Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Sparkassen steigern Gewinn
Höhere Provisionserträge sowie Kosteneinsparungen retten Bilanz
FRANKFURT (dpa) - Deutschlands Sparkassen stecken zwar im Zinstief, höhere Gebühren, steigende Provisionserträge aus dem Wertpapiergeschäft sowie Kosteneinsparungen haben aber die Bilanz 2017 gerettet. Unter dem Strich verdienten die Institute mit 2,2 Milliarden Euro 149 Millionen Euro mehr als ein Jahr zuvor, wie der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) in Frankfurt mitteilte.
„Die geldpolitisch bedingten Einbußen im Zinsüberschuss konnten durch ein besseres Provisionsergebnis kompensiert werden“, erklärte der seit Jahresbeginn amtierende DSGVPräsident Helmut Schleweis. Ein Treiber war die große Nachfrage nach Wertpapieren. Die Ergebnisse beziehen sich auf 390 Sparkassen.
Lange verdienten Banken gut daran, dass sie mehr Zinsen für Kredite kassierten, als sie an die Sparkunden zahlten. Doch die Differenz aus beidem – der Zinsüberschuss – schrumpft. Zugleich steigen Kosten für Regulierung und Digitalisierung. Mit Gebühren und einer Ausdünnung des Filialnetzes versuchen die Institute gegenzusteuern. Im vergangenen Jahr sank die Zahl der Filialen, in denen Kunden von Mitarbeitern bedient werden, erstmals unter die Marke von 10 000 auf 9868. Inklusive Selbstbedienungsstellen schrumpfte das immer noch dichte Netz der Sparkassen von 13 779 im Vorjahr auf 13 305.
Mit neuen digitalen Angeboten wollen Deutschlands Sparkassen angesichts der sinkenden Bedeutung der Filiale Boden gutmachen. „2018 wird ein Jahr sein, in dem die Sparkassen wesentliche Innovationen für eine breite Kundschaft einführen werden“, kündigte Schleweis an. So soll beispielsweise das Angebot „Kwitt“für das schnelle Geldsenden von Handy zu Handy für Kunden anderer Kreditinstitute geöffnet werden. Zudem wollen die Sparkassen ab Mitte 2018 Echtzeit-Überweisungen flächendeckend ermöglichen.
Solche Investitionen seien aber keine Absage an die klassische Filiale, betonte Schleweis: „Die Filiale ist nicht tot. Es gibt in unserer Gruppe keine Pläne, uns systematisch aus dem ländlichen Raum zurückzuziehen.“Gut ein Viertel der Sparkassen-Filialen finde sich unverändert im ländlichen Raum. „Ich glaube, dass die Filiale Zukunft hat – wie viel Zukunft, werden unsere gesellschaftliche Entwicklung und die Kunden letztlich entscheiden“, sagte der langjährige Chef der Sparkasse Heidelberg.
Schleweis kündigt Einbußen an
Eine deutliche Erhöhung der Gebühren werde nicht jedes Jahr durchsetzbar sein, sagte Schleweis. „Das Provisionsergebnis wird sich künftig nicht in gleichem Maße steigern lassen. Deshalb wird es in den nächsten Jahren in unseren Geschäftsergebnissen Einbußen geben.“
Gefragt bleiben die Sparkassen als Kreditgeber im Mittelstand: Zum Jahresende 2017 hatten sie Darlehen im Volumen von rund 794 (Vorjahr: 769) Milliarden Euro im Bestand. Die Kundeneinlagen erhöhten sich trotz mickriger Zinsen auf 911 (890) Milliarden Euro. Verbesserungsmöglichkeiten sieht Schleweis bei den Strukturen der Finanzgruppe. „Mit vier großen Landesbanken nähern wir uns einer optimalen Struktur deutlich an. Gleichwohl gibt es durch eine verbesserte Zusammenarbeit noch erhebliches Potenzial“, sagte Schleweis.