Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Elefanten-Drama
Proteste nach dem Unfalltod eines Zirkustieres
MADRID - Eine Elefantenherde, die ziellos über eine spanische Autobahn trabt – das sieht man nicht alle Tage. Aber die Geschichte hatte einen dramatischen Hintergrund: Die tonnenschweren Tiere liefen orientierungslos über die Schnellstraße, nachdem ihr Transporter in voller Fahrt verunglückt war und sich überschlagen hatte. Bei dem Unfall starb einer der fünf Elefanten, die anderen vier erlitten offenbar nur leichtere Verletzungen; der Fahrer blieb unverletzt. Die Tiere gehörten zu einem spanischen Zirkus.
Der spektakuläre Unfall ereignete sich auf der Autobahn A-30, die zur Mittelmeerstadt Murcia führt. Den ersten Ermittlungen zufolge geriet der Transporter, in dem die fünf Elefanten reisten, nach einem Überholmanöver außer Kontrolle. Der Zirkus-Lastwagen überschlug sich auf der Höhe des Ortes Pozo Cañada in der zentralspanischen Region Castilla-La Mancha und blieb schwer beschädigt quer auf der Fahrbahn liegen. Das Unglück, das sich mitten im Oster-Rückreiseverkehr ereignete, verursachte einen Riesenstau.
Die verletzten Tiere, die aus mehreren Wunden bluteten, konnten sich aus den Trümmern befreien und liefen dann orientierungslos über die Autobahn. Dort wurden sie später von Tierpflegern und der Polizei eingefangen. Um den verstorbenen Elefanten zu bergen, musste ein Schwerlastkran angefordert werden. Elefanten können fünf Tonnen oder sogar noch mehr wiegen.
Nun wird die Polizei die genauere Unfallursache ermitteln müssen. Es blieb zunächst unklar, ob der Tiertransporter zu schnell gefahren war oder ob vielleicht eine plötzliche Gewichtsverlagerung der tonnenschweren Tiere den Lkw aus dem Gleichgewicht brachte. Der spanische Zirkus, zu dem die Elefanten gehörten, war mit den Tieren auf Tournee. Die Zirkus-Unternehmen, die mit Wildtierdressuren versuchen, das Publikum zu unterhalten, haben es auch in Spanien immer schwerer. Hunderte von Dörfern und Städten haben inzwischen Wildtier-Spektakel in ihren Gebieten verboten.
Leben in Käfigen
Die Zirkusnummern mit Tigern, Löwen, Elefanten oder Krokodilen sind umstritten, weil Tierschützer in dieser Art von Shows eine Ausbeutung dieser Lebewesen sehen. Zudem wird beklagt, dass die Zirkustiere oftmals nicht artgerecht gehalten werden und ihr Leben in Käfigen verbringen müssen.
Spaniens Tierschutzpartei Pacma forderte nach dem tragischen Elefantenunfall, dass Wildtier-Shows in ganz Spanien verboten werden. „Wie lange soll die Versklavung der Zirkustiere noch weitergehen?“, hieß es in einer Erklärung der Tierschutzbewegung. Auch in Spaniens sozialen Netzwerken brach eine heftige Debatte darüber aus, ob diese Shows, zu denen zum Beispiel auch DelfinSpektakel gehören, noch zeitgemäß sind.
Der Sprecher des spanischen Zirkus-Verbandes „Circos Reunidos“, Ignacio Pedrera, wies die Vorwürfe der Tierschützer derweil zurück. Die Tiere würden in den Zirkussen gut behandelt, versicherte er im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Europa Press.
Inzwischen gibt es einige europäische Länder wie Österreich, die Wildtiere in Zirkussen verbieten. In Deutschland gab es dafür im März erneut eine Bundesratsinitiative. Einzelne Städte und Gemeinden stellen ihre öffentlichen Flächen nicht mehr für Zirkusse zur Verfügung.