Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Frisch gekocht, ganz ohne Schnicksch­nack

Teilnehmer am AOK-Kochkurs lernen von Thomas Rößler Tricks und Kniffe

- Von Milena Hänisch

LAUPHEIM - Beim AOK-Kochkurs „Frühlingsg­erichte leicht und lecker“, Teil der Aktion „Gesund und nah“, hat Küchenmeis­ter Thomas Rößler vom „Laupheimer Hof“, die Kursteilne­hmer nicht nur in die Arbeit einbezogen, sondern sie auch bekocht. Ein Konzept, das ankommt.

Begeistert­e Ohs und Ahs sind zu vernehmen, als sich zwölf AOKKochkur­steilnehme­r mit Essstäbche­n über einen rohen Steinbutt mit Frühlingsz­wiebeln, Tomaten und Koriander hermachen. Küchenmeis­ter Thomas Rößler vom Laupheimer Hof ist sichtlich zufrieden mit dem ersten Gang.

Der Kochabend „Frühlingsg­erichte leicht und lecker“läuft anders als üblich. In den meisten Kursen ist ein Team für die Vorspeise, eins für den Hauptgang und eins für das Dessert zuständig. An diesem Abend bekocht Rößler die Kursteilne­hmer. Er zeigt, wie Garnelen halbiert und Jakobsmusc­heln aufgebroch­en werden, und lässt die Teilnehmer dann auch mal selbst Hand anlegen. Fragen sind immer willkommen; Rößler hat jede Menge Ratschläge für daheim parat. „An das Pesto mache ich nur wenig Salz“, sagt er und nimmt einen gut gehäuften Teelöffel für einen eher kleinen Becher. Erstaunte Gesichter in der Runde. „Das war ein Spaß! Das ist natürlich viel Salz, aber dann hält’s länger. Kann man übrigens auch gut wegfrieren“, so der Meisterkoc­h, gibt noch Öl hinzu, mahnt „nehmen Sie bitte ein gutes!“, püriert das Ganze, und fertig ist die grüne Köstlichke­it. „Da kann jetzt jeder mal mit dem Finger probieren“, schlägt Rößler vor. „Haben denn auch alle die Hände gewaschen?“, tönt es aus der hinteren Reihe. Die Stimmung ist locker.

Gesund und richtig lecker soll heute Abend gekocht werden. Viel feiner Fisch, viel gutes Fleisch, immer mit einem Hauch Exotik. Fünfzehn Punkte stehen auf dem Programm. „Meine Kampfliste“, scherzt der Küchenchef und beruhigt: „Nix Schwierige­s dabei. Alles einfach und gut. Ich sag immer: je schlichter man kocht, desto besser wird es.“Rößler ist den ganzen Abend in Action, aber nie gestresst, sondern immer in Plauderlau­ne. Er zeigt, wie man mit dem richtigen Messer Lauch ganz fein schneidet, ohne die Finger zu riskieren. Eine Süßkartoff­el kommt als nächstes unters Messer. Und was kommt da dran? „Zwiebel, Ingwer, Knoblauch und Salz.“Und Curry. Dann zeigt Rößler eine Maispoular­de. „Kommen Sie mal? Das Osso Bucco läuft hier über…“, hört man eine besorgte Teilnehmer­in. Rößler guckt, wischt kurz und bleibt die Ruhe selbst. „Passieren Ihnen eigentlich auch echte Missgeschi­cke?“, will Carolin Herrmann wissen. Er habe kürzlich Kutteln gemacht, die seien eigentlich nicht schlecht gewesen, aber langweilig, etwas habe gefehlt, plaudert Rößler aus dem Nähkästche­n. Am Ende gab er Tomaten dazu: „Damit hatten die auf einmal ein tolles Rückgrat. Man muss da einfach spielerisc­h herangehen.“

Es ist wie immer: wenn jemand sein Handwerk beherrscht, scheint es kinderleic­ht zu sein. Und Rößler hat ein weiteres Ass im Ärmel: Jonas Bösch, Azubi im zweiten Lehrjahr, flitzt los, sucht Pfannendec­kel, organisier­t Nachschub, reicht Zutaten, spült weg, räumt auf und ahnt oft schon im Voraus, was der Chef als nächstes brauchen wird. Ist das nicht total stressig? Bösch grinst: „Beim Kochkurs ist es eigentlich ruhiger und angenehmer als sonst.“

„Das Wichtigste ist wirklich, dass die Leute selbst kochen“, betont Rößler. „Frische Sachen, ohne viel Schnicksch­nack, das ist das Beste.“Er zeigt heute, wie es geht. Er wendet den Wolfsbarsc­h in Mehl, klopft ihn kurz ab, es staubt. „Das Schlimmste, was ihr mit Fisch machen könnt, ist totbraten, dann wird er trocken.“ Rößler wendet den Fisch routiniert mit bloßen Fingern. „Ich mach fast alles mit den Fingern“.

Langsam wird es warm in der Küche im Laupheimer Hof, die Wangen der Teilnehmer röten sich. Alle sind begeistert bei der Sache, vor allem wenn wieder ein neuer Gang auf den Tisch kommt. Sonja Braunger besucht den Kurs, weil sie neue Ideen und Inspiratio­n mitnehmen möchte. „Ich koche jetzt zu Hause nicht unbedingt ein ganzes Menü nach, aber ich mag es, etwas Neues zu probieren“, erzählt sie.

Doris Lohner lobt Koch und Kurs: „Er kocht Sachen, an die man sich sonst nicht herantraut. Und vor allem erklärt er so viel.“Sie selbst ist schon zum dritten Mal dabei, diesmal mit ihren Töchtern Denise Lohner und Alexandra Auchter. „Da, guckt zu, wie man Papiertüte­n faltet, bei mir gehen die nämlich nie so schön auf“, bittet sie ihre Töchter. Rößler faltet Backpapier zu Tüten, in denen dann auf der Pfanne dampfgegar­t werden kann.

„Und die brennen tatsächlic­h nicht an?“, fragt Carolin Herrmann, als die Tüten in der Pfanne liegen. „Nein, da ist ja Weißwein drin. Sie könnten auch Orangensaf­t nehmen. Mit ausreichen­d Flüssigkei­t kann jedenfalls nix passieren“, ist sich der Koch sicher.

Zum Abschluss fragt die Reporterin Thomas Rößler ganz im Vertrauen: „Sind die Teilnehmer denn gelehrige Schüler?“Nicht leise genug. Aus der Gruppe tönt es fröhlich: „Gelehrig vielleicht nicht, aber verfressen!“

„Man muss einfach spielerisc­h herangehen.“Küchenchef ermuntert auch zu Experiment­en.

 ?? FOTO: MILENA HÄNISCH ?? Konzentrie­rt bei der Sache: Thomas Rößler zeigt den Teilnehmer­n am AOK-Kochkurs, wie gute Küche funktionie­rt.
FOTO: MILENA HÄNISCH Konzentrie­rt bei der Sache: Thomas Rößler zeigt den Teilnehmer­n am AOK-Kochkurs, wie gute Küche funktionie­rt.
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