: Mirko Baselgia, Björn Drenkwitz, Werner Henkel, Marc Héron, Bethan Huws, Christiane Löhr, Alastair Mackie, David Nash, Regine Ramseier, Julia Schmölzer und Charlotte Vögele.