Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Die Politik ist gefordert
Es war nur ein Nebensatz – und doch klang es fast wie der Hilferuf eines überlasteten Polizisten. Zwei Jahre lang bleibt Beweismaterial, mit dem man vielleicht pädophilen Kriminellen ihr abscheuliches Handwerk legen könnte, unbeachtet auf dem Schreibtisch eines Hauptkommissars bei der Biberacher Polizei liegen. Und zwar nicht, weil der Kriminalbeamte kein Interesse daran hat – sondern weil ihm schlicht die Zeit, und angesichts der psychischen Belastung vielleicht auch die Kraft dazu fehlte.
Das Polizeipräsidium Ulm räumt Personalknappheit ein. Weil das ein bundesweit verbreitetes Problem ist, ist es nicht auszuschließen, dass der Biberacher Fall nur die Spitze eines Eisbergs ist. Gerade vor dem Hintergrund der jüngsten Schlagzeilen über den neunjährigen Jungen aus Staufen bei Freiburg, der von zahlreichen pädophilen Sexualtriebtätern aufs Übelste missbraucht worden ist, mag man sich gar nicht vorstellen, dass in den Unterlagen auf dem Biberacher Schreibtisch vielleicht Hinweise auf weitere geisteskranke Monster schlummern – und das seit zwei Jahren.
Um das nochmals klar zu betonen: Den bedauernswerten Polizisten trifft keinerlei Schuld. Die Politik ist gefordert, solche Hilferufe ernst zu nehmen, und neben Personaloffensiven auch jede weitere, möglichst schnell wirksame Unterstützung für die Ermittlungsbehörden mit Nachdruck voranzutreiben.
Die Politik, wenn auch nur die lokale, ist bei einem ganz anderen Thema gefordert: dem Mobipark der Familie Färber im Freizeitbereich Rißtal. Vielleicht bräuchte man die Frage, ob der Betrieb der Festscheune und nun des Niedrigseilgartens baurechtlich in Ordnung ist oder nicht, gar nicht so sehr zu einer öffentlichen Angelegenheit machen. Es könnte auch einfach eine Sache der Stadtverwaltung sein, das mit dem Betreiber intern zu regeln. Da sich dort draußen aber schon seit vielen Jahren Vereine nicht wie gewünscht entwickeln können, weil es mit Verweis auf den Bebauungsplan keine Genehmigung für Projekte bis hin zur Anordnung von Rückbaumaßnahmen gibt, ist der Umgang der Stadtverwaltung mit den Mobipark-Betreibern für die Öffentlichkeit sehr wohl von Belang.
Und man würde sich daher etwas mehr Aufklärung wünschen als schwammige Aussagen, welche die baurechtliche Situation im Dunkeln lassen. Auch der Verweis auf ein „schwebendes Verfahren“, mit dem die SZ schon mehrfach vertröstet wurde, ist auf Dauer nicht akzeptabel. Sprich: Klartext ist gefragt.
Dabei geht es nicht darum, den Mobipark zu torpedieren. Viele betrachten das vielfältige Angebot als Bereicherung für Laupheim, und die Bemühungen der Familie Färber, die Anlage in Einklang mit der Natur zu bringen, sind erkennbar. Nur sollten Stadtverwaltung und Gemeinderat endlich mal deutlich machen, was man dort draußen eigentlich möchte und was nicht. Und entsprechende Regeln aufstellen, die für alle gelten.
r.schick@schwaebische.de