Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Laupheim und seine Stummfilm-Stars
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Spätestens am 15. März, wenn die ● SWR-Doku „Carl Laemmle – Ein Leben wie im Kino“über die Mattscheibe geflimmert ist, hat Laupheim vielleicht ein paar Filmstars, oder besser: Stummfilmstars. Denn gesprochen hat keiner der Darsteller aus Laemmles Heimatstadt. Alfred Brehm,
Stadtrat aus Obersulmetingen, tritt als erwachsener Carl Laemmle in dem Film zwar selten aus dem zwielichtigen Dunst, in dem ihn Regisseur Jo Müller seine Pokerrunden spielen oder über Geschäftspapieren sitzen lässt. Aber er macht das, soweit man es erkennen kann, sehr gut. „Gigantisch. Ich bin überrascht und begeistert“, urteilte Brehm über die Dokumentation. Die zweitägigen Dreharbeiten für seine Szenen seien „zwar anstrengend“gewesen, hätten aber auch Spaß gemacht. „Laupheim kann stolz sein auf diesen Film“, sagte Brehm und gibt zu, vor dieser Rolle „rein gar nichts mit Film und Theater am Hut“gahebt zu haben. „Aber wer weiß, vielleicht ändert sich das jetzt ja.“
Etwas mehr Erfahrung bringt der ● deutlich jüngere Darsteller des jugendlichen Carl Laemmle mit: Der 13-jährige Alban Löffler wirkte im vergangenen Jahr gleich bei zwei Musicals über den Laupheimer Hollywood-Pionier mit, am CLG und bei der großen Aufführung im Kulturhaus. Musikschulleiter Richard Brenner schlug ihn daraufhin Jo Müller für die Laemmle-Doku vor. Und so sieht man nun Alban Löffler als junger Carl Laemmle durch Laupheim wandeln und von einer Zukunft in Amerika träumen. Und einen Stein auf das Grab seiner Verwandten am jüdischen Friedhof zu legen. „Wir haben das ganze zuerst mit Blumen gedreht. Bis der Gärtner kam und sagte, dass die Juden Steine ablegen. Das mussten wir das ganze eben nochmals drehen“, erzählt der 13Jährige über die Dreharbeiten, die für ihn einen Nachmittag dauerten und viel Spaß gemacht hätten. „Es war eine tolle Erfahrung.“
Begeistert waren auch Stadträtin ● Karin Meyer-Barthold („Der Film ist ein Kunstwerk“) und der künftige Laupheimer Oberbürgermeister Gerold Rechle. Er lobte zum einen „die wunderbare, unglaublich feinfühlige Dokumentation“, zum anderen gefiel ihm, dass „auch mit eigenen Leuten was richtig Gutes hinbekommen wurde“. Dazu trug auch Rechle selbst mit einer kleinen Rolle bei: So sah man ihn – oder besser: seine Beine – im typischen Charlie-ChaplinGang aus Laemmles Büro watscheln. „Ich habe die Szene etwa 15 bis 20 Mal drehen lassen“, verriet Jo Müller den Zuschauern. Er habe den Darsteller für seine dennoch gute Laune bewundert: „Geduld zu haben – in der Politik lernt man das wohl auch.“Aber Rechle freute sich einfach darüber, Teil der einzigartigen Doku werden zu dürfen – und das, obwohl er als Charlie Chaplin eigentlich zu groß sei. „Die haben beim Dreh dann versucht, das auszugleichen, indem sie mich möglichst weit von oben gefilmt haben“, erzählt Rechle.
Zu den Darstellern aus Laupheim ● gehörten auch Gerold Barth als Kameramann, der im Schlosspark von einem Schläger des Edison-Clans verdroschen wird. Dieser wurde gespielt vom Olaf Trappe, dem es leider nicht vergönnt war, das Ergebnis der Dreharbeiten zu bestaunen – er starb wenig später überraschend. Einige Laupheimer kamen deshalb am Donnerstag ins Kulturhaus um ihrem ehemaligen Kameraden auf diesem Weg nochmals die Ehre zu erweisen.