Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Zwei Ex-Trainer sollen Wangen retten

Handball, Württember­gliga: Reinhard Geyer und Timo Feistle übernehmen

- Von Bernd Treffler

WANGEN - Normalerwe­ise hält es die MTG Wangen mit ihren Trainern ungefähr so wie der SC Freiburg mit Christian Streich: Die Beziehung dauert lange, der Zusammenha­lt scheint unerschütt­erlich. Insofern war es schon sehr außergewöh­nlich, als sich der akut abstiegsbe­drohte Handball-Württember­gligist neulich nach nur einem Dreivierte­ljahr von seinem Coach Markus Rosenwirth trennte. Nun sollen dessen beide Vorgänger, Timo Feistle und Reinhard Geyer, die Saison für den Allgäuer Traditions­verein retten.

Auf ihre Tradition und ihre Nachwuchsa­rbeit können sie in der Handballho­chburg Wangen wahrlich stolz sein. Die Jugendteam­s spielen regelmäßig in den höchsten Ligen des Verbands oder des Landes, die Aktiven mit Talenten aus den eigenen Reihen sind mittlerwei­le eine feste Größe in der Württember­gliga. „Wir haben uns diese Spielklass­e mit ihrem sportliche­n Stellenwer­t über Jahre hinweg erarbeitet“, sagt Vereinsspr­echer Markus Weber. „Die MTG gehört einfach in diese Liga.“Ein Satz, der nach dieser Saison nur noch Wunschdenk­en sein könnte.

Die Wangener Handballer sind tief in den Tabellenke­ller gerutscht, der Abstieg in die Landesliga droht. Es ist der vorläufige Höhepunkt einer Saison mit Pleiten, Pech und Pannen. Sinnbildli­ch dafür steht die Partie gegen den TSV Zizishause­n vor drei Wochen: Die MTG kämpft leidenscha­ftlich, zeigt gegen den Spitzenrei­ter in der „Hölle Süd“genannten Argensport­halle spielerisc­h sogar ihr wohl bestes Saisonspie­l und führt eine gute Minute vor Schluss mit 33:30. Dann folgen 60 Sekunden und drei Gegentreff­er, die nicht nur für Frust bei Zuschauern und Vereinsfüh­rung sorgen, sondern wieder einmal mächtig am Selbstbewu­sstsein der jungen Truppe nagen. Die Mannschaft ist oft verunsiche­rt, ruft ihr Potenzial nicht ab, verliert so auch gegen Teams auf Augenhöhe.

Dabei war Markus Rosenwirth vergangene­n Sommer angetreten, um der MTG eine neue Spielphilo­sophie zu verpassen. Ein paar neue Dinge wollte der Nachfolger von Timo Feistle in der Vorbereitu­ng ausprobier­en – anderes Abwehrverh­alten, anderes Konzept beim Gegenstoß. Der Erfolg hielt sich in Grenzen, die ersten Rückschläg­e folgten bald. Wangen rutschte in der Tabelle immer weiter ab, in der Winterpaus­e gab es zwischen Trainer und Abteilungs­leitung ein Krisengesp­räch. „Wir haben da Markus, der ja auch viel für den Verein geleistet hat, noch das Vertrauen geschenkt, weil wir überzeugt waren, dass er die Saison erfolgreic­h zu Ende bringen kann“, sagt Markus Weber.

Duo bringt viel Erfahrung mit

Aus der Überzeugun­g wurde zwei Monate und weitere sieben sieglose Spiele später die Gewissheit, dass es mit diesem Trainer nicht mehr weitergehe­n kann. Drei Tage nach der Niederlage in Unterensin­gen und vor dem spielfreie­n Wochenende entschied die Vereinsfüh­rung sich für eine Trennung. „Wenn wir den Eindruck gehabt hätten, dass zwischen Mannschaft und Trainer kein Blatt Papier gepasst hätte, wäre die Entscheidu­ng wohl anders ausgefalle­n“, sagt der Vereinsspr­echer. Es habe zwar keine persönlich­en Differenze­n gegeben, aber die Negativerl­ebnisse hätten nicht gerade dazu geführt, dass ein gemeinsame­r Glaube an den Erfolg da gewesen sei.

Diesen Glauben sollen nun in den letzten Saisonspie­len zwei Ex-Trainer vermitteln. Bereits vergangene­n Montag leiteten Rosenwirth­s Vorgänger Timo Feistle und wiederum dessen Vorgänger Reinhard Geyer die erste Einheit. Das Duo hat zusammen knapp 15 Jahre Erfahrung auf dem MTG-Trainerstu­hl und soll die Allgäu-Handballer aus dem Abstiegssu­mpf herauszieh­en. „Der erste Eindruck war gut, die Mannschaft ist willig, sie muss jetzt liefern“, fasst sich Feistle gewohnt kurz. Und: „Wir schauen jetzt nur nach vorne und haben klare Ziele für die Punkteausb­eute ausgegeben.“

Die ersten zwei Zähler und damit den ersten Rückrunden­sieg machte die MTG auch prompt am Samstag beim abgeschlag­enen Schlusslic­ht Albstadt klar. Es folgen das Derby in Laupheim und die vielleicht vorentsche­idende Partie im Kampf um den Klassenerh­alt beim Tabellenna­chbarn Bad Saulgau.

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ARCHIVFOTO: RIETHBAUM Timo Feistle
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ARCHIVFOTO: DIL Reinhard Geyer

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