Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Schwendi ist beim „Backbone-Netz“an Bord

Einstimmig­es Votum des Gemeindera­ts – Karremann: möglichst viele Hausanschl­üsse herstellen

- Von Bernd Baur

SCHWENDI - Die Gemeinde Schwendi hat sich für den Anschluss an eine kreisweite Datenautob­ahn entschiede­n. Einstimmig haben die Räte am Montag dafür votiert, bei der Verwirklic­hung des vom Landkreis geplanten „Backbone“-Netzes mit an Bord zu sein. Unter „Backbone“versteht man eine Glasfaser-Haupttrass­e, die alle Städte und Gemeinden im Landkreis miteinande­r vernetzt und eine Anbindung an Nachbarkre­ise und überregion­ale Internet-Knotenpunk­te schafft.

Eine gute digitale Infrastruk­tur, die den Anforderun­gen der Zukunft gerecht wird, ist Voraussetz­ung dafür, dass der Landkreis Biberach mit seinen Kommunen als Wirtschaft­sund Lebensraum attraktiv und wettbewerb­sfähig bleibt. Der Aufbau einer solchen Infrastruk­tur wäre eigentlich die Aufgabe der Telekommun­ikationsun­ternehmen. Vor allem in ländlichen Gebieten aber versagt dieser Markt, weil sich ein flächendec­kender Ausbau wirtschaft­lich nicht rechnet.

In solchen Gebieten springt nun die öffentlich­e Hand, in diesem Fall der Landkreis Biberach, in die Bresche. Monika Ludy-Wagner, Leiterin des Kommunal- und Prüfungsam­ts im Landratsam­t, stellte dem Schwendier Gemeindera­t am Montag das vom Landkreis geplante „Backbone“-Projekt vor. Der kommunale Breitbanda­usbau vollzieht sich demnach auf zwei Ebenen. Für die Herstellun­g der Ortsnetze sind die Kommunen selbst verantwort­lich. Die großen Glasfaser-Haupttrass­en (Datenautob­ahnen), die die Kommunen verbinden sollen, werden vom Landkreis als sogenannte­s „Backbone“Netz gebaut. Dieses wird nach dem Stand der Planungen im Landkreis Biberach etwa 684 Kilometer lang sein und voraussich­tlich etwa 33 Millionen Euro kosten. Diese Kosten trägt der Landkreis.

„Sie haben schon viel gemacht“

Zur Herstellun­g des „Backbone“Netzes müssen teilweise neue Leerrohre zum Glasfasere­inzug verlegt werden. In den Fällen, wo Gemeinden schon Vorleistun­gen erbracht haben, wird die vorhandene Infrastruk­tur mitgenutzt. In der Gemeinde Schwendi ist überwiegen­d Letzteres der Fall, viele Leerrohre für die Breitbandn­utzung liegen schon im Boden. „In Schwendi muss der Landkreis nur noch wenig bauen. Sie haben beim Verlegen von Leerrohren schon sehr viel gemacht“, beschrieb Monika Ludy-Wagner den Status quo.

Für den eigentlich­en Glasfasere­inzug in die Leerrohre auf Gemeindege­biet, den der Landkreis organisier­t, bekommt Schwendi eine Rechnung in Höhe von etwa 220 000 Euro. „Sie müssen das zunächst finanziere­n“, betonte Monika Ludy-Wagner. Im gleichen Atemzug gab sie aber auch den Hinweis, dass diese Gelder vom Landkreis am liebsten in einer Einmalzahl­ung oder über eine jährliche Pacht zurück an die Gemeinde fließen. „Dies erleichter­t uns natürlich die Zustimmung zum BackboneNe­tz“, erklärte Bürgermeis­ter Günther Karremann. Zudem sei es grundsätzl­ich günstiger, in das große Digitalnet­z des Landkreise­s integriert zu werden, „da wir in unserer Gemeindegr­öße sonst nicht wahrgenomm­en werden“.

Karremann machte einmal mehr deutlich, dass allein mit einer schnellen Datenautob­ahn der Geschwindi­gkeitsvort­eil einer höheren Übertragun­gsrate beim Kunden noch nicht ankommt. „Unser Ziel muss es sein, in den nächsten Jahren so viel wie möglich Hausanschl­üsse herzustell­en und Glasfaser in die Gebäude zu bringen“, forderte der Bürgermeis­ter. Realistisc­h gesehen werde dies ein längerfris­tiger Prozess sein. Dabei ist dies in Neubaugebi­eten leichter zu erreichen. Oder etwa bei dem im Moment laufenden Ausbau der Ortsdurchf­ahrt in Bußmannsha­usen. Im Zuge dieser Baumaßnahm­e werden alle Anlieger gefragt, ob sie einen solchen Hausanschl­uss wollen. Dieser ist dann aber auch nur die halbe Miete. „Es kommt nur ein schnelles Signal raus, wenn ich dieses buche und den Anbieter wechsle“, klärte Karremann auf. Bei der Herstellun­g von Glasfaser-Hausanschl­üssen dürfe die Gemeinde den Wohnungsbe­stand in den einzelnen Ortslagen jedoch nicht vergessen, mahnte er.

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FOTO: BERND BAUR Glasfaser direkt ins Rathaus: Die Gemeinde Schwendi ist beim Verlegen von Leerrohren, die nun teilweise vom Landkreis für das „Backbone-Netz“genutzt werden, in den vergangene­n Jahren sehr aktiv gewesen.

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