Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Salvador Dalí in Überlingen
Ausstellung widmet sich dem Leben des Surrealisten
ÜBERLINGEN – Salvador Dalí gehört zu den bedeutendsten Surrealisten des 20. Jahrhunderts. Die Städtische Galerie im Faulen Pelz in Überlingen widmet dem Maler jetzt für acht Monate eine Ausstellung. Seit Freitagabend können Kunstliebhaber mit „Salvador Dalí – Leben und Werk“die erste große Dalí-Ausstellung in Süddeutschland seit 1989 besuchen.
Bilder, Fotografien, Grafiken, Möbelstücke und sogar Krawatten – 400 Exponate setzen in einem chronologischen Durchgang das Werk des exzentrischen Künstlers in Bezug zu dessen Leben. Für Kulturamtsleiter Michael Brunner stand die Frage im Mittelpunkt, wer dieser Mensch war, der zu den populärsten und rätselhaftesten Künstlerpersönlichkeiten zählt, der in allen nur möglichen Richtungen gesellschaftliche Tabugrenzen durchbrach. Er schockierte, doch das Publikum verzieh dem Künstler letztlich alles. Eigentlich sei die Ausstellung ganz das Werk des Kunstsammlers und Verlegers Michael Imhof aus Fulda, seit Jahren ein begeisterter Dalí-Sammler. 2016 hat Imhof dem Künstler in Fulda eine Schau mit über 700 Werken ausgerichtet, doch schon die 400 Objekte in Überlingen erschlagen den Besucher in ihrer Fülle.
Künstler und Kunstfigur
In 26 Kapiteln führt die Ausstellung von der Kindheit des 1904 in Figueras Geborenen bis zu dessen Tod im Jahre 1989. 26 Tafeln beschreiben die jeweiligen Lebensabschnitte, die Wegbegleiter Buñuel und Lorca, die Kriegserfahrungen, die Begegnung mit seiner Frau und Muse Gala – beim Kennenlernen noch verheiratet mit Paul Éluard –, künstlerische Erfolge und das spätere Ausweichen auf gut verkäufliche Grafiken. Zugleich lernt man den Menschen kennen, der sich schon früh als neuer Velazquez zum größten Maler aller Zeiten stilisierte. Ein Künstler, der raffiniert die Mythen- und Legendenbildung um seine Person steuerte und ein Leben lang eine Kunstfigur blieb. Brunner sprach von Dalís Konzept der „paranoischkritischen Methode“, einer Pseudowissenschaft des Absurden, die sich durch sein Werk zieht.
Wie Imhof sagte, handelt es sich bei den Objekten überwiegend um Künstlergrafik, sowie Reproduktionsgrafik: „Circa 50 bis 60 Prozent Originale, aber keine Unikate“, präzisiert Brunner. Gezeigt werden Beispiele eines frühen Surrealismus, etwa seine zerfließenden „weichen“Taschenuhren oder Bilder, die man mehrfach deuten kann. Mit dabei sind depressive Bilder zum Spanischen Bürgerkrieg, der spinnenbeinige Bernini-Elefant, aber auch Beispiele zum Illustrationszyklus mit hundert Aquarellen zu Dantes „Göttlicher Komödie“. Ein „Objekt zum Anfassen“ist das rote Lippensofa aus den 70er-Jahren, auf dem Besucher Platz nehmen dürfen.