Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Münsterbauhütte zählt jetzt zum Kulturerbe
Die Einrichtung will nun auch zum Weltkulturerbe werden - Nominierung läuft
ULM (mase/mö) - Die Ulmer Münsterbauhütte zählt zusammen mit den Bauhütten in Freiburg und Köln zum immateriellen Kulturerbe Deutschlands. Das haben die Kultusministerkonferenz und die Staatsministerin für Kultur und Medien Monika Grütters bekannt gegeben.
Darüber hinaus will Deutschland gemeinsam mit weiteren Staaten die Bauhütten nächstes Jahr auch als immaterielles Weltkulturerbe nominieren. Auf dieses Ziel arbeiten die Ulmer seit langem hin. Bereits im Oktober 2015 hatten sie ihre Bewerbungsunterlagen eingereicht.
Bauhütten sind Kompetenzzentren für Naturstein, in denen das Wissen der Steinbearbeitung seit Jahrhunderten bewahrt und weitervermittelt wird.
„Wir hatten begründete Hoffnungen, dass das gelingt“, sagte ErnstWilhelm Gohl, Dekan der Evangelischen Gesamtkirchengemeinde Ulm, unserer Zeitung. Jetzt hofft er, auch das nächste Ziel zu erreichen: das immaterielle Weltkulturerbe der Unesco. „Da gab es Signale, das wäre natürlich toll“, sagte Gohl weiter.
Die Initiative zur Anerkennung der Bauhütten als immaterielles Kulturerbe war von Ulm ausgegangen. Nachdem eine baden-württembergische Jury die Bewerbung befürwortete hatte, empfahl die Kultusministerkonferenz eine Ausweitung auf weitere deutsche Bauhütten.
Überregionale Ausstrahlung
Ergänzt um die Freiburger Münsterbauhütte und die Kölner Dombauhütte, wurde im März 2017 ein überarbeitetes Nominierungsdossier eingereicht. Später sprangen weitere Staaten auf. Gohl sieht das positiv: „Daran sieht man, dass das ein Projekt ist, das mehr als eine lokale Ausstrahlung hat.“
Der Dekan hat den Bewerbungsprozess von Beginn an koordiniert. „Unsere Bauhütte mit ihren hoch spezialisiert ausgebildeten Handwerkern, der lückenlosen Dokumentation und engen Verbindung zur Stadtgesellschaft zeigt, wie immaterielles Kulturerbe in Deutschland modellhaft erhalten und weitergegeben werden kann“, sagte Gohl.
Die fachliche Beratung übernahm die Kunsthistorikerin und Kulturerbe-Expertin Professorin Eva-Maria Seng von der Universität Paderborn.
Die deutsche Unesco-Kommission begründet ihre Entscheidung so: „Seit Jahrhunderten bewahren Domund Münsterbauhütten, wie etwa in Ulm, Freiburg oder Köln, Handwerkstechniken, tradiertes Wissen und Bräuche in Zusammenhang mit dem Bau und Erhalt von Großkirchen und führen diese bis in die Gegenwart fort.“
Internationale Zusammenarbeit
Im März 2019 werden die drei deutschen Bauhütten Teil der sogenannten „Mehrländernominierung“werden, an der sich Deutschland, Frankreich und weitere Staaten beteiligen werden. Das Ziel der Aktion: Als „Gutes Praxis-Beispiel“in die internationale Unesco-Liste aufgenommen zu werden.
Das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes war vor einigen Tagen um sieben Traditionen und Kulturtechniken erweitert worden. Zu den Neuaufnahmen zählen unter anderem das historische Dokumentarspiel „Landshuter Hochzeit“in Bayern und die Spergauer Lichtmeß in Sachsen-Anhalt, wie die Deutsche Unesco-Kommission mitteilte. „Die Neueinträge in das Bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes zeigen den kulturellen Reichtum in Deutschland“, sagte Vizepräsident Christoph Wulf.
Weiter umfasst das nationale Verzeichnis nun auch das Festspiel „Further Drachenstich“in Bayern, den Pfingsttanz aus der Verbandsgemeinde Mansfelder Grund-Helbrain in Sachsen-Anhalt, die Amateurmusikpflege in Baden-Württemberg, künstlerische Drucktechniken sowie die Dokumentation und Bewahrung des sogenannten Bauhüttenwesens.