Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Die Produktion bei Alno läuft wieder
Serienproduktion der Neuen Alno GmbH läuft – Küchenbauer will 2019 Gewinne schreiben
PFULLENDORF (ben) - Der Pfullendorfer Küchenbauer Alno meldet sich zurück: Bei der Neuen Alno GmbH, die der britische Finanzinvestor Riverrock aus der Insolvenzmasse der untergegangenen Alno AG herausgekauft hat, ist die Produktion angelaufen. „Die ersten 500 Küchen sind ausgeliefert“, sagte Alno-Chef Andreas Sandmann der „Schwäbischen Zeitung“. „2018 wollen wir uns neu orientieren und Marktanteile zurückgewinnen und 2019 schwarze Zahlen schreiben.“
PFULLENDORF - Sie laufen wieder. Andreas Sandmann nennt sie Alleskönner-Anlagen. Im Werk drei montieren sie Seiten- und Rückwände, die über die an der Decke angebrachten Förderbänder ankommen, bevor Holztechniker Türen und Aufhängevorrichtungen anbringen. Der Chef der Neuen Alno GmbH hat es schwer, sich mit seiner Stimme gegen den Maschinenlärm durchzusetzen. „Es ist schön, wenn es hier wieder laut ist“, brüllt Sandmann.
Dass in den Produktionshallen der früheren Alno AG in Pfullendorf (Kreis Sigmaringen) noch einmal die Sägen kreischen würden, ist vor wenigen Wochen noch nicht absehbar gewesen. Nach Jahren des Siechtums hatte der Traditionsküchenbauer im Dezember die Produktion eingestellt und der Insolvenzverwalter mit der Abwicklung begonnen, bis kurz vor Weihnachten der britische Investor Riverrock das Werk in Pfullendorf aus der Insolvenzmasse herauskaufte und ankündigte, die Produktion doch wieder aufzunehmen. Und die läuft nun.
500 Küchen sind bereits ausgeliefert, 600 Schränke produzieren die 320 Mitarbeiter jetzt jeden Tag. Im Laufe des Jahres soll die Produktion auf 1000 Schränke täglich steigen. Neu aufgelegt hat die Neue Alno GmbH die Linie Alno Active, mit der das Unternehmen Küchen im mittleren Preissegment, also zwischen 4000 und 8000 Euro, anbieten will. „75 Prozent des deutschen Markts spielt sich in diesem Bereich ab“, erklärt Sandmann. „Wir brauchen die Linie, um im Volumensegment Fuß zu fassen.“
In Pfullendorf selbst wandelt sich der Küchenbauer: Die Zeiten der Aktiengesellschaft, in denen Alno als international agierendes Großunternehmen auftrat, das nach dem Börsengang 1995 im Jahr 2017 endgültig in die Pleite schlitterte, sollen endgültig vorbei sein. Dazu verlässt das Management die beiden markanten, durch eine Brücke verbundenen Verwaltungsgebäude am östlichen Ortseingang des kleinen Städtchens – und zieht in das Gebäude, von dem aus bereits Firmengründer Albert Nothdurft das Unternehmen führte. Nach Angaben Sandmanns gibt es bereits Interessenten, die die Gebäude und die Werkhalle zwei mieten wollen. Die steht nämlich leer, seit die Mitarbeiter in den vergangenen Monaten die Produktion verschlankt, die Maschinen aus Werk zwei abgebaut und in die anderen Hallen integriert haben. Zudem will Alno den Bereich des Firmengeländes verkaufen, auf dem sich früher die Ausstellungsflächen für die zweite Wahl befanden.
2018 soll das Jahr der Neuorientierung sein. „2019 wird dann das Jahr der Wahrheit, da wollen wir wieder schwarze Zahlen schreiben oder zumindest cash-neutral sein“, erklärt Sandmann. Vermessen sei es, dieses Ziel früher anzustreben. Ehrgeizig sind die Ziele trotzdem, „schließlich streben wir 2019 bereits einen Umsatz im dreistelligen Millionenbereich an“, erläutert Sandmanns Finnanzchef Thomas Kresser.
Klar ist für die beiden Vorstände dabei eines: Die alles entscheidende Hürde wird sein, das Vertrauen in die Marke Alno wiederherzustellen – bei Lieferanten und Kunden. Kresser kümmert sich vor allem um die Lieferanten. „Da muss ich mir bei jedem Gespräch immer erst mal anhören, was in der Vergangenheit alles schief gelaufen ist“, sagt Kresser. AlnoChef Sandmann geht es bei seinen Kundengesprächen genauso.
Ein Video-Interview mit Andreas Sandmann und Thomas Kresser sehen Sie unter der Adresse www.schwäbische.de/neue-alno