Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Einbrecher lieben den Mittwoch
Die Soko im Polizeipräsidium Kempten zieht Bilanz- Gruppe arbeitet nicht weiter
LANDKREIS NEU-ULM / MEMMINGEN - Die Einbrecher durchwühlen Schränke, verschmutzen Böden und verteilen überall private Unterlagen. Sie nehmen den Geldbeutel mit, die Münzsammlung und den Schmuck, an dem schöne Erinnerungen hängen. Bis die Eigentümer wieder nach Hause kommen, sind die Einbrecher längst weg.
Für die Bewohner stellt es eine große psychische Belastung dar, wenn ins eigene Haus eingebrochen wurde. Vom finanziellen Schaden einmal abgesehen, kommen die Leute lange Zeit danach nicht mehr unbekümmert nach Hause. Egal wie sehr sie geputzt, aufgeräumt und renoviert haben, egal wie sicher das Haus mittlerweile ist: Die Privatsphäre wurde verletzt.
Weil die Zahl der Wohnungseinbrüche in der Region stark gestiegen ist und die Menschen in der Region dadurch verunsichert waren, hatte das Polizeipräsidium Schwaben Süd/West im Oktober vergangenen Jahres die „Sonderkommission (Soko) Wohnungseinbruch“gegründet. Sie war unter Leitung des Neu-Ulmer Kriminaldirektors Michael Keck mit 25 Beamten im Bereich des Präsidiums, das die Landkreise Neu-Ulm, Günzburg und das Allgäu umfasst, tätig.
Die Soko hatte viel zu tun: Im Landkreis Neu-Ulm gab es 2012 noch 71 Fälle, 2016 schon 126 Einbrüche (wir berichteten). Die schon bisher ausführlichen Ermittlungen sollten durch die neue Soko noch intensiver werden. Nun, sechs Monate später, ziehen die Beamten Bilanz.
Einbrüche sind um rund 43 Prozent zurückgegangen
Und diese fällt äußerst positiv aus: In dem Zeitraum, in dem die Soko aktiv war, registrierte die Polizei im gesamten Gebiet des Präsidiums rund 200 Einbrüche. Ein Jahr zuvor waren es im gleichen Zeitraum rund 150 Fälle mehr – die Einbrüche sind also um rund 43 Prozent zurückgegangen.
„Die Soko Wohnungseinbruch hat sich gelohnt“, fasst Polizeipräsident Werner Strößner zusammen. Im Landkreis zählte die Polizei von Oktober 2017 bis März 2018 insgesamt 43 Einbrüche, 15 davon in der Stadt Neu-Ulm.
Einen Teil des Rückgangs kann man schon in der Statistik des vergangenen Jahres sehen. Die Zahl der Einbrüche im Landkreis sank von 126 (2016) auf 99 (2017). Interessant: Mittwochs wird am meisten eingebrochen und zeitlich ist die Wahrscheinlichkeit zwischen 17 und 20 Uhr am höchsten.
Ein wichtiger Teil der Soko-Arbeit war beispielsweise auch die große Verkehrskontrolle an der B 28 bei Senden im November. Dort wurden rund 600 Leute in 400 Fahrzeugen überprüft. Die Aktion wurde als sehr erfolgreich beschrieben.
Denn neben einigen Verstößen konnte die Polizei interessante Daten zu möglichen Einbrechern sammeln. Ein Verdächtiger, der in die Kontrolle geriet, sei aus dem Ruhrpott und mit einem Mietwagen aus Hamburg unterwegs gewesen, sagte Strößner. Solche Kontrollen seien deswegen umso wichtiger, weil die potenziellen Einbrecher nicht damit rechnen – und auf der Autobahn nicht mehr wegkönnen. „Die Infos sind wichtig, um etwas über die Reisewege der Täter zu erfahren“, sagt Strößner.
Zudem verstärkte die Polizei in den vergangenen Monaten ihre Arbeit in der Öffentlichkeit. Auch in Neu-Ulm suchten Beamte das Gespräch zu Bürgern und erinnerten sie an die Notrufnummer 110.
„Immer wieder erhalten wir durch Passanten Hinweise, die nicht selten zur Ermittlung und Festnahme von Einbrechern führen“, betont Strößner. Das zeigt auch ein Fall aus Illerberg: Dort hörte ein Anwohner Ende März Geräusche im Nebenhaus und sah das Licht von Taschenlampen. Er wusste, dass seine Nachbarn im Urlaub sind, und rief deswegen sofort die Polizei. Die erwischte zwei Jugendliche auf frischer Tat.
Entscheidung über Fortführung im Herbst
Obwohl die Soko erfolgreich gearbeitet habe, wird sie eingestellt. Die Idee war von Anfang an, das Modell sechs Monate lang auszuprobieren. Nun werden Erfahrungen ausgewertet. „Eine Soko wird immer nur für besondere Situationen gegründet“, erklärt Kriminaldirektor Michael Keck. Ob die Arbeit im Herbst erneut aufgenommen wird, entscheidet das Präsidium im Sommer. „Vielleicht ergibt sich bis dahin auch ein neuer Schwerpunkt“, sagt Polizeipräsident Strößner. Doch er beruhigt: Die Polizei kümmere sich weiterhin um Wohnungseinbrüche – und die einzelnen Dienststellen seien durch ihre nun Soko-erfahrenen Mitarbeiter bestens vorbereitet.