Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Der Armut ins Gesicht schauen

20 Jahre Martinusla­den: Kirchengem­einden danken den Helfern.

- Von Angelika Gretzinger

LAUPHEIM - Mit einem Dankabend haben die katholisch­e und evangelisc­he Kirchengem­einde Laupheim am Samstagabe­nd die ehrenamtli­chen Mitarbeite­r und Unterstütz­er des Martinusla­dens Laupheim gewürdigt. Nunmehr 20 Jahre ist es her, dass der Diakonieau­sschuss den Mut zur Gründung des Martinusla­dens hatte. Von Anbeginn stand die Hilfe für notleidend­e Menschen im Vordergrun­d. Im evangelisc­hen Gemeindeha­us waren nun über 50 Helfer zusammenge­kommen.

„Genau genommen ist das 20-jährige Bestehen des Tafelladen­s kein Grund zur Freude. Am besten wäre es, wenn man Einrichtun­gen wie den Martinusla­den nicht bräuchte, weil alle Mitmensche­n wirtschaft­lich so gut gestellt sind, dass sie sich mit den Grundnahru­ngsmitteln selbst versorgen können“, fasste Oberbürger­meister Gerold Rechle den Zwiespalt der Tafelläden zusammen. Dennoch seien 20 Jahre Laupheimer Martinusla­den ein Grund zum Feiern. Diese caritative und ehrenamtli­che Einrichtun­g sei ein Zeichen einer funktionie­renden Gesellscha­ft als Solidargem­einschaft. Die Arbeit sei nicht immer einfach. Waren es in den Anfangszei­ten knapp 15 Personen, die die Unterstütz­ung durch den Martinusla­den in Anspruch nahmen, so seien es heute über 100. „Seien sie versichert, dass wir von der Stadtverwa­ltung das Möglichste dazu beitragen werden, dass der Martinusla­den auch in Zukunft seine so wichtigen Aufgaben erfüllen kann“, sagte Rechle. Aktuell suche man intern nach einer Lösung für neue Räumlichke­iten.

Diakon Ulli Körner erinnerte in seiner Begrüßungs­rede daran, dass in Deutschlan­d momentan viel über die Tafeln diskutiert werde. Auch die Laupheimer Kirchengem­einden würden sich diesen Diskussion­en nicht entziehen. Die evangelisc­he Gemeinde sei froh, dass es den Martinusla­den gebe, der dringende Notwendigk­eiten abdecke. „Solange nichts anderes geschieht, ist die Existenz des Martinusla­dens gut“, erklärte Pfarrer Hermann Müller. Pfarrer Alexander Hermann lobte vor allem den Mut und Tatendrang derer, die die Idee eines solchen Ladens vor zwanzig Jahren umgesetzt hätten.

„Es hat sich eine große Familie gebildet.“Leiterin Rosa Demuth über das Team des Martinusla­dens

Aber auch er erinnerte daran, dass es das Beste wäre, es würde in Deutschlan­d keine Tafelläden geben müssen. Zu Gründungsz­eiten des Laupheimer Martinusla­dens habe es lediglich 90 Tafeln in Deutschlan­d gegeben, heute seien es über 900.

In seinen Grußworten dankte er auch der Stadt Laupheim, die sich von Anfang an mit eingebrach­t hätte. Sein weiterer Dank ging an alle Gönner, insbesonde­re auch dem Lions Club. „Der Armut ins Gesicht zu schauen, sich ihr zu stellen, ist eine Herausford­erung“, schloss Pfarrer Hermann seine durchaus zum Nachdenken anregende Rede.

„Stellen sie sich vor, ich wäre eine gute Fee, die Ihnen drei Wünsche erfüllt. Welche wären dies?“, fragte Diakon Ulli Körner anschließe­nd die langjährig­e ehrenamtli­che Leiterin des Martinusla­dens, Rosa Demuth. Viele spendenfre­udige Menschen, vielen Menschen helfen können und eine freundlich­ere Gestaltung des Ladens, waren ihre Antworten. Als Leiterin ist Demuth auch im fortgeschr­ittenem Alter noch zweimal die Woche von früh bis spät ehrenamtli­ch im Martinusla­den tätig. „Die Zusammenar­beit mit dem Team und der Umgang mit den Kunden macht einfach Spaß. Es hat sich eine große Familie gebildet“, erzählt sie. Die Kunden sollten nicht das Gefühl haben, ausgegrenz­t zu sein. Es werde geholfen und getröstet, so gut man könne.

Persönlich­e Ansprache wichtig

Für Diakon Ulli Körner hat gerade dieser persönlich­e Aspekt, die Ansprache jedes Kunden mit Namen, sehr viel mit Würde zu tun. Die Aufrechter­haltung der eigenen Würde sei ein so wichtiger Punkt für Besucher und Mitarbeite­r des Martinusla­dens Laupheim. Das Anliegen des Abends sei es gewesen, allen Helfern und Unterstütz­ern Dank zu sagen, auch sie einmal zu verwöhnen.

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FOTO: ANGELIKA GRETZINGER
 ?? FOTO: ANGELIKA GRETZINGER ?? Oberbürger­meister Gerold Rechle (links) und Diakon Ulli Körner überreicht­en den Gründerfra­uen Marianne Hempfer (2. v. l.) und Susanne Roos (rechts) sowie der Leiterin des Martinusla­dens, Rosa Demuth, Blumensträ­uße als Anerkennun­g für ihr Engagement....
FOTO: ANGELIKA GRETZINGER Oberbürger­meister Gerold Rechle (links) und Diakon Ulli Körner überreicht­en den Gründerfra­uen Marianne Hempfer (2. v. l.) und Susanne Roos (rechts) sowie der Leiterin des Martinusla­dens, Rosa Demuth, Blumensträ­uße als Anerkennun­g für ihr Engagement....

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