Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Jim Knopf kommt ins Kino
Es ist die erste Realverfilmung von Michael Endes „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“– und sie muss sich nicht hinter dem Klassiker der Augsburger Puppenkiste aus den 1960er-Jahren verstecken. Henning Baum ist ein bäriggemütlicher Lukas, Solomon Gordon ein ansteckend fröhlicher Jim (Foto: Warner Bros.). Dennis Gansel hat bei dem bislang teuersten Kinderfilm, der je in Deutschland gedreht wurde, Regie geführt.
Aus gegebenem Anlass wollen wir uns an dieser Stelle einmal dem Ei zuwenden, genauer: seinem Niederschlag in unserer Sprache.
An Redensarten rund um das Ei ist wahrhaft kein Mangel. Dabei erklären sich die meisten von selbst: über ungelegte Eier reden, sich gleichen wie ein Ei dem anderen, jemanden behandeln wie ein rohes Ei, wie aus dem Ei gepellt daherkommen, noch die Eierschalen hinter den Ohren haben – jeder versteht auf Anhieb, um was es geht. Etwas komplizierter wird es bei der Wendung jemandem ein Ei ins Nest legen. Denn da geht es ja nicht um den lieben Osterhasen. Gemeint ist vielmehr, dass einer dem anderen etwas ohne dessen Wissen unterschiebt – wie es etwa Frau Kuckuck bei der armen Amsel macht. Oder noch pikanter: Es wird damit angedeutet, dass ein Mann miterleben muss, wie seine Frau fremdgeht und dann das Kind eines anderen austrägt.
Aber auch der viel bemühte Eiertanz erschließt sich nicht von selbst. Wenn jemand einen Eiertanz aufführt, dann geht er sehr vorsichtig vor, taktiert nach allen Richtungen, versucht sich durchzumogeln. So weit, so klar. Aber woher kommt diese Redensart? Wahrscheinlich wurde sie aus mehreren Quellen gespeist. Auf alten niederländischen Genrebildern sieht man, wie junge Leute – auf einem Bein tanzend – versuchen, ein Ei aus einem Kreis heraus oder unter einem Topf hervorzuschubsen, ohne dass es zerbricht. Solche Bräuche gab es auch in deutschen Gauen.
Selbst bei Goethe wird man fündig. In „Wilhelm Meisters Lehrjahre“von 1795 lässt er die kleine Mignon einen Eiertanz aufführen: „Künstlich abgemessen schritt sie nunmehr auf dem Teppich hin und her und legte in gewissen Maßen die Eier auseinander (…) Sie verband sich die Augen, gab das Zeichen und fing zugleich mit der Musik, wie ein aufgezogenes Räderwerk, ihre Bewegungen an (…) Sie trat so scharf und so sicher zwischen die Eier hinein, dass man jeden Augenblick dachte, sie müsse eins zertreten (…) mitnichten!“Mignon kam aus dem Gauklermilieu. Wahrscheinlich ging also diese Darbietung auf artistische Tänze von fahrenden Schaustellern zurück. Goethe färbte dann wohl auf andere Autoren und auch Zeichner ab. So gibt es unter dem Titel „Politischer Eiertanz“eine Karikatur von 1883, auf der Reichskanzler Bismarck um Eier mit Aufschriften wie „Gesetz“und „Verfassung“herumtänzelt – im erkennbaren Bemühen, sich irgendwie durchzulavieren. Spätestens zu jener Zeit muss die Redensart in der Welt gewesen sein.
Auch unsere Parteien haben in der letzten Zeit wahre Eiertänze aufgeführt, um eine Regierung hinzubekommen. Seit vorletzter Woche sind sie nun zum Erfolg verdammt. Sonst heißt es bald: „Wir haben es ja gleich gewusst. Die Groko ist nicht das Gelbe vom Ei.“