Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Chemiewaffenexperten beginnen Prüfung in Duma
Nach mutmaßlichem Giftgasangriff in Syrien
DAMASKUS (dpa) - Zehn Tage nach dem mutmaßlichen Giftgasangriff in Syrien haben Chemiewaffenexperten erstmals das Gebiet Ost-Ghuta erreicht. Das Team der Organisation für ein Verbot der Chemiewaffen (OPCW) sei dort am Dienstag in der Stadt Duma eingetroffen, berichtete die Nachrichtenagentur Sana. Ein Augenzeuge berichtete von einem schwer gesicherten UN-Autokorso. Das russische Außenministerium bestätigte die Angaben.
Die neun internationalen Spezialisten sollen in Duma einen mutmaßlichen Giftgasangriff gegen Zivilisten am 7. April untersuchen, für den westliche Staaten die syrische Regierung verantwortlich machen. Nach Angaben der syrischen Zivilschutzorganisation Weißhelme wurden dabei mehr als 40 Menschen getötet.
Die USA, Großbritannien und Frankreich hatten mit dem Gasangriff ihre Luftattacke auf Giftgaseinrichtungen in Syrien gerechtfertigt. Dabei waren am Samstag mehr als 100 Marschflugkörper eingesetzt worden. Wie Sicherheitskreise aus Damaskus berichteten, wurde das Team zunächst zu einem Krankenhaus gebracht, in dem Opfer behandelt werden. Die Experten sollen demnach drei Tage in dem Gebiet arbeiten. Die Mission der OPCW soll die Frage klären, ob Giftgas eingesetzt wurde oder nicht.
Die westlichen Verbündeten hatten in den vergangenen Tagen angegeben, Beweise dafür zu haben, dass der syrische Präsident Baschar alAssad hinter der Tat steckt. Eine unabhängige Untersuchung legte eine Beteiligung der Regierung nahe. Syrien und sein Verbündeter Russland weisen die Anschuldigungen zurück. Der Chemiewaffeneinsatz sei inszeniert worden, sagen sie. Experten gehen davon aus, dass auch zehn Tage nach einem Chemiewaffenangriffe noch Hinweise auf benutze Substanzen gefunden werden können – zum Beispiel durch eine höhere Konzentration in Gebäuden.
Merkel trifft Putin
Russlands Präsident Wladimir Putin sagte, dass er eine sorgfältige und objektive Untersuchung für sehr wichtig halte. Das sagte er einer Mitteilung des Kremls zufolge in einem Gespräch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel. Merkel kündigte ein baldiges Treffen mit Putin an. Bundesaußenminister Heiko Maas sieht Deutschland in einer besonderen Mittlerrolle gegenüber Russland. Der SPD-Politiker sagte, „dass wir in unserer Rolle auch gegenüber Russland diejenigen sein können, die das Dialogfenster aufstoßen“. Frankreich setzt bei der Suche nach einer Lösung des SyrienKonflikts auf eine Zusammenarbeit mit Deutschland, hieß es aus Diplomatenkreisen in Paris.
Derweil stellten sich die G7-Staaten hinter den Luftangriff der Westmächte. In einer gemeinsamen Erklärung nannten sie die Attacke „verhältnismäßig und notwendig“.